Atommüll-Endlager: Geologen forschen – Anwohner protestieren
Tschechien muss sich als ein Staat, der Kernenergie nutzt, auch damit befassen, was mit dem strahlenden Abfall geschehen soll. Die Suche nach einem möglichen Atommüll-Endlager geht aber nur schleppend voran. Einerseits erforschen Geologen mögliche Lagerstätten. Andererseits protestieren die Bewohner der in Frage kommenden Orte dagegen. Der jüngste Protest fand am Wochenende in Westböhmen statt.
2014 hat das Umweltministerium eine Erlaubnis erteilt für geologische Forschungen in sieben Ortschaften, die in engerer Auswahl stehen für eine unterirdische Lagerstätte. Die Anrainer sind damit aber nicht einverstanden. Am Samstag haben etwa drei hundert Menschen gegen den möglichen Bau eines Lagers in Březový potok in Westböhmen demonstriert. Ein Protestmarsch führte durch mehrere Orte in dem betroffenen Gebiet. Petr Klásek ist Bürgermeister der Gemeinde Chanovice / Chanowitz:
„Seit Beginn stört uns, dass die Atommüllverwaltung so ignorant vorgeht. Sie entscheidet über manche Sachen ohne unsere Zustimmung.“Im Oktober haben Gegner der Lagerstätten den Staat verklagt, die Erforschung des Gesteins wurde dadurch aber nicht verhindert. Die Kommunen werden für die Forschungsarbeiten entschädigt. Zu Ende des Jahres wurden mehr als 10,5 Millionen Kronen (390.000 Euro) auf die Konten der betroffenen Gemeinden überwiesen. Der Minister für Industrie- und Handel, Jan Mládek, zeigte sich damit zufrieden:
„Die sieben betroffenen Gemeinden haben bereits Geld erhalten. Dem Industrieministerium ist es gelungen, noch im Dezember einen Regierungsbeschluss durchzusetzen, der bereits gesetzlich verankert war: Die geologischen Untersuchungen müssen finanziell kompensiert werden.“Die Bürgermeister der westböhmischen Gemeinden, in denen am Samstag der Protest stattfand, erklärten allerdings übereinstimmend, sie lehnten Kompensationsgelder für geologische Untersuchungen ab. Petr Klásek:
„Alle Bürgermeister wollen ihren Gemeindevertretungen vorschlagen, diese Finanzmittel als ordentliche Haushalter an den Staat zurückzuschicken. Wir halten es weder für logisch, noch für moralisch vertretbar, Geld anzunehmen, solange wir einen Rechtsstreit mit dem Staat führen.“
Die geologischen Untersuchungen sollen nicht nur in den ausgewählten sieben Ortschaften laufen. Es wird auch ein spezielles Forschungszentrum gebaut, und zwar in der letzten Uran-Grube, die in Tschechien noch in Betrieb ist. Die Uran-Vorräte in Dolní Rožínka im Kreis Vysočina gehen im Laufe dieses Jahres soweit zur Neige, dass die Förderung ganz eingestellt wird. Stattdessen wird dort künftig unter anderem erforscht, wie Gesteine Erschütterungen absorbieren können und wie die Gegebenheiten unter Tage auf verschiedene Materialien wirken. Dies diene dazu, das optimale Material für die Atommüll-Container auszuwählen, erklärte der Direktor der tschechischen Verwaltung zur Aufbewahrung von radioaktivem Abfall, Jiří Slovák. Die Leiterin der tschechischen Atomsicherheitsbehörde, Dana Drábová, betonte gegenüber dem Tschechischen Fernsehen, die Errichtung des Labors bedeute keinesfalls, dass das Endlager eben in Dolní Rožínka entstehen werde: