Pilsen 2015: „Für Deutsche ist Europäische Kulturhauptstadt ein Begriff“
Das westböhmische Plzeň / Pilsen erlebt als Europäische Kulturhauptstadt einen Besucheransturm. Dementsprechend zufrieden sind die Vertreter von Pilsen über die Bilanz des ersten Halbjahrs. Zugleich haben sie zu den weiteren Programmpunkten eingeladen.
„Wir bemühen uns sehr darum, dass den Menschen wenigstens an zweiter Stelle die Kultur einfällt. Und dies gelingt uns zunehmend. Wir versuchen nicht, die Leute vollständig zu bekehren, sondern sagen ihnen: Kommen Sie nach Pilsen, um Bier zu verkosten, aber auch um das Theater oder die Philharmonie zu besuchen oder sich die Riesenmarionetten anzuschauen. Die Zahl der Besucher ist rasant gestiegen. Die Anfragen nach Stadtführungen haben sich verfünffacht. In der Pilsner Bierbrauerei sind die Besucherzahlen auf das Doppelte gestiegen.“
Bisher am erfolgreichsten waren jene Ausstellungen, die das Werk des namhaften tschechischen bildenden Künstlers, Illustrators und Regisseurs Jiří Trnka gezeigt haben. Radovan Auer:„44.000 Menschen haben die Trnka-Ausstellungen besucht. Die Ausstellung des Malers Gottfried Lindauer haben bisher 10.000 Menschen gesehen. Sie dauert aber noch zwei Monate lang. Es scheint, als ob es eine der bestbesuchten Ausstellungen in der Westböhmischen Galerie sein wird.“
Pilsen als Europäische Kulturhauptstadt zieht auch viele ausländische Besucher an, sagt Radovan Auer:
„Die Mehrheit der ausländischen Besucher Pilsens kommt aus Deutschland. Dies hat zwei Gründe: Erstens liegt Pilsen nicht weit weg von der Grenze, und es galt in Deutschland schon immer als beliebtes Touristenziel. Zweitens ist der Titel ‚Europäische Kulturhauptstadt‘ in Deutschland relativ bekannt. Ich würde sagen, dass das Wissen von Pilsen als Kulturhauptstadt in Deutschland möglicherweise größer ist als hierzulande. Die Besucherzahlen aus Deutschland sind enorm gestiegen. Mehr als die Hälfte der Anfragen nach Stadtführungen kommt von deutschen Besuchern. Deutschen Touristen gefällt das Festival ‚Neun Wochen Barock‘ sehr, sie bereisen die Veranstaltungen in der ganzen Region Pilsen. Sie unternehmen nicht nur die einst typische Fahrt nach Pilsen und Prag, sondern besuchen beispielsweise auch Mariánská Týnice oder Světce. Die Kreisverwaltung hält diese Tatsache für einen wichtigen Beitrag des Kulturhauptstadtprojektes.“Auer zufolge dürfe man „Pilsen 2015“ nicht nur als Festival wahrnehmen, das ein Jahr lang dauert, sondern als einen langfristigen Prozess. Die Kulturaktivitäten sollen auch in den kommenden Jahren weiter entwickelt werden. Besonders das „Depo2015“ ist als Kulturzentrum geplant – es ist eine Art Kulturfabrik, die im ehemaligen Depot der Verkehrsbetriebe eingerichtet wurde.