Das Gold für die Krone: Ausstellung in Jílové

Foto: Martina Schneibergová

Im Mittelalter war das Städtchen eines der bekanntesten Bergbauzentren in Böhmen: Jílové bei Prag / Eule. Geschürft wurde damals vor allem nach Gold. Den größten Aufschwung erlebte die Stadt unter Karl IV., diese Epoche beschreibt nun eine Ausstellung im dortigen Regionalmuseum.

Rathaus in Jílové  (Foto: Martina Schneibergová)
Das mittelböhmische Städtchen Jílové liegt etwa 20 Kilometer südlich von Prag. Heute hat die einst berühmte Bergstadt rund 4000 Einwohner, sie ist Zentrum eines Erholungsgebiets und ein beliebter Ausgangspunkt für Wanderungen. Das Regionalmuseum befindet sich am Hauptplatz nahe der Bushaltestelle. Die Dauerausstellungen beschreiben die Geschichte des Bergbaus, der Region sowie das Wandergebiet und die Natur im unteren Sázava-Tal. Jílové ist nur drei Kilometer vom rechten Ufer des Flusses Sázava / Sasau entfernt. Die neueste Ausstellung trägt den Titel „Das Gold für die Krone“. Sie konzentriert sich auf die Zeit von Karl IV. Der Herrscher erhob den Ort 1350 zur königlichen Stadt und verlieh ihm das Münzrecht. Jan Vízner ist Kurator der Ausstellung. Die Schau dokumentiere nicht nur das Leben von Karl IV. und die Kultur am Kaiserhof, sagt Vízner:

Replik der Kaiserkrone  (Foto: Martina Schneibergová)
„Sie zeigt zudem den Alltag im 14. Jahrhundert: Wie das einfache Volk auf dem Lande lebte, und wie es damals in den Klöstern ausgesehen hat. Einer der Säle ist wie die Kreuzkapelle der Burg Karlstein gestaltet. In seiner Mitte ist eine Replik der Kaiserkrone zu sehen. Sie war vermutlich das wichtigste Kronjuwel im mittelalterlichen christlichen Europa.“

Aus dem Hof des Museums geht es in den ersten Saal, in diesem sind viele archäologische Funde aus der Zeit der Luxemburger zu sehen. Die Exponate wurden vom Nationalmuseum sowie von der Grabungsgesellschaft Archaia ausgeliehen. Jan Vízner:

Foto: Martina Schneibergová
„Wir zeigen hier eine einzigartige Sammlung von Küchen- und Tischkeramik. Es handelt sich um authentische Gegenstände, die im 14. Jahrhundert benutzt wurden. Zudem sind hier zahlreiche völlig unbeschädigte Gefäße ausgestellt. Zu besichtigen gibt es auch Werkzeuge, die von Schmieden oder Plattnern bei der Anfertigung von Panzern benutzt wurden. Zu den Exponaten gehören zudem Originalwaffen und viele kleine Plastiken. Zum ersten Mal wird im Museum auch eine Schmuck-Sammlung gezeigt.“

Bauernhaushalt und Skriptorium

‚Skriptorium‘  (Foto: Martina Schneibergová)
Um eine Vorstellung vom damaligen Alltag zu vermitteln, wurden im Museum ein mittelalterlicher Bauernhaushalt eingerichtet sowie eine Zimmermannwerkstatt mit Werkzeug, das anhand archäologischer Funde für die Ausstellung angefertigt wurde.

„In einer Ecke befindet sich auch eine nachgestellte Klosterschreibstube – das sogenannte ‚Skriptorium‘, in dem mittelalterliche Bücher entstanden sind. Zudem haben wir ein Herrengemach eingerichtet, in dem die damalige Mode zu bewundern ist. Da wir uns im Gebiet des Flusses Sázava befinden, darf hier auch eine hiesige namhafte Persönlichkeit des 14. Jahrhunderts nicht fehlen. Die Figur, die die Besucher in den nächsten Saal einlädt, stellt Ondřej z Dubé (Andreas von Dauba Anm. d. Red.) dar. Er war der höchste Landrichter im Königreich. Nach dem Tod von Karl IV. beriet er dessen Sohn, König Wenzel IV. Diesem König hat er auch sein Werk ‚Výklad na právo zemské‘ gewidmet, darin hat Ondřej z Dubé die geltenden Vorschriften und Gesetze zusammengetragen.“

Reichskrone und St. Wenzelskrone

Einer der Säle ist wie die Kreuzkapelle der Burg Karlstein gestaltet  (Foto: Martina Schneibergová)
Höhepunkt der Ausstellung ist jener Saal des Museums, der in die Kapelle des Heiligen Kreuzes verwandelt wurde. Die Kapelle befindet sich auf der Burg Karlstein und war Schatzkammer für die Kleinodien des Heiligen Römischen Reiches. Der Kurator:

„Die Reichskrone stammt aus dem 10. Jahrhundert. Sie wurde vermutlich für Kaiser Otto I. angefertigt. Sie wird in der Hofburg in Wien aufbewahrt und darf die dortige Schatzkammer nicht verlassen. Diese Replik wird normalerweise in der Galerie des Kreises Mittelböhmen in Kutná Hora aufbewahrt. Jetzt ist sie im Rahmen der Ausstellung in Jílové zu sehen.“

Die Kopie der Reichskrone steht im Mittelpunkt des Saals, auf den Schautafeln wird aber auch die St. Wenzelskrone beschrieben. Diese Krone ließ Karl IV. 1347 anlässlich seiner Krönung anfertigen. Sie sollte zur Krönung aller nachfolgenden böhmischen Könige dienen. Das Gold für die Wenzelskrone stammt dem Kurator zufolge aus den Goldminen von Jílové.

In der ersten Etage des Museums konzentriert sich die Ausstellung auf die Zeit der Luxemburger in der Gegend von Jílové. Vorgestellt werden einige Persönlichkeiten von Karls Hof, die Beziehung zu dieser Region hatten. Kurator Vízner:

Burgruine Zbořený Kostelec  (Foto: Archiv des Tschechischen Rundfunks - Radio Prag)
„Von den Persönlichkeiten würde ich wieder Ondřej z Dubé erwähnen, der seinen Sitz unweit von hier auf der Burg Zlenice hatte. Vorgestellt wird hier zudem Johann von Hardegg, der von Karl IV. die Burg Kostelec am Fluss Sázava erhielt. Heute ist die Burgruine unter dem Namen Zbořený Kostelec bekannt. Eine Vorstellung davon, wie die Burg unter den Luxemburgern ausgesehen hat, erhält man anhand eines Modells, das hier gezeigt wird.“

Im Festsaal des Museums sind archäologische Funde zu sehen, die vom Platz der Republik in Prag stammen. Dort wurden bei Bauarbeiten die Fundamente eines Spitals aus der Zeit von Karl IV. gefunden. Das Spital stammte von Jan Jakubův aus der Familie Velfovic, die auch das Rathaus in Jilové erbauen ließ.

Die Ausstellung mit dem Titel „Das Gold für die Krone“ ist im Regionalmuseum in Jílové zu sehen, und zwar bis 30. Oktober dieses Jahres. Das Museum ist täglich außer montags geöffnet. Die Öffnungszeiten sind in den Sommermonaten Juni, Juli und August von 9 bis 17 Uhr, von September bis Mai dann von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr.

Bei den archäologischen Grabungen auf dem Platz der Republik wurden zudem mehrere Gegenstände gefunden, die davon zeugen, dass dort bereits an der Wende zum 15. Jahrhundert ein Alchimist arbeitete. Die Alchimie gehörte dem Kurator zufolge schon im Hochmittelalter zur Hofkultur, auch wenn man sie hierzulande eher mit dem Hof Rudolfs II. in Verbindung setzt.

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