Prager Burgwache feiert ihr 100-jähriges Bestehen
Ende Oktober 1918 wurde die Tschechoslowakei gegründet. Der neu entstandene Staat musste sich darauf schnell organisieren. Dazu gehörte auch die Gründung der Prager Burgwache zum Schutz des Präsidenten. Sie wurde vor genau 100 Jahren, am 7. Dezember 1918, ins Leben gerufen.
„Präsident Masaryk gab am 6. Dezember den Befehl zur Schaffung einer Hundertschaft für seinen Schutz. Sie wurde aus der 28. Prager Infanterieeinheit gebildet und bestand aus 166 Mann. Bereits einen Tag später nahm die Wache ihren Dienst an der Prager Burg auf.“
Doch auch davor war der Präsident nicht ohne Schutz. Diese Aufgabe hatte eine Abteilung des Prager Sokol-Turnvereins wahrgenommen. Die Mitglieder dieses Turnsportbundes galten als sehr diszipliniert. Mit der Einführung der Burgwache wurde dann aber eine militärische Einheit geschaffen, die nicht nur ihre Schutzfunktion erfüllte, sondern auch repräsentative Aufgaben übernahm.
Während des Zweiten Weltkriegs war der tschechische Teil des Landes von den Deutschen besetzt und zum „Protektorat Böhmen und Mähren“ erklärt worden. In dieser Zeit musste eine Art Leibwache gleich zwei Präsidenten dienen, sagt Militärhistoriker Zdeněk Špitálník:„Obwohl die ursprüngliche Burgwache aufgelöst wurde, entstanden während des Krieges zwei neue Wacheinheiten. Die erste gehörte zur Regierungsarmee des Protektorats und hatte die Aufgabe, Präsident Emil Hácha beziehungsweise den dritten Hof der Prager Burg zu schützen. Zur gleichen Zeit fungierte in Großbritannien eine Wachformation zum Schutz des Präsidenten der tschechischen Exilregierung, Edvard Beneš. Nach dem Krieg war diese Einheit die Basis für die Wiederentstehung der Prager Burgwache.“
Das erneute Wirken der Burgwache dauerte indes nur drei Jahre. Mit der Machtübernahme der Kommunisten wurde diese Einheit quasi durch eine Abteilung der berüchtigten Staatssicherheit ersetzt. Zur wirklichen Wiederbelebung der Burgwache kam es daher erst nach der politischen Wende von 1989 und der Entstehung der föderalen Tschechoslowakei. Diese Formation unterschied sich aber ziemlich deutlich von ihren Vorgängern, bemerkt Špitálník:
„Die größte Veränderung konnte man gleich auf den ersten Blick feststellen, denn diese Wache trug jetzt ganz neue Uniformen, die aus der Werkstatt des berühmten Filmschaffenden Theodor Pištek stammten. Die Uniformen und weitere Sichtelemente entstanden auf Wunsch von Präsident Václav Havel. Er hat einen nicht unerheblichen Anteil am äußeren Erscheinungsbild der heutigen Burgwache.“Gegenwärtig besteht die Burgwache mit all ihren Funktionsbereichen aus 715 Personen – 73 Offiziere, 96 Fähnriche, 503 Unteroffiziere und 43 Zivilangestellte. Wer aber dieser Einheit angehören will, muss hohe Anforderungen erfüllen, bestätigt Špitálník:
„Brillenträger können dort zum Beispiel nicht dienen. Die Anwärter müssen zudem das Gardemaß von 1,78 bis 1,88 Meter haben. Außerdem muss ein Bewerber neben seiner physischen Tauglichkeit auch eine sicherheitsrelevante Eignung nachweisen.“
Aus Anlass ihres 100. Geburtstags hält die Burgwache am Freitag eine Ehrenparade ab. An der Zeremonie nehmen neben Staatsoberhaupt Miloš Zeman auch eine Abordnung der Ehrenwache des slowakischen Präsidenten sowie Vertreter des tschechischen Sokol-Vereins teil. Allen Angehörigen der Wache wird Präsident Zeman eine Erinnerungsmedaille überreichen.