Johannes Nepomuk hat Museum in seinem Geburtsort
Er ist wohl der bekannteste Tscheche in der Welt. Allein in Europa gibt es über 33.000 Statuen des heiligen Johannes Nepomuk. Am vergangenen Samstag wurde im westböhmischen Nepomuk nach 65 Jahren das Museum wieder geöffnet, das an den Brückenheiligen erinnert.
Heute hat die Stadt knapp 4000 Einwohner. Ihr Name ist jedoch weit über die Grenzen Tschechiens hinaus bekannt. Um das Jahr 1345 kam im Ort, der damals noch Pomuk hieß, in der Familie des Richters Welflin der Sohn Johann zur Welt. Er wurde später Johannes von Nepomuk – im Tschechischen Jan Nepomucký – genannt. Nach dem Studium in Prag wurde er zum Priester geweiht. In Padua studierte er kanonisches Recht und promovierte zum Doktor. 1389 wurde er zum Generalvikar des Prager Erzbischofs. Der Legende nach war er der Beichtvater der Königin. Aus Eifersucht soll König Wenzel IV. versucht haben, den Geistlichen zu zwingen, das Beichtgeheimnis zu brechen. Weil dieser sich aber weigerte, habe ihn der König verhaften und ermorden lassen. Historisch belegt ist allerdings, dass Johannes wegen Auseinandersetzungen zwischen dem König und dem Prager Erzbischof sterben musste. Für seine Loyalität gegenüber dem Erzbischof wurde Johannes verhaftet, gefoltert, durch die Straßen geschleift und in der Moldau ertränkt. Der Leichnam wurde um das Jahr 1400 in den Veitsdom überführt. Johannes wurde bald als Märtyrer verehrt. 1729 wurde er heiliggesprochen.
Mit dem Festumzug von der Nepomuk-Kirche zum Museum
Am vergangenen Samstagnachmittag platzte die Barockkirche im Geburtsort von Johannes Nepomuk aus allen Nähten. Der prunkvolle Sakralbau wurde im 18. Jahrhundert von Kilian Ignaz Dientzenhofer erbaut. Der Bürgermeister der Stadt, Jiří Švec, wandte sich nach dem Gottesdienst an Besucher:„Ich möchte Sie alle direkt am Ort herzlich begrüßen, wo einst das Geburtshaus von Johann von Pomuk stand, der später als Johannes von Nepomuk zu einem der bekanntesten Barockheiligen geworden ist. Er repräsentiert unsere geistliche Kultur weit über die Grenzen des Landes hinaus. Seit Nepomuks Märtyrertod sind fast auf den Tag genau 622 Jahre vergangen. Wir wollen nun nach 65 Jahren das Johannes-Nepomuk-Museum wieder öffnen. Ich hoffe, dass die neue Sehenswürdigkeit interessierte Besucher aus dem In- und Ausland in unsere Region locken wird.“
Unter Glockengeläut begab sich dann ein festlicher Umzug von Dientzenhofers Kirche bis zum Přesanice-Platz. Im Gebäude des Erzdekanats ist das neue Johannes-Nepomuk-Museum untergebracht. Unter Fanfaren und Kinderchorgesang wurde das Museum feierlich eröffnet. Unter den ersten Besuchern war der Prager Erzbischof, Kardinal Dominik Duka. Er erinnerte sich an seinen Besuch in Nepomuk vor fast 50 Jahren:
„Ich habe das Dekanat 1966 besucht. Zu der Zeit war das Museum schon geschlossen. Die neu eröffnete Dauerausstellung ist wirklich schön, sie ist modern und praktisch gestaltet. Ich hoffe, dass das Museum dazu beitragen wird, dass Johannes Nepomuk noch bekannter und populärer wird. Ich glaube, dass viele Leute vergessen haben, dass er der bekannteste Tscheche in der Welt ist. Wichtig ist zudem, dass er die beiden Völker – die Tschechen und die Deutschen – miteinander verbindet.“
Neuanfang nach der Wende
