Postangestellte streiken für mehr Lohn – trotz Einschüchterungsversuchen
An Weihnachten beschenkt man sich ja gern. Vieles wird dann auch per Post geschickt. Das bedeutet aber ebenso, dass die Postangestellten zusätzlich zu tun bekommen, und das hierzulande bei extrem niedrigen Löhnen. Nun haben einige Postangestellte wenige Tage vor dem Fest gestreikt.
„Das Problem liegt darin, dass der Generaldirektor der Post, Martin Elkán, den Arbeitnehmern einiges verschwiegen hat. So hat er nicht gesagt, dass die Lohnerhöhung von 2,6 Prozent erst nach einer Einschätzung jedes Angestellten ausgezahlt wird. Das heißt, 65 Prozent bekommt man fix, die restlichen 35 Prozent erst auf Grundlage dieser Bewertung.“
Die Arbeit der Postangestellten aber werde nicht gerecht bewertet, dafür sprächen Fakten, bedeutet Dvorský. Und zweitens sei der Monatslohn der Beschäftigten, die man vertrete, sehr niedrig. Er liege rund 6000 Kronen (222 Euro) unter dem Durchschnittslohn in Tschechien. Deshalb fordere man jetzt 2500 Kronen (93 Euro) mehr Geld. Dieser Betrag sei schließlich nur gut ein Drittel der Differenz zum Durchschnittslohn, erläutert Dvorský.Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, riefen die drei kleineren Gewerkschaftsverbände am vergangenen Montag einen zweistündigen Warnstreik aus. Statt der 6200 Arbeitnehmer, die man dazu aufgerufen hatte, nahmen aber nur rund 100 Postangestellte teil. Es waren in erster Linie Arbeiter der großen Sortieranlagen in Prag und Brno / Brünn. Die letztlich enttäuschend niedrige Zahl der Streikenden sei mit großer Sicherheit auch auf den Druck zurückzuführen, der von Seiten des Managements auf die Angestellten ausgeübt wurde, sagt Gewerkschafter Filip Jankovský:
„Wir haben in der Tat einige hundert Beschwerden von Seiten der Arbeitnehmer erhalten, in denen ihnen eindeutig klar gemacht wurde, was passieren könne, wenn sie am Streik teilnehmen würden.“Die Drohungen reichten von Lohnkürzungen bis zum Verlust des Arbeitsplatzes. Das wurde von einem Arbeitnehmer bestätigt:
„Mir wurde mitgeteilt, dass ich im Falle einer Streikteilnahme sowohl in diesem als auch im nächsten Jahr keine Prämien erhalten werde.“
Pressesprecher der Post ist Matyáš Vitík. Er entgegnete diesen Behauptungen:
„Die Leitung der Tschechischen Post hat ihre Arbeitnehmer gewiss nicht erpresst oder eingeschüchtert. Gegenwärtig bewerten wir die Schäden, die durch den Streik entstanden sind. Und die betragen in einigen Segmenten mehrere Millionen Kronen täglich am Umsatz.“Das Management will offenbar die Streikenden dafür verantwortlich machen, dass mit ihrer Maßnahme das Vertrauen der Kunden in die Zuverlässigkeit der Post - gerade jetzt vor Weihnachten - gesunken sei. Wegen der Vereinbarung mit den anderen Gewerkschaftsverbänden und der geringen Streikbeteiligung stufte sie den Streik zudem als ungesetzlich ein. Dem Tschechischen Rundfunk liegen hingegen die Papiere vor, mit denen die Leitung den Angestellten vom Streik abraten wollte. Dazu der Arbeitsrechtsexperte Martin Štefko:
„Darüber, ob der Streik ungesetzlich ist, entscheidet nicht der Arbeitgeber, sondern ein Gericht. Wird hier von Seiten des Arbeitgebers überzogen? Meiner Meinung nach ja, denn es wurde unvollständig informiert. Das wiederum könnte bei vielen Arbeitnehmern den Eindruck erweckt haben, dass der Streik bereits ungesetzlich sei. Und das schon bevor er überhaupt ausgerufen wurde.“Trotz allem traten die Arbeiter der Sortieranlagen am Donnerstag erneut in den Streik. Auch diesmal war die Beteiligung mit einigen hunderten Streikenden nicht allzu hoch. Doch sie haben zumindest einen prominenten Unterstützer. So erklärte Finanzminister Andrej Babiš (Ano), dass die Wirtschaftsführung der Post nicht transparent sei. Dem Management sollten folglich die Prämien gekürzt werden, sagte Babiš.