August 1968 im Fokus: Josef Koudelka wird 80
Der tschechische Fotograf wurde durch seine Bilder der Ereignisse nach dem Einmarsch der Truppen des Warschauer Paktes in die Tschechoslowakei berühmt.
Josef Koudelka hat in seinen Fotos die besetzte Stadt und ihre Bewohner dokumentiert. Gegenüber dem Tschechischen Rundfunk erinnerte er sich vor einigen Jahren an den 21. August 1968:
„Ohne nachzudenken, nahm ich meine Fotoapparate und Filme und ging raus. Die Intuition führte mich zum Gebäude des Tschechoslowakischen Rundfunks. Ich hatte dabei die Fotografien von dort aus dem Jahr 1945 im Kopf. Noch im Dunkeln kam ich zum Rundfunkgebäude, aber dort versammelten sich bereits viele Menschen.“
Koudelka war an dem Ort, an dem sich die dramatischsten und tragischsten Ereignisse der sowjetischen Besetzung abspielten.
„Ich war mir irgendwie sehr sicher, dass mir nichts Böses passieren würde. Das hat mir wohl geholfen, dass ich anders als andere Fotografen fotografiert habe. Es war sehr einfach, die Aufnahmen zu machen. Am Schwierigsten ist es, wenn nichts geschieht. Dort rannte ich jedoch von hier nach dort und reagierte auf alles, was um mich los war. Ich habe mehr als 200 Filme verbraucht.“Koudelka emigrierte nach dem Einmarsch aus der Tschechoslowakei. Seine Bilder vom August 1968 nahm er mit. Sie wurden im Westen veröffentlicht, ihr Autor blieb aber wegen möglicher Repressalien gegen seine Eltern bis 1984 anonym. In seiner Heimat wurden die Bilder erst nach der Wende publiziert. 2008 entstand daraus ein Bildband unter dem Titel „Invasion 1968“.
Von 1970 bis 1989 lebte Josef Koudelka in Frankreich, nach der politischen Wende pendelte er zwischen seiner alten und seiner neuen Heimat. Er ist Mitglied der berühmten Fotoagentur Magnum Photos. In den zurückliegenden Jahren hat er vor allem die sich durch Menschenhand wandelnde Landschaft Europas in Aufnahmen festgehalten.