Bundesbeauftragte für Integration wirbt für tschechisch-deutschen Erfahrungsaustausch

Aydan Özoğuz (Foto: Olaf Kosinsky/Skillshare.eu, CC BY-SA 3.0 DE)

Die deutsche Beauftragte für Integration, Aydan Özoğuz, war zu einem zweitägigen Besuch in Prag. Dabei warb sie dafür, Flüchtlinge nicht unter Generalverdacht zu stellen und in Europa gemeinsam zu agieren.

Aydan Özoğuz  (Foto: Olaf Kosinsky/Skillshare.eu,  CC BY-SA 3.0 DE)
Rund 1500 Asylanträge wurden im vergangenen Jahr in Tschechien gestellt, in Deutschland dagegen knapp 480.000. Dass es da unterschiedliche Erfahrungen im Bereich der Integration gibt, ist offensichtlich. Trotzdem warb die Beauftragte für Migration, Flüchtlinge und Integration der Bundesregierung, Aydan Özoğuz, für einen Austausch zwischen Tschechien und Deutschland. Bei ihrem Besuch in Prag war die Sozialdemokratin unter anderem zu Gast in einem Integrationszentrum. Außerdem traf sie mehrere tschechische Politiker – unter anderem die Ministerin für Arbeit und Soziales, Michaela Marksová. In Tschechien besteht nämlich kein vergleichbares Amt. Aydan Özoğuz fasst ihre Eindrücke zusammen:

„Zunächst einmal habe ich festgestellt: Wenn ich nach Erfahrungen mit Integration frage, sagen mir alle – ‚Naja, wir haben fast gar keine‘.“

Foto: Virginia Wargolska
Trotzdem hat die Beauftragte für Integration auch positive Eindrücke gesammelt.

„Es gibt ja einige tausend Tschechinnen und Tschechen, die sich engagieren, die etwas für notleidende Menschen tun. Und ich finde, wir müssen diese Menschen stärken.“

Auf der politischen Ebene gebe es noch viel Arbeit, sowohl auf tschechischer als auch auf deutscher Seite. Und die muss die EU gemeinsam bewältigen, so Aydan Özoğuz. Als Beispiel nannte sie ein Problem, das es auch in anderen europäischen Ländern gibt:

Foto: Tschechisches Fernsehen
„Tschechien nutzen Flüchtlinge teilweise als Durchgangsstation, das haben mir heute mehrere Gesprächspartner bestätigt. Die Flüchtlinge sagen dann ‚Wir wollen gar nicht hier bleiben‘. Und ich glaube, da muss unsere gemeinsame Politik sein, zu sagen: Grundsätzlich können sich Flüchtlinge nicht aussuchen, wo sie in Europa aufgenommen werden.“

Aydan Özoğuz fordert, Europa müsse gemeinsam entscheiden, wie viele Flüchtlinge wo aufgenommen werden. Im besten Fall solle die Entscheidung einheitliche Kriterien beinhalten, so die Beauftragte für Integration.

Illustrationsfoto: CC BY-NC-ND 2.0
Seit Mitte Januar gibt es eine tschechisch-deutsche Arbeitsgruppe zum Thema Migration. Ziel dieser Gruppe ist vor allem ein Erfahrungsaustausch über die Integration von Geflüchteten. Dazu Aydan Özoğuz:

„Ich finde diesen Ansatz, der hier in Prag gestartet wurde, sehr vielversprechend. Es ist ein sehr guter Weg, mit ganz verschiedenen Ministern und Akteuren zusammenzukommen, um über Migration zu sprechen.“