„Jesuleins Enkel“ erfüllen Senioren-Wünsche

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks

Tschechischer Rundfunk organisiert Christkind-Spenderaktion für Senioren, die in Altersheimen in ganz Tschechien leben.

Papst Franziskus mit Jarmila Vrzáčková  (Foto: Servizio Fotografico - L'Osservatore Romano)
„Ich möchte Papst Franziskus treffen.“ Das schrieb die 83-jährige Jarmila Vrzáčková aus Třebíč / Trebitsch. Ihr Wunsch war einer von Tausenden, die schließlich erfüllt werden konnten. Dank den Spendern und Vermittlern konnte sich Jarmila Vrzáčková mit ihrer Pflegerin einer Pilgergruppe aus České Budejovice / Budweis anschließen. Am 12. 12. war sie dann dabei bei der Generalaudienz in der Aula Pauls IV. im Vatikan.

„Ich bin sehr froh, dass der Papst mich gesegnet hat. Ich hätte mir nie gedacht, dass der Heilige Vater mich segnen würde. Und auch nicht, dass ich mal so weit reise. Er ist sogar direkt zu mir gekommen. Ich bin glücklich wie ein Kind. Es ist ein besonderes Glück.“

Audienz beim Papst und Treffen mit Karel Gott

Die Audienz beim Papst war einer der größten Wünsche, die die „Enkel“ erfüllt haben. Viel einfachere Geschenke hat man beispielsweise im Heim zum Antonius im nordböhmischen Liberec / Reichenberg ausgepackt. Manche „Jesuleins Enkel“ schickten ihre Geschenke per Post, drei Wunschpaten brachten ihre Geschenke persönlich vorbei und lernten ihre Senioren kennen. Die 86-jährige Libuše hat ein Pflege-Set bekommen:

„Ich habe etwas erwartet, aber dass das Paket so groß sein wird, das nicht. Es ist lieb, es ist menschlich.“

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks
Auch Josef und Alena haben ein recht großes Paket bekommen:

„Es sind lauter Leckerbissen. Wir teilen sie unter uns auf. Wir waren sehr überrascht und möchten uns sehr dafür bedanken. Es schreibt uns eine Frau aus Südböhmen, sie würde sich freuen, wenn wir uns näher kennenlernen würden. Wir freuen uns darauf.“

Es ist einfach, ein Enkel des Christkindes zu werden. Auf der Webseite jeziskovavnoucata.cz sucht man sich in der Liste einen Wunsch aus, klickt ihn an und erfüllt ihn danach. Man kann je nach dem Ort, nach dem Preis, oder nach der Art der Wünsche wählen.

Das Projekt wurde vom Tschechischen Rundfunk in diesem Jahr zum ersten Mal in einem großen Umfang umgesetzt. Die Idee dazu wurde aber eigentlich schon im Herbst 2016 geboren, und stammt von einer Rundfunkredakteurin in Jihlava/Iglau. Sie heißt Olga Štrejbarová:

Olga Štrejbarová  (Foto: Khalil Baalbaki,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich habe damals eine Reportage in einem Seniorenheim gemacht. Dabei habe ich den Leiter gefragt, ob die Senioren Geschenke zu Weihnachten bekommen. Mir ist nämlich aufgefallen, dass es dort ziemlich viele Menschen gibt, die keine Verwandten haben. Oder aber, sie werden von ihreR Familie einfach nicht besucht. Der Leiter hat gelächelt und mir gesagt, dass Geschenke in solchen Fällen eher selten kommen. Ich wollte das ändern.“

Štrejbarová hat alle Seniorenheime im Kreis Vysočina angeschrieben und die Bewohner aufgefordert, einen Brief an das Christkind zu schreiben. Nachdem sie die erste Antwort von einem Seniorenheim in Třebíč bekommen hat, gründete sie eine Facebook-Gruppe.

Sie habe dort die Liste mit den Wünschen ausgehängt und die Menschen gebeten, diese zu erfüllen. Sie hatte dabei die ganze Zeit Angst, dass das Projekt schieflaufen würde, so Štrejbarová:

Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Ich habe bei den alten Menschen eine Hoffnung geweckt und hatte Angst, dass diese Hoffnung nun enttäuscht werden könnte. Aber die Wünsche von der Liste waren innerhalb von zwei Stunden vergriffen.“

Es meldeten sich weitere Seniorenheime, es wurden weitere Listen erstellt und weitere Wünsche erfüllt. So entstand die Spenderaktion „Die Enkel des Christkindes“.

