Laterna Magika – erstes multimediales Theater

Foto: Kristýna Maková, Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag

Vor 60 Jahren brachte die Laterna Magika zum ersten Mal eine Kombination von Theater, Tanz, Musik und Film auf die Bühne.

Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Das Kulturprogramm unter dem Titel „Laterna Magika“ wurde bei der Weltausstellung in Brüssel 1958 erstmals aufgeführt. Bei der Inszenierung auf der Expo kam eine Kombination von Schauspielkunst, Tanz, Filmprojektion, Licht und weiteren audiovisuellen Technologien auf der Bühne zusammen.

Der Regisseur Alfréd Radok und der Bühnenbildner Josef Svoboda waren damals beauftragt, die tschechische Kultur auf ungewöhnliche Weise bei der Weltausstellung zu präsentieren. Die Vorbereitungen dauerten mehrere Jahre lang. Das Ergebnis sorgte in Belgien für großen Widerhall. In den Medien wurde damals beschrieben, wie die Menschen darum rangen, in den kleinen Saal des tschechoslowakischen Pavillons zu kommen. Dort gab es täglich Vorstellungen.

Einer der Begründer der Laterna Magika und später ihr langjähriger künstlerischer Leiter war der 2002 verstorbene Bühnenbildner Josef Svoboda:

Josef Svoboda  (Foto: Archiv des Nationaltheaters in Prag)
„Es war ein Schritt vorwärts. Zumindest indem wir Theaterautoren angesprochen haben. Modernes Theater lässt sich nicht anders gestalten. Man kann nicht abwarten, bis die Autoren etwas schreiben und anbieten. Die Texte müssen in unmittelbarer Zusammenarbeit mit dem Theater entstehen.“

Zustandegekommen ist eine neue Form des multimedialen Theaters: Ein Musiker auf der Bühne wurde von weiteren Musikern im Film begleitet. Ein Tänzer bewegte sich auf der Bühne, seine Partnerin auf der Filmleinwand.

Nach dem Erfolg in Brüssel nahm das erste multimediale Theater der Welt 1959 in Prag seinen regelmäßigen Betrieb auf. Eine der berühmtesten Inszenierungen der Laterna Magika ist „Der zauberhafte Zirkus“. Sie entstand 1977 und wird bis heute gespielt. Mehr als 6000 Reprisen fanden bisher statt. Zu den Tänzern, die damals an der Premiere beteiligt waren, gehörte auch Pavel Veselý:

„In der Laterna Magika galt immer: Das Geschehen auf der Bühne muss sich dem Film teilweise unterordnen. Die beiden Komponenten sollten ausgewogen sein: Wenn man sensationelle Ballettleistungen auf der Bühne zeigen würde, würden die Zuschauer den Rest nicht wahrnehmen. Und umgekehrt wäre es ebenso schlecht. Die Choreographien standen immer in einem Zusammenspiel mit dem Film.“

Foto: Hana Smejkalová,  Archiv des Nationaltheaters in Prag
Mit seinen Inszenierungen reiste das Ensemble zu Gastspielen in der ganzen Welt. Die Laterna Magika stellte sich unter anderem bei den Weltausstellungen in Montreal 1967 und in Osaka 1970 vor, in der jüngeren Geschichte dann bei den Olympischen Spielen in Athen 2004. Anlässlich des 60. Jubiläums ist ein Buch erschienen. Es enthält Gespräche mit ehemaligen Künstlern der Laterna Magika.