Widerstandskämpfer gewürdigt: Preise des Nationalen Gedenkens verliehen

Viktor Wellemín (Foto: ČTK)

Mut, unbedingter Lebenswille und Widerstand gegen das Nazi-Regime. Das haben die vier Persönlichkeiten gemeinsam, die am Dienstagabend in der Prager Staatsoper ausgezeichnet wurden. Sie erhielten die Preise des Nationalen Gedenkens (Cena Paměti národa) von der NGO Post bellum.

Viktor Wellemín  (Foto: ČTK)
In diesem Jahr sind 70 Jahre seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs vergangen. Aus diesem Grund haben die Vertreter von Post bellum für ihre Preise des Nationalen Gedenkens ganz bestimmte Personen ausgewählt: Es handelt sich allesamt um Tschechen und Slowaken, die sich dem Nazi-Regime entgegenstellten.

Der 92-jährige Viktor Wellemín stammt aus einer Prager jüdischen Familie. 1939 flüchtete er mit seinem Bruder nach Palästina. Er nahm an den Kämpfen in Tobruk teil und kämpfte 1944 mit einer tschechoslowakischen Brigade in Dunkerque. Viktor Wellemín:

Mikuláš Kroupa  (Foto: Alžběta Švarcová,  Archiv des Tschechischen Rundfunks)
„Ich habe am 28. Oktober 1944 an den Kämpfen bei Dunkerque teilgenommen. Mit zwei anderen Jungen habe ich mich freiwillig für einen Angriff gemeldet. Aber leider sind die beiden anderen dort gestorben. Das ist eine schreckliche Erinnerung.“

Viktor Wellemín ist zu bescheiden, um alles zu erzählen. Der Gründer der Organisation Post bellum, Mikuláš Kroupa, fährt für ihn fort:

„Obwohl er selbst verletzt wurde, hat er seinen Freund, der bei einer Minenexplosion schwer verletzt wurde, auf den Rücken genommen und versucht, ihn in das Feldlazarett zu bringen. Dies ist nur einer der Momente, für die Herr Wellemín den Preis des Nationalen Gedenkens verdient hat.“

Branislav Tvarožek  (links). Foto: ČTK
In diesem Jahr war der Preis in Form einer Türklinke aus Glas gestaltet. Viktor Wellemín bemerkte dazu bei der Preisübergabe:

„Ich kann sagen, dass ich noch nie eine so schwere Belohnung bekommen habe. Es ist für mich eine große Ehre, der Preis bedeutet mir sehr viel.“

Ein weiterer Preisträger war der 89-jährige Branislav Tvarožek. Er stammt aus dem slowakischen Lok bei Levice. 1944 beteiligte er sich mit einer Gruppe von Studenten am Slowakischen Nationalaufstand und half den Partisanen. Nach der Unterdrückung des Aufstands geriet er in deutsche Gefangenschaft, doch Tvarozek konnte flüchten. Nach der Machtübername der Kommunisten in der Tschechoslowakei 1948 wurde er zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und nach Jáchymov / Joachimstal geschickt. Die politischen Gefangenen mussten dort in Urangruben arbeiten. Trotz der Leiden, die er erlebte, rief Tvarožek zur Versöhnung auf.

Anna Hyndráková  (links). Foto: ČTK
„Viele Leute beten, aber vergessen dabei, dass es im Vaterunser heißt: Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Ich möchte, dass wir das auch einhalten.“

Post bellum zeichnete zudem zwei Frauen aus. Anna Hyndráková überlebte als einzige aus ihrer Familie den Holocaust. Sie bemüht sich, die Erinnerungen der Überlebenden schriftlich festzuhalten, organisiert Vorträge und Ausstellungen. Die Auszeichnung sei nicht nur für sie eine Ehre, sagte sie:

„Es ist auch für unsere Vereinigung, die Theresienstädter Initiative, eine Ehre. Wir bemühen uns darum, dass das, was geschehen ist, nicht vergessen wird, und dass es sich nie mehr wiederholen kann. Leider zeigen uns die jüngsten Ereignisse von Paris, dass in der Welt wieder grausame Dinge passieren.“

Lýdia Kovářová  (links). Foto: ČTK
Für ihre Tapferkeit während des Zweiten Weltkriegs wurde zudem Lýdia Kovářová ausgezeichnet. Bei ihrer Familie in den slowakischen Bergen hielten sich mehrere Widerstandskämpfer versteckt. Sie selbst rettete ihnen mehrmals das Leben.

Den Mut der Ausgezeichneten würdigte auch der slowakische Staatspräsident Andrej Kiska in einer Videobotschaft, die während des Abends gezeigt wurde. Sein tschechischer Amtskollege Miloš Zeman, der ebenfalls zu der Preisverleihung eingeladen war, war aus Zeitgründen nicht erschienen.