Wenn der Staubsauger mithört…

iRobot (Foto: Tod Kurt, Flickr, CC BY-NC 2.0)
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Überall wird gelauscht, und überall will man an die Daten argloser Bürger. Die spitzesten Ohren ehrt der Verein Iuridicum Remedium mit dem Anti-Preis „Big Brother Award“. In diesem Jahr ging es vor allem ums Aufräumen und ums Heiraten.

iRobot  (Foto: Tod Kurt,  Flickr,  CC BY-NC 2.0)
Eigentlich ist der Saugroboter der Firma iRobot ein willkommener Helfer im Haushalt. Für den Verein Iuridicum Remedium hingegen ist er der Spitzel des Jahres und deswegen hat er den „Big Brother Award“ erhalten. Der Staubsauger soll nämlich eine Karte der jeweiligen Wohnung erstellen und könnte diese an Dritte weitergeben. Der Hersteller sieht darin jedoch kein Problem. Man sammle keine Daten ohne Zustimmung des Kunden, meldete das US-Unternehmen als Reaktion auf die Preisvergabe. Ganz so einfach sei das aber nicht, meint Jan Vobořil. Er ist Jurymitglied beim „Big Brother Award“ und Vorsitzender des Vereins:

„Oft lässt sich gar nicht abschätzen, was solche Unternehmen mit einer Zustimmung zur Datenschutzrichtlinie alles anstellen können.“

Aus diesem Grund wurde in diesem Jahr auch wieder Facebook in der Kategorie der langfristigen Spitzel geehrt. Das soziale Netzwerk hat nämlich immer noch keine Klarheit geschaffen bei seinen Regeln zum Datenschutz.

Jan Vobořil  (Foto: YouTube)
Als größter Amtsspion wurde in diesem Jahr die Finanzverwaltung ausgezeichnet. Grund dafür ist die Praxis, Brautpaare über die Zahl ihrer Hochzeitsgäste und den Ausrichter des jeweiligen Caterings auszuquetschen. Damit sollten mutmaßliche Steuerbetrügereien beispielsweise in Restaurants aufgedeckt werden. Dazu Jan Vobořil:

„Die Finanzverwaltung hat flächendeckend bei den Standesämtern nachgeforscht, wer wann und wo geheiratet hat. Die Brautpaare wurden von den zuständigen Finanzämtern über den Ausrichter ihres Hochzeitsessens ausgefragt. Die Ämter haben nach dem Schleppnetz-Prinzip gehandelt, um ja niemanden entwischen zu lassen. Wenn sich die Finanzverwaltung da auf ihre Vollmachten beruft, dann ist bald wirklich alles möglich.“

Big Brother Award  (Foto: Markéta Kachlíková)
Die Finanzverwaltung hingegen kann die Kritik an ihrem Vorgehen nicht verstehen. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk verteidigte der Sprecher der Finanzämter, Petr Habáň, den Standpunkt der Behörden:

„Die Beamten haben nach ihrem besten Gewissen und im Einklang mit der Steuergesetzgebung gehandelt. Sie zielten mit ihren Befragungen auf eine Personengruppe ab, die wohl am besten Auskunft geben kann zur Aufklärung von Steuerbetrug.“

Der „Big Brother Award“ wird seit 2005 vergeben. Neben den Anti-Ehrungen gibt es aber auch einen Positivpreis, den dieses Jahr das Magazin dTest bekommen hat. Die Journalisten der Zeitschrift für Qualitätskontrolle führen nämlich seit langem einen Kampf gegen den Missbrauch von Kunden-Bewegungsdaten durch den Internet-Giganten Google.