Sponsoren aus der Wirtschaft sind Faustpfand für tschechische Olympioniken
Bereits in neun Tagen beginnen im russischen Sotschi die 22. Olympischen Winterspiele. Die Sportler, die sich für Sotschi qualifiziert haben, hoffen, gerade dort ihre Topleistung abrufen zu können. In die entsprechende Verfassung hat sie eine umfassende und schweißtreibende, aber auch kostspielige Vorbereitung gebracht. Ohne die Unterstützung durch Sponsoren aus der Wirtschaft aber hätten die vermeintlichen Medaillenaspiranten keine Aussicht auf Erfolg.
„In diesem Jahr haben wir zum Beispiel für die Vorbereitung des Biathleten Michal Krčmář 220.000 Kronen vom nationalen olympischen Komitee bekommen. Natürlich hat dieser Betrag nicht ausgereicht. Zudem wird die Höhe der Zuwendungen von der Qualität des Sportlers abhängig gemacht.“
In die EU-Währung umgerechnet beträgt der Zuschuss für Krčmář also 8000 Euro, erfolgreichere Biathleten bekommen etwas mehr als das Doppelte. Aber auch das reicht für die Vorbereitung nicht aus. Im Schnitt ein Drittel der Kosten wird durch Sponsoren gedeckt. Zusätzlich steuern einige Produzenten einen Teil der Ausrüstung bei. Den Rest müssen die jeweiligen Sportverbände oder die Sportler selbst aufbringen. Letzteres trifft zum Beispiel auf Skilanglaufstar Lukáš Bauer zu, sagt dessen Manager Martin Müller:
„Die Kosten für Lukáš belaufen sich auf fast zwei Millionen Kronen. Neben der klassischen Vorbereitung absolviert er aber noch eine individuelle unter der Anleitung seines Trainers. Zum Präparieren der Ski nimmt er zudem die Dienste eines persönlichen Servicemanns in Anspruch, den er selbst bezahlt.“Skicrossfahrer Tomáš Kraus macht indes sofort deutlich, dass die finanziellen Aufwendungen für das Training der tschechischen Sportler weit hinter dem Budget ausländischer Konkurrenten zurückbleiben:
„Die olympische Vorbereitung für Sotschi kostete in etwa genauso viel wie die vor vier Jahren für die Spiele von Vancouver. Der Betrag liegt bei einigen Millionen Kronen. Wenn wir uns aber mit den Chefs der Olympiateams aus Kanada, der Schweiz oder Frankreich unterhalten, bekommen wir zu hören, dass deren Ausgaben ungleich höher sind.“Neben den Kosten für die Vorbereitung muss das Tschechische Olympische Komitee nun aber ebenso die Ausgaben tragen, die mit der Präsentation des tschechischen Sports in Sotschi verknüpft sind. Aus dem Budget von 34 Millionen Kronen, umgerechnet etwas über 1,2 Millionen Euro, müssen zum Beispiel die Flugtickets und die Übernachtung der Sportler sowie der Transport ihrer Ausrüstung und Technik bezahlt werden. Der größte Posten im Budget ist jedoch für einen freudigen Anlass reserviert, verrät der stellvertretende ČOV-Vorsitzende für Ökonomie und Marketing, Libor Varhaník:
„Der größte Teil des Budgets dient als Prämienfonds für den Gewinn einer Medaille. Dafür haben wir 10,5 Millionen Kronen veranschlagt. Sollten wir unerwartet viele Medaillen gewinnen, dann müssten wir das Budget natürlich aufstocken.“Auch in diesem Fall werden dem Komitee die Partner aus der Wirtschaft helfen und einen Großteil der Finanzierung übernehmen. Für die Spiele in Sotschi wird der tschechische Sport gleich von vier starken Partnern unterstützt – durch den Pkw-Hersteller Škoda, die Pilsener Urquell-Brauerei, den Energiekonzern ČEZ und das Bankhaus Česká spořitelna (Tschechische Sparkasse). Neben diesen vier Hauptsponsoren tragen zudem eine Reihe kleinerer Sponsoren zum „Unternehmen Sotschi“ bei. Das tschechische Olympiateam kann so auf eine finanzielle Unterstützung von mehreren Millionen Euro zurückgreifen.
Bei olympischen Spielen dürfen sich die Sponsoren der nationalen Olympiateams allerdings nicht beziehungsweise nur in sehr beschränktem Ausmaß in der Werbung zeigen. Die Firma Škoda wird dem olympischen Organisationskomitee zum Beispiel für die Zeit der Spiele mehr als 500 Fahrzeuge zur Verfügung stellen. Worin besteht dann aber der eigentliche Gegenwert für das Sponsoring der Firmen? Er liegt in der weltweiten Vermarktung der Spiele selbst, insbesondere in der überproportionalen TV-Vermarktung. Ein Olympiasieger oder Medaillengewinner kann sich nämlich danach zu einem recht einträglichen Werbefaktor entwickeln. Dank der großen Popularität einer Sportart oder dem eigenen Beliebtheitsgrad stehen dabei nicht unbedingt nur die Medaillengewinner im Fokus des Interesses, sagt der Exekutivdirektor der Firma Sport Invest Marketing, David Trávníček:„Wir haben dafür ein Beispiel von den letzten Sommerspielen in London. Dort haben die beiden Beachvolleyballerinnen Kristýna Kolocová und Markéta Sluková einen Platz auf dem Podium verfehlt und in Anführungszeichen nur den fünften Platz belegt. Doch auch so hat ihr Auftreten für großes Interesse unter den Fans und Sponsoren gesorgt. Deshalb konnten wir nach den Spielen für beide sehr erquickliche Sponsorengelder requirieren.“