Junge Südeuropäer kommen immer öfter zum Arbeiten nach Tschechien

Illustrationsfoto: Ernesto Eslava, Pixabay / CC0

Absolventen europäischer Universitäten und Fachschulen finden heute leichter einen Job als früher. Laut Eurostat lag der Beschäftigungsgrad der Hochschul-Abgänger in der EU im vergangenen Jahr bei über 80 Prozent. Die beste Quote hatte Malta, Tschechien folgte bereits auf Platz drei. Das macht den hiesigen Arbeitsmarkt auch für junge Leute aus Südeuropa attraktiv.

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„Ich bin Grafikdesignerin. Nach dem Studium hatte ich erstmal keine Arbeit. Ich habe mich also dazu entschieden, meine Heimat zu verlassen. Im Jahr 2013 kam ich zu einem dreimonatigen Praktikum nach Tschechien. Wir konnten uns aussuchen, wo wir es machen wollten, und ich wählte Prag.“

Mit diesen Worten schilderte die 33-jährige Josefi aus Spanien in einem Gespräch für den Tschechischen Rundfunk die Vorgeschichte ihres Umzugs. Denn nach dem Praktikum entschied sie sich erneut – für Tschechien. Sie hatte zwar noch keine Arbeit, wollte aber hierbleiben. Der Anfang in Prag war jedoch nicht leicht. Bevor sie eine Anstellung als Grafikerin fand, jobbte sie beispielsweise als Kellnerin. Jetzt aber hat sie festen Boden unter den Füßen und könnte sich auch damit anfreunden, für immer an der Moldau zu bleiben. Eine Rückkehr nach Spanien schwebt ihr momentan jedenfalls nicht vor.

Jiří Halbrštát  (Foto: Archiv von ManpowerGroup)
„Es gibt viele Gründe, weshalb junge Spanier keine Arbeit finden. Einer ist sicher die andauernde Wirtschaftskrise im Land. Meiner Meinung nach ist die Qualifikation junger Menschen in meiner Heimat in den letzten zehn Jahren gestiegen, demgegenüber aber ist der Beschäftigungsgrad gefallen. Das hat zur Folge, dass unzählige Absolventen keine Arbeit in ihrem Fachgebiet finden und so auf weniger qualifizierte Posten ausweichen. Doch auch dort sind die Möglichkeiten begrenzt. Von daher bleibt einem nichts anderes übrig, als sich im Ausland nach Jobs umzuschauen, für die man studiert hat.“

Nach Aussage von Jiří Halbrštát von der Personalagentur ManpowerGroup zieht es die Spanier größtenteils nach Deutschland, weil dort in etwa vergleichbare oder aber bessere Löhne gezahlt würden als in Spanien. Nach Tschechien kommen derzeit vor allem Menschen aus Griechenland. Den Angaben von Eurostat zufolge verzeichnete gerade der Mittelmeerstaat im vergangenen Jahr die höchste Arbeitslosigkeit aller EU-Länder. Laut Halbrštát fragen momentan 150 bis 200 Griechen monatlich in Tschechien an, ob es Arbeit gäbe:

„In Griechenland ist die wirtschaftliche Lage besonders im Binnenland trist. Die Menschen sind dort seit langer Zeit ohne Arbeit, es gibt kaum Angebote, viele Familien sind verschuldet. Deswegen gehen vor allem Väter zum Arbeiten ins Ausland, um wenigstens das Geld für die Schuldentilgung zu erwirtschaften.“

Illustrationsfoto: Ernesto Eslava,  Pixabay / CC0
Die Tschechische Republik ist gegenwärtig ein erstrebenswertes Ziel für Südeuropäer. Laut Eurostat lag der Beschäftigungsgrad für Absolventen im Jahr 2017 bei 90 Prozent, und die Arbeitslosigkeit liegt hierzulande bei weniger als drei Prozent. Martin Bačkovský ist Sprecher des Arbeitsministeriums. Er erläutert die Zusammenhänge:

„Allein über das Arbeitsamt bieten tschechische Arbeitgeber aktuell mehr als 300.000 freie Stellen an. Darunter sind 70.000 Plätze, bei denen die Arbeitgeber bereit sind, auf direkten Weg auch Berufsanfänger einzustellen. Vor einigen Jahren war gerade die fehlende Praxis oft ein nachteiliger Faktor bei der Arbeitssuche. Heute aber ist es so: Auf einen beim Arbeitsamt registrierten Absolventen entfallen im Schnitt zehn gemeldete freie Arbeitsplätze.“

Tomáš-Baťa-Universität in Zlín | Foto: Kristýna Maková,  Radio Prague International
Mittlerweile haben auch schon einige Hochschulen die Initiative ergriffen, um ihren Studenten bei der Arbeitssuche zu helfen. So organisiert beispielsweise die Tomáš-Baťa-Universität in Zlín jedes Jahr eine sogenannte Job Opportunity Messe. Im vergangenen Jahr nahmen daran über 70 Arbeitgeber aus ganz Tschechien teil. Nach Auskunft des Arbeitsministeriums suchen die Absolventen am häufigsten im September nach Arbeit. Im vorigen Jahr wurden aus ihren Reihen über 15.000 Arbeitssuchende gezählt, im Jahr 2016 war es sogar noch ein Viertel mehr.