Andenken an den treuen Vierbeiner: Tierkrematorien in Tschechien verzeichnen steigende Nachfrage

In Zeiten von Krise und Inflation sparen die Menschen in Tschechien an vielem – aber offenbar nicht an einem würdigen Abschied von ihren verstorbenen Haustieren. Das Tierkrematorium im westböhmischen Chodov / Chodau jedenfalls registriert eine steigende Nachfrage. Und die betrifft schon längst nicht mehr nur die Einäscherung von Hunden, sondern auch von anderen Kleintieren.

Bei „Pet Heaven“ kann man rund um die Uhr anrufen. Das Tierkrematorium in Chodov, 25 Kilometer südlich von Karlovy Vary / Karlsbad, steht seinen Klienten jederzeit zur Seite und kümmert sich um die Abholung und Verbrennung verstorbener Haustiere. Die Dienste der Einrichtung hat auch Lukáš genutzt, dessen Hündin Fíbí vor kurzem gestorben ist:

„Ich habe mir einen Abdruck von Fíbís Pfote machen lassen, um ein Andenken zu haben. Um die Urne habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht und ein einfaches Model aus Plastik genommen. Denn ich will ihre Asche noch verstreuen und nur ein wenig davon behalten.“

Foto: Andrea Strohmaierová,  Tschechischer Rundfunk

Der Preis einer Einäscherung ist abhängig von der Größe des Tieres und beläuft sich für einen mittelgroßen Hund auf 5000 Kronen (etwa 200 Euro). Nicht lange habe er für die Entscheidung gebraucht, sich an das Krematorium zu wenden, fährt Lukáš fort:

„Das ist innerhalb eines Tages passiert. Als es meiner Hündin schlecht ging und ich sie einschläfern lassen musste, habe ich sofort auch die Einäscherung geregelt. Denn dadurch kann Fíbí weiterhin bei mir bleiben.“

Bei „Pet Heaven“ sei alles absolut professionell erledigt worden, lobt der Hundehalter anschließend. Das hört Zdeňka Šlárová sicher gern. Sie ist die Direktorin und Begründerin der Einrichtung. Gerade bespricht sie sich mit ihrem Mitarbeiter Luděk. Eben habe eine Klientin aus Karlsbad angerufen und um die Abholung ihrer Katze gebeten, die etwa vier Kilogramm wiege, so die Chefin. Er könne in 30 Minuten dort sein und sich darum kümmern, entgegnet der Mitarbeiter und berichtet von dem bisherigen Tagesablauf:

„Heute Morgen haben wir ein Meerschweinchen angenommen. Und eine halbe Stunde später war die Übergabe der Gedenkurne für die Hündin Adelka.“

2018 wurde das Tierkrematorium unter Nutzung von EU-Fördermitteln gebaut. „Pet Heaven“ ist ein soziales Unternehmen. Hier sind Menschen mit unterschiedlichen Handicaps beschäftigt, die es auf dem Arbeitsmarkt schwer haben. Das Konzept ist erfolgreich. Denn mit jedem Jahr würde die Zahl der Aufträge leicht ansteigen, berichtet Šlárová:

Foto: Andrea Strohmaierová,  Tschechischer Rundfunk

„Es ist nicht so, dass immer mehr Haustiere sterben würden. Vielmehr wissen immer mehr Menschen von uns. Und sie denken eben schon rechtzeitig an den Tod ihrer tierischen Freunde.“

Und auch der Kundenkreis habe sich merklich vergrößert, so die Direktorin:

„Am Anfang waren wir vor allem bei den Hundehaltern bekannt. Inzwischen zählen zu unseren Klienten zum Beispiel auch die Besitzer von Wellensittichen. Und eine Frau, die sich regelmäßig an uns wendet, züchtet Frettchen. Zudem arbeiten wir viel mit Katzenzüchtern zusammen. Die Skala unserer Klienten ist also sehr breitgefächert.“

Seit seiner Eröffnung hat „Pet Heaven“ nicht nur die Corona-Pandemie überstanden, sondern auch die Energiekrise. Wegen der hohen Gaskosten hätten die Preise für die einzelnen Dienstleistungen zwar etwas angezogen werden müssen, räumt Šlárová ein. Aber derzeit sei die Lage im Unternehmen stabil.

Dies scheint ein allgemeiner Trend in Tschechien zu sein. Neun Tierkrematorien gibt es hierzulande, und insgesamt vermeldet die Branche derzeit bis zu 30 Prozent mehr Nachfrage als noch vor einem Jahr.

Autoren: Daniela Honigmann , Andrea Strohmaierová | Quelle: Český rozhlas
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