Cybersicherheit in Tschechien: Fortschritte, aber die Gefahren bleiben
Tschechien macht Fortschritte bei dem Schutz seines Cyberraums, es gehört diesbezüglich zu den aktivsten Ländern Europas. Trotzdem müssen die Schutzmaßnahmen gegen Hacker-Angriffe noch gestärkt werden. Premier Sobotka merkte dies bei seinem Besuch im Nationalen Zentrum für Cybersicherheit am Montag in Brno / Brünn an. An der Masaryk-Universität in Brünn wurde gleichzeitig ein Training mit dem Namen Cyber Czech 2016 gestartet.
„Es freut mich, dass es meiner Regierung in zwei Jahren gelungen ist, die Cybersicherheit in der Tschechischen Republik zu stärken. Tschechien gehört zu den aktivsten Staaten in der EU und in der Nato, die sich mit dieser Problematik beschäftigen.“
Trotzdem müsse man immer weitere Schritte machen, um die Sicherheit zu stärken, so Sobotka:
„Wir haben über eine intensive internationale Zusammenarbeit gesprochen. Gleichzeitig haben wir uns geeinigt, dass ein Dokument mit dem Namen ‚Weiße Stellen in der Cybersicherheit‘ erarbeitet werden muss.“Der Direktor des Zentrums, Dušan Navrátil, bestätigte, die Bedrohungen seien immer stärker, man müsse auf alles vorbereitet sein.
Am Zentrum sind 30 Computerexperten beschäftigt. Sie müssen monatlich etwa 200 Vorfälle lösen. Im vergangenen Jahr haben Bürger rund 600 Sicherheitsvorfälle gemeldet, weitere 2000 wurden von den Mitarbeitern selbst entdeckt. Aktuell beteiligt sich das Zentrum auch an der Prüfung der Cybersicherheit in der Staatsverwaltung. Die Prüfung wurde nach mehreren Hacker-Angriffen auf die E-Mail-Korrespondenz Sobotkas im Herbst in Auftrag gegeben.
Über den Schutz wurde in Brünn nicht nur diskutiert, er wurde auch in der Praxis getestet. In einem speziellen Übungsraum der Masaryk-Universität startete am Montag ein Training mit dem Namen Cyber Czech 2016. Vertreter verschiedener Energiefirmen versuchten dabei, einen Angriff auf den Server eines fiktiven Kraftwerks abzuwenden. Ein rotes Team griff das System an, ein blaues Team wehrte sich dagegen. In einem weißen Team waren Journalisten und Juristen vertreten. Jan Vykopal von der Masaryk-Universität:„Ziel der Übung ist es, nicht nur die technischen Kenntnisse und Fertigkeiten zu üben. Wir prüfen auch, wie die Experten mit den Medien kommunizieren, ob sie überhaupt mit den Medien kommunizieren sollten oder dies besser anderen überlassen. Und wir testen, ob die Experten die unterschiedlichen Gesetze und Richtlinien verstehen, die sie im Alltag beachten müssen.“
Ein genaues Szenario der Übung wurde allerdings geheim gehalten:„Bei der Übung würden Techniken genutzt, die auch Hacker verwenden. Man wolle diese nicht veröffentlichen.“
Die Experten appellieren aber auch an die normalen Internet-Nutzer, sich selbst vor Angriffen zu schützen. Ein richtiges Passwort ist dabei von großer Bedeutung. Ein einfaches Passwort aus vier Zahlen wird von einem Hacker binnen zwei Minuten entziffert. Bei einem Passwort aus Zahlen sowie kleinen und großen Buchstaben brauchen Hacker dafür bis zu 18 Jahre.