Erste christliche Iraker in Tschechien aufgenommen
Sie waren glücklich, als sie endlich da waren: Am Sonntag sind die ersten von gut 150 christlichen Iraker in Prag angekommen. Tschechien gewährt ihnen Asyl. Und diese Flüchtlinge wollen auch ausdrücklich hier im Land bleiben.
„Ich habe mich vorab etwas über Tschechien informiert, um keinen Kulturschock zu bekommen. Ich habe gelesen, dass nicht so viele Tschechen Englisch sprechen, aber dass sie sehr kultiviert und bescheiden sind“, sagte Rashid den Inlandssendungen des Tschechischen Rundfunks.
Majid Rashid ist mit seiner Frau und den beiden Söhnen ins Land gekommen. Die Familie stammt aus Mosul. Als der sogenannte Islamische Staat die nordirakische Stadt einnahm, flüchteten die Rashids. Dann lebten sie in einem Lager in Erbil. Um nach Tschechien zu gelangen, mussten sie aber zunächst in den Libanon und von dort in die Türkei. Eine beschwerliche und gefährliche Fahrt.Die Übersiedlung organisiert hat eine kirchliche Initiative. Insgesamt 153 christliche Iraker sollen hierzulande aufgenommen werden. Und sie wollen ausdrücklich nach Tschechien.
„In dem Lager in Erbil haben die Flüchtlinge keine Chance auf Arbeit. Niemand von ihnen habe aber nach Hilfsgeldern gefragt“, so der Leiter der Stiftung „Generace 21“, Jan Talafant.
Die kirchliche Stiftung finanziert sowohl die Übersiedlung der Iraker, als auch das gesamte Integrationsprogramm. Dennoch dauerte es mehrere Monate, bis die tschechische Regierung grünes Licht gab für das Projekt. Mitte Dezember erst geschah dies. Talafant wollte sich am Sonntag aber nicht beschweren:„Die hiesigen Gesetze mussten eingehalten werden. Es war vor allem für die Flüchtlinge selbst frustrierend. Aber jetzt sind die Dinge in Bewegung gekommen, und wir sind sehr zufrieden mit der Zusammenarbeit.“
Zufrieden zeigte sich auch Premier Bohuslav Sobotka (Sozialdemokraten):
„Ich bin froh, dass alle Formalitäten erledigt wurden oder noch erledigt werden. Wir haben auch alle Flüchtlinge einer Sicherheitsüberprüfung unterzogen.“
Die beiden ersten Familien, die nun angekommen sind, wurden in die Nähe von Jihlava / Iglau gebracht. Und zwar in eine Ferienanlage. Josef Kaňka koordiniert die freiwilligen Helfer, die sich um die Iraker kümmern werden:„Die Familien ziehen erst einmal hier hin. Zunächst werden sie noch keinen Tschechischunterricht haben, sondern einfach die kulturellen Unterschiede kennenlernen – und sich erholen.“
Dann beginnt das intensive Sprachlernen in der neuen Heimat. Nach zwei oder drei Monaten sollen die Familien nach Jihlava in Stadtwohnungen ziehen. Der Gedanke ist, dass sich diese Iraker als Christen vergleichsweise schnell hierzulande eingewöhnen. Majid Rashid zum Beispiel hat bereits berufliche Pläne. Er würde gerne weiter als Übersetzer arbeiten, sagte er bei der Ankunft in Prag.
Bereits in zwei oder drei Wochen soll eine weitere Gruppe christlicher Flüchtlinge nach Tschechien gebracht werden. Der Rest folgt im Laufe des Jahres.