Fußballwunder endet bitter – FK Varnsdorf verzichtet auf Erste Liga

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Der FK Varnsdorf hat sich Ende Mai für die erste tschechische Fußballliga qualifiziert. Dies ist der größte Erfolg in der Vereinsgeschichte. Doch nun hat der Zweite der zweiten Liga seinen Verzicht erklärt: Man könne die Teilnahme an der höchsten Spielklasse nicht schultern.

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Die Freude ist groß am 24. Mai. Mit einem 0:0 gegen Sigma Olmütz machen die Varnsdorfer im eigenen Stadion den Aufstieg in die erste Liga perfekt. Doch schon zu dem Zeitpunkt ist klar: Die sogenannte Synot Liga könnte ein zu dicker Brocken werden für Verein und Stadt. Varnsdorf / Warnsdorf, direkt an der Grenze zu Sachsen, hat rund 15.000 Einwohner. Nicht gerade ein optimaler Erstligastandort. Vor allem aber das Stadion ist nicht tauglich für den tschechischen Spitzenfußball. Der Ausbau würde rund 100 Millionen Kronen (3,6 Millionen Euro) kosten.

Vereinspräsident Vlastimil Gabriel hat daher in den vergangenen gut zwei Wochen intensiv verhandelt. Die Stadt bot an, ihre Kassen zu öffnen.

„Nach Meinung der Stadträte könnten wir für den Verein bis zu 30 Prozent der notwendigen Investitionen übernehmen“, so Bürgermeister Stanislav Horáček.

Doch am Dienstag kehrte Vlastimil Gabriel mit gesenktem Haupt vom Sitz des tschechischen Fußballverbandes zurück:

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„Es ist sicher eine der schwersten Entscheidungen in meinem Leben. Aber die Realität heißt: Mir ist es nicht gelungen, die finanziellen Mittel für den notwendigen Stadionausbau aufzutreiben. Deswegen habe ich heute entschieden, dass wir den Aufstieg in die erste Liga nicht annehmen werden und zweitklassig bleiben.“

Die Option wäre gewesen, in der kommenden Saison beim benachbarten Erstligisten Jablonec / Gablonz unterzuschlüpfen. Das eigene Stadion mit 5000 Plätzen hätte dann aber bis zur drauffolgenden Spielzeit ausgebaut werden müssen – mit Flutlicht, beheizbarem Rasen, genügend Sitzplätzen und nicht wie bisher, dass 80 Prozent der Zuschauer stehen müssen. Vlastimil Gabriel hält die Auflagen des Verbandes aber für überzogen.

„Ein Jahr sozusagen im Exil zu spielen, ist schon an sich eher ein Gegenargument. Da hätte der Verband kompromissbereiter sein können. Aber vor allem sind die Anforderungen an den Stadionausbau nicht zu erfüllen. Innerhalb eines Jahres lässt sich so etwas nicht bewerkstelligen. Die Erfüllung der Bedingungen hätte über einen größeren Zeitraum gestreckt werden sollen. Zum Beispiel die Rasenheizung jetzt und in einem halben Jahr die Flutlichtanlage und so weiter. Da hätte es ein Entgegenkommen gebraucht“, so der Vereinschef aus dem Schluckenauer Zipfel.

Der Verband hat nun dem Zweitligadritten aus Zlín den Aufstieg angeboten. Während in Varnsdorf die Fahnen auf Halbmast sind, herrscht am anderen Ende Tschechiens große Freude. Milan Plesar, Generaldirektor des FC Fastav Zlín:

„Wir sagen vorläufig schon einmal ja und danke. Wir wissen das zu schätzen und wollen in der kommenden Saison in der ersten Liga spielen.“

Die Auflagen des Verbandes dürfte Zlín problemlos meistern. Schließlich spielten die Ostmähren bis vor sechs Jahren noch in der ersten Liga.

In Varnsdorf will aber Vereinschef Gabriel den Traum vom Spitzenfußball nicht begraben. Auch so soll der Stadionumbau vorangetrieben werden. Fragt sich nur, wann man sich wieder für das Oberhaus der Liga qualifiziert.

Autor: Till Janzer
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