Für Freiheit, gegen Populismus: Tausende demonstrieren nach geklautem Gedenktag
Fünf Tage nach dem Staatsfeiertag sind Tausende von Menschen in Prag zusammengekommen, um an einem Ersatzgedenken für den 17. November teilzunehmen. Studenten initiierten die Gedenkveranstaltung im Universitätsviertel Albertov am Sonntag. Denn am Staatsfeiertag war Präsident Miloš Zeman dort mit einer Anti-Islambewegung aufgetreten, und den Studenten war der Zugang zur Gedenktafel verwehrt worden.
„Gegen Hass und Rachsucht kämpfen wir mit Vergebung – und gegen Demagogie mit Fachwissen und Bildung.“
Am 17. November hatte eine Gruppe von Studenten und Hochschulpädagogen an der Gedenktafel in Albertov Blumen niederlegen wollen, die Polizei verwehrte ihnen jedoch den Zugang. Drei Stunden später trat an dem Ort Präsident Zeman bei einer Anti-Islam-Kundgebung auf. Dazu der Rektor der Brünner Masaryk-Universität, Mikuláš Bek:
„Mich beunruhigt, dass eine Organisation diesen Ort für den ganzen Staatsfeiertag für sich reserviert hat."Die Studenten haben deswegen ein Ersatzgedenken initiiert, es stand unter der Schirmherrschaft von 15 Rektoren tschechischer Universitäten und Hochschulen. Rektor Bek wandte sich an die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung am Sonntag:
„Es stimmt, dass wir Tschechen ein Volk der Plebejer sind. Aus historischen Gründen haben wir zuerst die aristokratische und später auch die bürgerliche Elite verloren. Die Wurzeln von jedem von uns sind in einem Bauernhaus zu suchen. Unser Plebejertum hat zwei Seiten: Das lakaienhafte Plebejertum duckt sich vor der Obrigkeit und vor despotischen Regimen, egal ob sie früher östlich oder westlich von uns bestanden haben. Diese Plebejer reagieren sich an Schwächeren ab, einst an den Juden und heute an Flüchtlingen. Daneben gibt es aber auch ein Plebejertum, das sich durch Arbeit und Bildung befreit hatte. Als seine Symbole gelten beispielsweise František Palacký oder Tomáš Garrigue Masaryk. Dieses Plebejertum ist stolz, selbstbewusst und bereit, den Schwächeren zu helfen. Die Aufgabe der Hochschulen ist es, den Weg zu zeigen, dass in uns das freie Plebejertum siegt. Es lebe die Freiheit!“
Nach der Kundgebung gingen viele Teilnehmer auf den Wenzelsplatz. Die Plattform „Treffen des guten Willens“ hatte dort eine Versammlung einberufen. Laut den Veranstaltern sollte damit an die Samtene Revolution erinnert werden.