Die Anfänge des Nepomuk-Museums hängen mit einer Ausstellung zusammen, die 1929 anlässlich des 200. Jahrestags der Heiligsprechung von Johannes Nepomuk in seiner Geburtsstadt zu sehen war. Der Initiator der Ausstellung sei der damalige Dekan von Nepomuk, Jan Strnad, gewesen, erzählt David Říha. Er leitet das neu eröffnete Museum.„Diese kleine Schau hat damals den Besuchern so gut gefallen, dass Jan Strnad beschloss, eine Dauerausstellung daraus zu machen. Er fing an, verschiedene Gegenstände rund um den Nepomuk-Kult zusammenzutragen. Die Sammlung bildete die Grundlage für das Museum.“
Die Sammlung umfasst zahlreiche Kunstgegenstände sowie Bücher. Den hoffnungsvollen Anfängen des Museums wurde 1939 durch Jan Strnads Tod und durch die politischen Verhältnisse ein Ende gesetzt. Das Nepomuk-Museum war noch bis 1950 geöffnet. Dann wurde es vom kommunistischen Regime aufgelöst und verboten.„Die Exponate wurden ins Westböhmische Museum in Pilsen überführt. Dort wurden sie seitdem aufbewahrt. Nach der Wende von 1989 gelang es dem damaligen Vikar von Nepomuk, František Cibuzar, die Gegenstände aus Pilsen nach Nepomuk zurück zu bringen. Er wollte das Museum neu errichten. Doch es mangelte an den finanziellen Mitteln, um die Idee in die Tat umzusetzen. Sein Nachfolger im Amt, Vikar Vítězslav Holý, nahm die Bemühungen wieder auf. 2008 wurde ein Verein gegründet, der sich für das Museum einsetzt. 2013 konnte dank EU-Geldern mit den Arbeiten an dem Museum begonnen werden.“
Für das Museum musste das Gebäude des Erzdekanats gründlich umgestaltet werden. Das ursprüngliche Museum war 1930 provisorisch in der ersten Etage untergebracht. Die neue Dauerausstellung befindet sich in vier Räumen im Erdgeschoss. An den Museumsbegründer Jan Strnad erinnern einige Dokumente am Eingang in die Ausstellung. Der Johannes-Nepomuk-Kult steht dann im ersten Teil der Schau im Blickpunkt.„Unter den Exponaten sind verschiedene Plastiken und Statuen des Heiligen. Es handelt sich oft um Figuren, die Laien aus Holz geschnitzt haben und die ein Ausdruck der Volksfrömmigkeit waren. Zudem werden zahlreiche Gemälde und Stiche gezeigt. In der Ecke hängt ein Porträt von Jan Pánek. Als 1729 Johannes Nepomuk heiliggesprochen wurde, wurde gleichzeitig die Pfarrei in seinem Geburtsort zum Dekanat erhoben. Pánek war der erste Dekan von Nepomuk.“
Geschenk von Kardinal Meissner
Die Attribute, mit denen Johannes Nepomuk in der Regel dargestellt wird, werden im Museum erläutert. Meistens wird der Brückenheilige als Priester mit Rochett, Stola und Birett dargestellt. In der Hand hält er ein Kreuz oder eine Palme. Sein Kopf ist oft mit einem Kranz aus fünf Sternen umgeben, die das lateinische Wort „tacui“ – „ich habe geschwiegen“ – symbolisieren. Über die wertvollsten Exponate sagte David Říha:„Das sind vor allem alte Drucke und Bücher aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Die Kunstgegenstände stammen meistens aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Eine Rarität hat Kardinal Joachim Meissner unserem Museum geschenkt. Er ist selbst ein großer Nepomuk-Fan und wollte an der Eröffnung teilnehmen. Das klappte zwar nicht, doch er hat uns seinen Bischofsring geschenkt, auf dem Johannes Nepomuk abgebildet ist.“
Die Museumsverwalter wollen die Dauerausstellung in Zukunft noch erweitern. Das Museum verfügt über eine Bibliothek und ein Archiv. Alte Drucke und Handschriften, Zeitungsartikel sowie Fotografien können sich interessierte Besucher und Forscher in einem modernen Lesesaal anschauen.
Das Johannes-Nepomuk-Museum in Nepomuk ist vom Dienstag bis Freitag von 9 bis 16, am Samstag bis 17 Uhr geöffnet. Am Sonntag ist es von 11 bis 17 Uhr zugänglich.