Ausstellung in Ostrov: Herrschaft Schlackenwerth zur Zeit der Großherzöge von Toskana
Die Herrschaft Schlackenwerth in Westböhmen gehörte mehr als 100 Jahre lang den Großherzögen von Toskana. Eine Ausstellung im heutigen Ostrov beschreibt nun das Schicksal der Familie und ihr Einfluss auf die Entwicklung in der Region. Die Ausstellung wurde am vergangenen Freitag im Alten Rathaus der Stadt eröffnet.
„Er hat Toskana verlassen müssen und ist ins Exil gegangen und hat sich hier niedergelassen. Da er von der Natur aus ein aktiver und leutseliger Mensch war, hat er auch hier vieles bewirkt, hat Gebäude in Stand gesetzt. Die Bewohner haben ihn zum Bürgermeister gewählt. Das Schöne ist, dass er das akzeptiert hat, hat es sehr ernst genommen und hat einiges gemacht. Er hat sich nicht beweihräuchern lassen als Bürgermeister. Die Bürger mussten mit ihm zufrieden gewesen sein.“
In der Ausstellung sind rund 200 Exponate zu sehen, mehrere davon werden zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgestellt. Zu sehen sind Archivdokumente, Kunstwerke und Fotografien. Kuratorin Miluše Kobesová:
„Bei der Zusammenstellung der Schau ging ich von Dokumenten aus, die im Nationalarchiv in Prag aufbewahrt werden. Mit den Kollegen vom Archiv entwarfen wir das Konzept und die Schautafeln. Erst danach stellte ich eine Auswahl von Kunstwerken und persönlichen Gegenständen zusammen, die den Toskaner Habsburgern gehörten. Ein Teil der Ausstellung konzentriert sich auf Florenz und die Toskana sowie die Umstände, unter denen die Familie nach Böhmen übersiedelte. Ein weiterer Teil ist einem besonders bekannten Familienmitglied, dem Forschungsreisenden Ludwig Salvator, gewidmet. Schließlich wird auf dem Dachboden der Teil der Schau gezeigt, der sich auf die Stadt und die Herrschaft Schlackenwerth konzentriert. Zu sehen sind hier Kunstgegenstände aus dem Nationalmuseum in Prag und aus dem Schloss Konopiště.“
Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv in Palma de Mallorca und mit dem Österreichischen Kulturzentrum in Madrid. Die österreichische Historikerin Helga Schwendinger erklärt, wann die Toskaner Großherzöge nach Böhmen kamen:„Das hiesige Schloss hat Großherzog Ferdinand III. von Toskana 1808 übernommen und hat es dann als seinen Sommersitz verwendet. Dann ist es auf Leopold II. und dessen Sohn Ferdinand IV. und dessen Sohn übergegangen. Es hat also vier Habsburger als Herrscher gehabt. Leopold II. war der letzte Erzherzog von Toskana. Er hat 1859 aus der Toskana flüchten müssen wegen der Gründung des Königsreichs Italien. Er ist zuerst nach Österreich gegangen und hat die Verzichtserklärung unterschrieben. Das einzige Schloss, was er außerhalb der Toskana besessen hat, war Schlackenwerth. Er hat es als seinen Hauptwohnsitz übernommen, hat parallel dazu Brandeis gekauft und es herrichten lassen und dann war Schlackenwerth sein Sommersitz. Die Bewohner haben ihn gefragt, ob er Bürgermeister werden möchte, und er hat es angenommen. Der letzte Großherzog der Toskana war dann ein paar Jahre lang Bürgermeister von Schlackenwerth.“
Die Ausstellung über die Toskaner Habsburger in Schlackenwerth ist im Alten Rathaus in Ostrov bis 2. April 2017 zu sehen. Das Rathaus ist bis Oktober von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Vom November bis März ist die Ausstellung vom Mittwoch bis Sonntag von 13 bis 17 Uhr zugänglich.