Bis nach Hollywood – zum Tod von „Amadeus“-Kameramann Ondříček
Er hat als Kameramann einige der besten tschechischen Filme gedreht und auch viele internationale Streifen – vor allem die Welterfolge „Hair“ und „Amadeus“. Miroslav Ondříček ist am Wochenende im Alter von 80 Jahren gestorben. Mit Starregisseur Miloš Forman bildete er ein erfolgreiches Tandem.
Der Kameramann wuchs im Prager Arbeiter-Stadtteil Žižkov auf. Miroslav Ondříček wollte schon als kleiner Junge zum Film, das gelang ihm dann mit 15 Jahren:
„Ich mag Filme schrecklich gern. Begonnen habe ich in den Prager Filmstudios Barrandov als Labor-Assistent, und zwar am 1. September 1950“, so erinnerte sich Ondříček vor einiger Zeit im Tschechischen Rundfunk an den Beginn seiner Karriere.
Der begabte junge Mann studierte später in einem Abendkurs an der Prager Filmhochschule Famu im Bereich Dokumentarfilm. Anfang und Mitte der 1960er drehte er als Kameramann mit den wichtigsten Größen der sogenannten tschechoslowakischen Neuen Welle seine ersten Kinoproduktionen. Und diese waren sofort große Erfolge: „Intime Beleuchtung“ von Ivan Passer und „Die Liebe einer Blondine“ von Miloš Forman oder dessen in Tschechien unvergessener „Feuerwehrball“.Die tschechoslowakischen Erfolge ebneten Ondříček den Weg ins Ausland. Ende der 1960er Jahre begann er eine Zusammenarbeit mit dem britischen Regisseur Lindsay Anderson. Als dann Miloš Forman in die USA emigrierte, gelangte der Kameramann sogar nach Hollywood. Gleich 1971 schufen beide zusammen „Taking off“. Es war der Startschuss zu den größten kommerziellen Erfolgen. Allerdings musste Ondříček seine Arbeit mit Forman für mehrere Jahre unterbrechen, weil ihm die kommunistischen Machthaber nicht erlaubten auszureisen. Damit verpasste er die Arbeiten an „Einer flog über das Kuckucksnest“, doch bei „Hair“ stand er wieder hinter Kamera. In einem Fernsehportrait sagte Forman über Miroslav Ondříček:
„Ich musste mich mit ihm eigentlich über nichts verständigen, weil er die Dinge genauso sah wie ich. Er hat immer alles so ausgeleuchtet, dass er mit der Kamera in alle Ecken schauen konnte. Ich habe davon nichts verstanden und ihm nicht hineingeredet. Das war alles seine Arbeit.“Miroslav Ondříčeks letzter Hollywood-Film wurde 2002 die Tragikomödie „Unterwegs mit Jungs“ von Regisseurin Penny Marshall und unter anderem mit Drew Barrymore. Seine ganze Erfahrung gab er aber auch weiter. An der Prager Hochschule Famu bildete er eine ganze Reihe jüngerer tschechischer Filmemacher aus. Unter ihnen ist auch der Erfolgsregisseur Jan Hřebejk:
„Ich denke, dass Ondříček in seinem Wirken die große Gabe der Natürlichkeit hatte. Auch wenn er später sehr stilisierte Filme wie vor allem Amadeus machte, hat er auf diese Weise in den 1960er Jahren etwa den Briten Anderson für sich gewinnen können. Zusammen haben sie beispielsweise ‚If‘ gedreht; dieser Film über die Studentenrevolte wurde sogar beim Festival in Cannes ausgezeichnet. Miroslav Ondříček hatte natürlich auch Glück mit den Menschen, denen er begegnet ist. Aber mit seinen Augen hat er alles sehr natürlich wahrgenommen.“Neben dem Film hatte Ondříček noch eine weitere große Liebe: den Fußball und da vor allem Slavia Prag. Den Verein bewahrte er mehrere Male vor dem Bankrott. Miroslav Ondříček starb am Sonntag nach längerer Krankheit in einer Klinik in Prag.