Tschechiens Fußballer bleiben in zwei EM-Testspielen sieglos

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Das erste international groß beachtete Sporthighlight des Jahres rückt immer näher – die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich. Die EM beginnt am 10. Juni, und das bedeutet, dass die Teilnehmer der Endrunde ihre Vorbereitungen auf das Turnier bereits aufgenommen haben. Auch die tschechische Nationalmannschaft absolvierte jüngst zwei Testspiele – und blieb sieglos.

Pavel Vrba  (Foto: YouTube)
Ende März wurde getestet in ganz Europa. Nahezu alle Nationalteams des Kontinents gaben sich ein Stelldichein, die 24 besten von ihnen dürfen an der Endrunde der Fußball-EM in Frankreich teilnehmen. Darunter ist auch die tschechische Mannschaft. Sie hat die EM-Fahrkarte als Erste der Qualifikationsgruppe A gelöst und dabei die Vertretungen Islands, der Türkei und der Niederlande hinter sich gelassen. In Frankreich trifft sie erneut auf die Türkei, dazu sind Spanien und Kroatien ihre Gruppengegner. Das sind schwere Brocken, auf die Nationaltrainer Pavel Vrba seine Männer jedoch akribisch vorbereiten wird. Eröffnender Teil der Vorbereitung waren zwei Länderspiele, die die Tschechen vor und nach Ostern bestritten haben. Am 24. März empfingen sie in Prag die Schotten, fünf Tage darauf traten sie in Stockholm gegen Schweden an.

Tomáš Sivok  (Mitte) im Spiel gegen Schweden. Foto: ČTK
In beiden Partien wurden insgesamt 22 Spieler eingesetzt, davon standen nur Innenverteidiger Tomáš Sivok und der für Hertha BSC spielende Mittelfeldmann Vladimír Darida in der jeweiligen Startelf. Trainer Vrba gab also vielen Kickern die Gelegenheit, sich für das tschechische EM-Aufgebot zu empfehlen. Die Ergebnisse waren allerdings nicht berauschend: Gegen Schottland verloren seine Schützlinge mit 0:1, gegen die Schweden schafften sie auswärts immerhin ein 1:1-Unentschieden. Danach resümierte Vrba:

„Gegen Schottland haben wir die Quittung dafür bekommen, dass wir in der Offensive nicht aggressiv genug gespielt haben. Wir hatten vier gute Chancen, haben aber keine genutzt. Die Schotten haben nur zwei Schüsse auf unser Tor abgegeben, doch einer davon war eben ein Tor. Im Angriff hätten wir einfach besser agieren müssen. Die Schweden haben weitaus offensiver gespielt als die Schotten, dies hat uns mehr Räume für das Umschaltspiel geboten. Dadurch hatten wir auch mehr Möglichkeiten. Das Spiel in Stockholm war insgesamt auch schneller, vor allem wurde das Mittelfeld zügiger überbrückt. Daher finde ich, das Remis ist kein schlechtes Ergebnis.“

Marcus Berg  (Foto: ČTK)
Einen ziemlich großen Anteil an dem Unentschieden hatte Torwart Tomáš Vaclík. Mit tollen Paraden verhinderte er einen höheren Rückstand als das 0:1 durch Berg (14.). Mit einer starken Fußabwehr verwehrte er zudem dem schwedischen Superstar Zlatan Ibrahimovic einen Torerfolg, und das alles an seinem 27. Geburtstag. Der Torhüter des FC Basel:

„Ich habe mich auf das Spielt gefreut, besonders weil es genau auf meinen Geburtstag fiel. Ich denke, dass meine eigene Leistung und die der Mannschaft nicht schlecht waren. Die Schweden haben zwar immer wieder für Gefahr gesorgt, was mit einem Zlatan Ibrahimovic in den Reihen nur allzu logisch ist, doch ich bin froh, dass wir diesen Test bestanden haben.“

Tomáš Vaclík  (rechts). Foto: ČTK
Haben diesen Test aber auch alle 22 Spieler bestanden, die in beiden Begegnungen zum Einsatz kamen? Zu dieser Frage hielt sich Trainer Vrba nach dem Spiel in Stockholm noch etwas bedeckt, aber er kam nicht umhin, zumindest einige Namen zu nennen:

„Nach dem heutigen Spiel muss ich natürlich die Leistungen einiger Akteure hervorheben, besonders die von Tomáš Vaclík, von Daniel Pudil und Matěj Vydra. Aber auch Vladimír Darida und Theodor Gebre Selassie haben sehr gut gespielt. Ebenso zufrieden bin ich mit den Innenverteidigern, auch wenn sie in einigen Phasen leider nicht ganz souverän agiert haben. So gesehen haben sich heute schon einige Spieler gezeigt, die sich für eine Nominierung zur EM empfohlen haben.“

Spiel gegen Schweden  (Foto: ČTK)
Die vom Trainer genannten Spieler gehören mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu. Inwieweit sich aber schon eine etwaige Stammformation herausgebildet hat, bleibt abzuwarten. Kapitän Tomáš Sivok sieht es pragmatisch:

„Wir haben heute im Vergleich zur Partie gegen Schottland mit neun anderen Spielern begonnen. Dies zeigt, dass der Trainer immer noch einiges ausprobiert. Ich denke, erst die beiden letzten Testspiele gegen Russland und Südkorea werden darüber Aufschluss geben, mit welcher Mannschaft wir bei unserem EM-Auftaktspiel gegen Spanien auflaufen werden.“

Tomáš Rosický  (Foto: Miroslav Bureš,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
Trainer Vrba verweist noch auf einen zweiten Punkt, den es zu beachten gilt:

