Skandal zum Staatsfeiertag droht: kein Orden für Holocaust-Überlebenden
Der jüngste Besuch des Dalai Lama in Tschechien sorgt weiter für Kontroversen. So soll Präsident Miloš Zeman den Holocaust-Überlebenden Jiří Brady von der Nominierungsliste für einen Staatsorden gestrichen haben. Dies behauptet zumindest Kulturminister Daniel Herman (Christdemokraten), er ist Neffe von Brady. Herman hatte zum Missfallen Zemans den Dalai Lama in seinem Ministerium empfangen. Nun wird über einen „Racheakt“ des Präsidenten spekuliert, der sich für gute Beziehungen mit der Volksrepublik China einsetzt.
Seine Frau berichtet, wie sie sogar noch einmal beim Chef des Protokolls auf der Prager Burg nach weiteren Details gefragt habe. Brady hat schon in mehreren Ländern eine Auszeichnung erhalten, darunter den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland.
Doch aus der tschechischen Presse weiß er mittlerweile, dass es nichts wird mit der Ehre in seiner früheren Heimat. Und das angeblich wegen seinem Neffen Daniel Herman, dem tschechischen Kulturminister. So hat sich Staatspräsident Zeman an einem Treffen von Herman am Dienstag vergangener Woche mit dem Dalai Lama gestört. Daher soll Brady von der Nominierungsliste für den Orden gestrichen worden sein. Im Fernsehen erläuterte Herman, dass ihn der Präsident bereits am 8. Oktober unter Druck gesetzt habe:„Präsident Zeman selbst hat mir bei einem Empfang auf der slowakischen Botschaft gesagt: Wenn ich mich mit dem Dalai Lama treffe, dann werde mein Onkel von der Liste der Ordensempfänger gestrichen. Und das ist ja dann auch geschehen.“
Die Version der Präsidentenkanzlei lautet hingegen anders:„Ich kann klar sagen, dass sich die Diskussion in der Botschaft um die Flüchtlingskrise gedreht hat“, so Zemans Sprecher Jiří Ovčáček.
Es gab auch Zeugen des Gesprächs zwischen Zeman und Herman. Die konnten jedoch keine Details bestätigen.
Der Anruf bei Jiří Brady in Kanada fand im Übrigen vor dem Treffen Hermans mit dem Dalai Lama statt. Laut der Präsidentenkanzlei soll es aber nur um den Wenn-Fall gegangen sein. Jiří Brady sei nie auf der Liste für die Auszeichnungen gestanden.
Kritiker Zemans sind erbost. Sie planen eine alternative Feier zum Staatsfeiertag am 28. Oktober. Auch einige Politiker wie Herman, sein christdemokratischer Parteikollege und Landwirtschaftsminister Marian Jurečka oder der Vizechef des Abgeordnetenhauses Petr Gazdik (Stan) wollen sich daran beteiligen. Premier Bohuslav Sobotka versuchte am Sonntag die Gemüter zu beruhigen und einen Skandal rund um den Staatsgründungstag zu verhindern. Er appellierte an den Präsidenten, wie ein Staatsmann zu handeln und Brady auszuzeichnen.Der Holocaust-Überlebende ist mittlerweile 88 Jahre alt. Über seine Geschichte und das Schicksal seiner Familie hat er bereits Hundertfach auf der ganzen Welt gesprochen. Denn seine jüngere Schwester Hana und seine Eltern haben den Holocaust nicht überlebt.