Arbeitskräftemangel noch höher als gedacht

Foto: Tero Vesalainen, Pixabay / CC0

Industrie- und Handelskammer verweist auf ernsthafte Probleme auf dem tschechischen Arbeitsmarkt.

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In tschechischen Betrieben fehlen derzeit mehr Arbeitskräfte, als offizielle Statistiken zeigen. Die tschechische Industrie- und Handelskammer schätzt, dass insgesamt rund 300.000 Arbeitskräfte hierzulande fehlen. Die Rekordzahl an unbesetzten Arbeitsplätzen schadet der tschechischen Wirtschaft laut der Kammer sehr. Die Staatskasse verliere dadurch mindestens 84 Milliarden Kronen (3,3 Milliarden Euro) an Steuereinnahmen pro Jahr, heißt es in der jüngsten Analyse der Industrie- und Handelskammer.

Der Arbeitskräftemangel betreffe fast jedes Unternehmen hierzulande. In der Tschechischen Republik gibt es laut der Industrie- und Handelskammer 280.000 Arbeitsgeber, im Durchschnitt fehlt daher in jeder Firma mehr als eine Arbeitskraft. Die Firmen schreiben freie Stellen allerdings nicht immer über das Arbeitsamt aus, sondern inserieren direkt auf Webportalen oder bei Personalagenturen.

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„Nach Meinung vieler Arbeitgeber ist die Möglichkeit, das Arbeitsamt zu nutzen, fast ausgeschöpft. In Folge der hohen Nachfrage nach Arbeitskräften und der Tatsache, dass die dort geführten Personen nicht sehr arbeitsfreudig sind“, führte der Sprecher der Industrie- und Handelskammer Miroslav Diro an. Der größte Mangel besteht im Handwerk, etwa Tischler, Zimmermänner, Steinmetze, Maler und Ofensetzer werden händeringend gesucht. Eine hohe Nachfrage herrscht auch bei Bäckern, Zuckerbäckern, Köchen, Metzgern, Schneidern, Fahrern, qualifizierten Arbeitskräften im Elektro- und Energiebereich und Lagerarbeitern.

Pavel Sobíšek  (Foto: YouTube Kanal Investicniweb)
Die Industrie- und Handelskammer vermittelte seit August 2016 rund 15.000 überwiegend Handwerkern aus der Ukraine eine Arbeit in Tschechien. Monatlich habe man Anfragen von in etwa 2000 Firmen, hieß es seitens der Industrie- und Handelskammer. Aktuell bearbeitet sie die Anträge von Arbeitnehmern aus den Philippinen und aus der Mongolei. In Tschechien arbeiten auch immer mehr Arbeitskräfte aus den EU-Ländern, vor allem aus Spanien, Griechenland und Italien.

Die Arbeitslosenzahlen in Tschechien sind erneut gesunken, wie das Arbeitsamt jüngst bekanntgab. Im April lag die Quote bei 3,2. Insgesamt 242.789 Menschen hatten keine Beschäftigung. Dies war die niedrigste Zahl seit dem August 1997. Gleichzeitig standen 267.107 freie Arbeitsplätze zur Verfügung. Im April habe es somit zum ersten Mal mehr freie Arbeitsplätze als Arbeitslose gegeben, wie der Chefökonom der UniCredit Bank Pavel Sobíšek mitteilte.