„Selbstverständlich müssen wir noch abwarten, was aus den sechs Spielern wird, die momentan verletzt sind. Fünf von ihnen sollten schon bald wieder in ihren Clubs zum Einsatz kommen, bei dem sechsten Kandidaten werden wir wohl bis Ende April warten, wie dann bei ihm der Stand der Dinge ist.“

Mit dem sechsten Kandidaten ist zweifellos Mittelfeldspieler Tomáš Rosický vom FC Arsenal gemeint. Nach einer langen Verletzungspause wegen Knieproblemen hatte er sich gleich im ersten Spiel nach seiner Rückkehr eine Verletzung im Oberschenkel zugezogen. Am 1. April ist er bei seinem Londoner Team erstmals wieder ins Training eingestiegen, nun hofft Vrba, dass der Ex-Dortmunder bis Ende April schon wieder Spielpraxis sammelt.

Torwart Čech zum achten Mal Fußballer des Jahres in Tschechien

Petr Čech | Foto: Filip Jandourek,  Tschechischer Rundfunk
Nach einer Wadenprellung ebenfalls wieder zurück im Team des FC Arsenal ist Torhüter Petr Čech. Wegen der Verletzung musste Čech fünf Ligaspiele pausieren, und auch bei den Länderspielen gegen Schottland und Schweden war er nur Zaungast. Andererseits hinderte ihn dies nicht daran, kurz vor Ostern nach Prag zu kommen, um einen wertvollen Preis entgegenzunehmen – die Trophäe für den tschechischen Fußballer des Jahres 2015. Die Umfrage unter Tschechiens Fußballexperten hat Čech bereits zum achten Male gewonnen. Auf die Frage, was ihm diese individuellen Siege bedeuten, antwortete der Schlussmann:

Auszeichnung zum Fußballer des Jahres 2015  (Foto: Tschechisches Fernsehen)
„Die erste Auszeichnung zum Fußballer des Jahres ist deshalb besonders, weil es eben die erste ist. Beim zweiten Gewinn der Trophäe war ich erfreut darüber, dass ich mein Leistungsniveau ein weiteres Jahr bestätigt habe. Denn wenn man einmal ganz oben angekommen ist, erwartet fast jeder, dass man bald wieder vom Gipfel stürzt. In jeder Saison geht es also darum, zu zeigen, dass man weiter zur internationalen Spitze gehört. Und wenn andere das dann bestätigen, ist natürlich bei mir die Freude darüber umso größer.“

Und gleich darauf fügte Čech hinzu, warum ihm auch der achte Umfragesieg etwas bedeute:

Petr Čech  (Foto: Guillaume Narguet)
„Zudem muss ich zugeben, dass ich diesen Preis zum ersten Mal vom Präsidenten der Tschechischen Republik überreicht bekommen habe. Deshalb ist auch der achte Titel für mich ein ganz besonderer.“

Auf der anderen Seite ließ der 33-Jährige durchblicken, dass er nicht unbedingt danach strebe, die Umfrage noch öfter zu gewinnen. Denn in der nächsten Saison wolle er möglicherweise schon etwas kürzer treten, was seine internationale Karriere betrifft.

„Ich habe heute bei einem der vielen Interviews die Frage gestellt bekommen, wie ich über die Fortsetzung meiner Karriere denke, da ich ja schon nicht mehr der Jüngste sei. Darauf habe ich geantwortet, dass ich mich nach der Europameisterschaft ein wenig zurückziehen und überlegen werde, ob ich in der Nationalmannschaft weitermache oder nicht. Man wird einfach älter und muss überlegen, ob man das viele Reisen und andere Strapazen noch auf sich nehmen will. Ein solcher Entschluss würde möglicherweise auch meine Karriere im Club verlängern, doch wie gesagt, im Sommer werde ich darüber nachdenken, wie es bei mir weitergehen soll.“

Pavel Nedvěd  (Foto: ČTK)
Ein tschechischer Ausnahmespieler, der seine aktive Laufbahn vor knapp sieben Jahren beendet hat, ist Pavel Nedvěd. Der mittlerweile 43-Jährige wurde 2003 zu Europas Fußballer des Jahres gewählt, mit der tschechischen Nationalelf gewann er EM-Silber und -Bronze, mit Sparta Prag und Juventus Turin wurde er insgesamt fünfmal Landesmeister. Und auch er war Tschechiens Fußballer des Jahres, und zwar viermal. Beim Gala-Abend der jüngsten Jahreswahl wurde Nedvěd nun auch in die Hall of Fame des tschechischen Fußballverbandes (FA ČR) aufgenommen. Der heutige Vizepräsident von Juventus Turin wurde anschließend befragt, ob er das bittere Ausscheiden seiner Mannschaft in der Champions League gegen Bayern München inzwischen verkraftet habe:

Bayern München - Juventus Turin  (Foto: BT Sport)
„Natürlich ist das Ausscheiden gegen Bayern München keine Schande, auf der anderen Seite aber muss ich sagen, dass wir es nur schwer verdaut haben. Denn der Erfolg war zum Greifen nah, uns fehlte wirklich nur herzlich wenig zum Weiterkommen. Ich muss aber auch sagen, dass wir uns gegenüber dem letzten Vergleich mit den Bayern enorm verbessert haben. Vor drei Jahren haben wir beide Spiele mit 0:2 verloren und dabei so gut wie gar nicht auf das Tor der Münchner geschossen. Das war diesmal nicht der Fall, unsere Leistungen waren deutlich besser. Wir haben Europa also gezeigt, dass wir auf unserem Weg gut vorangekommen sind.“

Autor: Lothar Martin
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