Erste Fußball-Liga feiert Jubiläum und will Videobeweis einführen

Danny (Foto: ČTK)

Die tschechischen Fußballer stehen vor einer neuen und schwierigen Saison. In genau fünf Wochen müssen sie in der WM-Qualifikation gegen Weltmeister Deutschland ran. Doch zuvor können und werden sie sich in den Punktspielen ihrer 1. Liga in Form bringen. Die höchste Spielklasse des Landes startet an diesem Freitag in ihre Jubiläumssaison.

Dušan Svoboda  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
Die erste Fußball-Liga in der selbständigen Tschechischen Republik startete im Sommer 1993. Nun geht sie in ihre 25. Saison. Und diese wird nicht nur wegen des Jubiläums außergewöhnlich, verspricht Ligaverbandschef Dušan Svoboda:

„Für den Titelträger der neuen Saison eröffnet sich die einmalige Möglichkeit, gleich zwei Vorhaben mit einem Schlag zu realisieren – denn der neue Meister ist direkt für die Gruppenphase der Champions League qualifiziert. Das ist wie ein Jackpot, und den hat es hier lange nicht gegeben.“

Zum letzten Male sei dies vor über zehn Jahren der Fall gewesen, ergänzt Svoboda. Diese große sportliche Chance hat ihre Wirkung dann auch nicht verfehlt. Die Spitzenteams des Landes haben nämlich ihre Kader mächtig aufgerüstet, allen voran die beiden Prager Traditionsvereine Slavia und Sparta. Daher reibt sich Ligaverbandschef Svoboda nun auch die Hände:

Danny  (Foto: ČTK)
„In die tschechische Liga kommen nun Spieler aus Clubs, zu denen die tschechischen Vereine noch unlängst ihre Spieler verkauft haben oder verkaufen wollten. Und jetzt wird dort Verstärkung erworben.“

Nicht wenige der internationalen Kicker, die nun in Tschechien ihr Geld verdienen, sind ausländische Nationalspieler – so der Portugiese Danny, der Türke Halil Altintop oder der Israeli Tal Ben Chaim. Allein das sollte – bitteschön – dafür sorgen, dass das Interesse an der Liga wächst und in dieser Saison noch mehr Besucher in die Stadien strömen. Dušan Svoboda ist aber noch aus einem anderen Grund davon überzeugt, dass es so kommen wird:

„Ein wichtiges Moment für die vor uns liegende Saison ist die Tatsache, dass mit Baník Ostrava und Sigma Olomouc zwei Traditionsvereine in das Oberhaus zurückkehren. Es sind zwei Clubs mit einer starken Fan-Basis und mit modernen Stadien.“

Foto: Kristýna Maková,  Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag
Trotz aller Vorfreude, und so rosarot wie diese Voraussetzungen auch erscheinen: Am Gesamtbild der Liga gibt es immer wieder einiges zu werkeln. Für die neue Saison haben die Verantwortlichen des Ligaverbands dabei zwei Dinge ins Auge gefasst: eine härtere Bestrafung für Schwalbenkönige und die Einführung des Videobeweises. Gerade in der vergangenen Saison hatten bühnenreife Flugeinlagen von Akteuren wiederholt dazu geführt, dass die Schiedsrichter darauf hereinfielen und unberechtigte Straf- oder Freistöße pfiffen. Dadurch wurden mehrfach Spielausgänge beeinflusst. Die jeweiligen Übeltäter, die erst in der späteren Videoanalyse ihres Vergehens überführt wurden, konnten den Regeln zufolge bisher nur mit einer Geldstrafe belegt werden. Ab dieser Saison droht ihnen nun auch ein Spielausschluss für ein oder mehrere Begegnungen, erklärt Svoboda. Und auch der Videobeweis soll helfen, eventuelle Irrtümer noch während des Spiels zu korrigieren. Eigentlich befinde sich diese Neuerung noch in einer zweijährigen Testphase, doch gerade die deutsche Bundesliga will diesen Prozess nun beschleunigen. Sie hat beim Weltverband Fifa eine Ausnahmeregelung erwirkt und wird den Videobeweis bereits in dieser Saison bei sich einführen. Das wiederum habe auch der tschechischen Liga die Tür weit geöffnet, versichert Svoboda:

„Die Möglichkeit, den Videobeweis bei uns einzuführen, besteht schon in der neuen Saison. Es liegt nur an uns, inwieweit wir in der Lage sind, alle dazu erforderlichen Auflagen zu erfüllen. Es ist aber unsere Pflicht, dies so schnell als möglich zu verwirklichen.“

Nach seinen Vorstellungen sollte der Videobeweis mit Beginn der Frühjahrsrunde in der tschechischen Liga eingeführt werden. Bis dahin müsse dieses Instrument jedoch in unteren oder in Nachwuchsligen weiter getestet werden, und es müssten die personellen wie wirtschaftlichen Voraussetzungen dafür geschaffen werden, so Svoboda.

Autor: Lothar Martin
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