„Es kam mir symbolisch vor: Wir, die Spender, sind quasi die Enkel, die diese Senioren nicht haben. Wir können ihnen das geben, was sie vermissen. Und da die Aktion im Advent stattfindet und da wir Weihnachtsgeschenke verteilt und Weihnachtsträume erfüllt haben, haben wir uns ‚Jesuleins Enkel‘ genannt.“

Räucherfleisch, Blasharmonika und Vogelbude

Senioren wollten sich mit Karel Gott treffen  (Foto: Khalil Baalbaki,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Im „nullten“ Jahrgang wurden etwa 600 Wünsche erfüllt. Nun, ein Jahr später, sind es schon knapp 13.000 Träume. Olga Štrejbarová:

„Es gibt sehr bescheidene Wünsche, wie etwa ein Glas Gurken oder ein Feuerzeug. Sehr oft haben sich die Senioren Erlebnisse gewünscht. Ein Flug mit dem Hubschrauber, mit dem Ballon und ähnliches. Eine Frau, die bei der Bahn gearbeitet hat, wollte mit dem Zug fahren. Und jemand hat tatsächlich ihren Wunsch erfüllt.“

Die Rentnerin Jiřina hat sich gewünscht, einen Kaffee mit Karel Gott zu trinken. Auch weitere Senioren wollten sich mit dem populären Sänger treffen. Ihr Wunsch ging schließlich an einem Nachmittag im Studio 2 des Tschechischen Rundfunks in Erfüllung:

Foto: Blanka Mazalová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Das ist eine große Verantwortung. Ein Geschenk kann auch Enttäuschung bringen, und man ist dann für lange Zeit traurig. Es kann aber auch für eine sehr lange Zeit Freude machen. Ich hoffe, dass ich Freude bereitet habe“, sagte der Meister nach dem Treffen.

Die Familie Šnajdr hat ihr Geschenk ins Seniorenheim in Dvůr Králové gebracht und Herrn Hak beschert. Frau Šnajdr erzählt aber, dass es nicht einfach war, den richtigen Beschenkten zu finden:

„Ich habe lange ein Geschenk ausgewählt. Als die ersten Wünsche auf der Webseite veröffentlicht wurden, tat es mir leid. Es waren teure Sachen wie etwa ein elektrischer Rollstuhl. Ich habe jeden Tag verfolgt, ob da etwas kommt, was ich erfüllen könnte. Wir haben uns dann aber schnell für František Hak entschieden. Er wünschte sich Bier und Räucherfleisch, die auch uns sehr schmecken. Nun können wir das Paket überreichen.“

Im Seniorenheim in Kaplice  (Foto: Michaela Jarošová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Eine Blasharmonika, eine Vogelbude und ein Aquarium kamen im Seniorenheim im südböhmischen Kaplice / Kaplitz an. Die Spenderin und ihre zwei Kinder brachten die Gaben persönlich vorbei:

„Ich glaube, dass die Aktion Sinn macht. Die Menschen kümmern sich nicht so sehr um ihre Senioren wie für kleine Kinder und Tiere.“

Soweit Lucie Žílová. Belohnt wurde sie mit der Freude der beiden bescherten alten Männer sowie einem symbolischen Schlüssel des Seniorenheims.

Der 83-jährige Jan lebt im Seniorenheim in Odry / Odrau. In seiner Jugend gehörte ihm eine Autowerkstatt. Er wünschte sich, ein modernes Autohaus zu besuchen. Lenka Švidrnochová hat ihn mit ihrem Wagen abgeholt und ist mit ihm zu einem Autosalon in Valašské Meziříčí / Walachisch Meseritsch gefahren:

Der 83-jährige Jan in einer Autowerkstatt  (Foto: Michal Polášek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Das ist ein Märchen. Ich habe die Motoren auch immer in Ordnung gehalten. Ich habe eine kleine Autowerkstatt gehabt, in der ich vor allem Modelle von Škoda repariert habe.“

Zufrieden war nicht nur der Senior, sondern auch seine „Enkelin“ Lenka:

„Es ist sehr schön, wie seine Augen dabei strahlen. Man sieht, dass es ihn interessiert. Er wird für lange ein Thema zum Nachdenken und zum Erzählen haben.“

Erster Besuch in fünf Jahren

Auch die Rundfunkredakteurin Olga Štrejbarová, die die Aktion damals ins Leben gerufen hatte, verteilte selbst einige Geschenke. Bei den persönlichen Treffen könne man sich oft nicht gegen Tränen und Rührung wehren, sagt sie:

Foto: Martin Pařízek,  Archiv des Tschechischen Rundfunks
„Eine meiner Freundinnen und ich haben selbst mehrere Seniorenheime besucht. Einmal haben wir eine Frau besucht, die sich Unterwäsche gewünscht hatte. Wir fanden schon den Wunsch selbst sehr bescheiden. Als wir kamen, griff sie uns an der Hand und interessierte sich überhaupt nicht für das Geschenk. Sie hat uns wie eine Ikone angeschaut und sagte, wir seien ihr erster Besuch in fünf Jahren.“

Bei der Bescherung treffen sich die Wunschpaten oft persönlich mit ihren beschenkten Senioren. Es entstehe da eine Beziehung und die Menschen kämen immer wieder zu Besuch, sagt Štrejbarová. Dies sei ihr zufolge das Schönste an der ganzen Aktion.

„Wenn Ihre Oma sagt, sie wolle kein Geschenk, sie brauche nichts, weil sie alles schon habe, stimmt das. Sie hat ihre Nächsten. Deswegen braucht sie nichts. Wenn jemand allein lebt, reicht es ihm einfach, dass sich andere Menschen für ihn interessieren.“