„Palach-Woche“ vor 25 Jahren – Anfang vom Ende des kommunistischen Regimes
Vor genau 25 Jahren startete in Tschechien die so genannte „Palach-Woche“. Sie gilt als der Anfang vom Ende des kommunistischen Regimes in der Tschechoslowakei. Alles begann mit den 20. Todestag von Jan Palach am 15. Januar 1989. An den nachfolgenden Tagen versammelten sich dann immer wieder Tausende Menschen im Stadtzentrum von Prag, um gegen das Regime zu demonstrieren.
„Es sollte sich zunächst nur um eine unauffällige kurze Gedenkveranstaltung handeln. Es war keine Protestkundgebung geplant. Die Opposition konnte es sich damals nicht leisten, zu einer Demonstration aufzurufen. Denn in jener Zeit saßen noch Oppositionelle im Gefängnis, die im August 1988 schon eine Demonstration organisiert hatten. Die Einladung zur Gedenkveranstaltung am 15. Januar 1989 wurde von fünf oppositionellen Initiativen unterzeichnet.“
Repräsentanten dieser Oppositionsgruppen wurden noch vor der Gedenkveranstaltung festgenommen, trotzdem kamen aber rund 1000 bis 2000 Menschen auf dem Wenzelsplatz zusammen. Die Polizei griff hart durch und das auch an den folgenden Tagen noch.„Die eigentliche Gedenkveranstaltung fand erst am nächsten Tag statt. Gleich nach der Niederlegung von Blumen wurden einige Teilnehmer festgenommen, unter ihnen auch Václav Havel.“
Die Demos wiederholten sich aber jeden Tag. Mit Ausnahme des Mittwochs gingen die Sicherheitskräfte jedesmal sehr hart gegen die Demonstranten vor.
„Die Polizeieinsätze unterschieden sich von denen bei früheren Aktionen, zum Beispiel am 28. Oktober 1988. Auch damals war man mit Gewalt vorgegangen. Im Januar 1989 war die Aktion aber umfangreicher. Die Nutzung von Wasserwerfern hatte im Januar schwerere Folgen als früher. Außerdem waren auch Menschen betroffen, die in der Umgebung wohnten, und zufällige Passanten. Insgesamt wurden etwa 1400 Menschen festgenommen, das ist eine hohe Zahl. In vielen Fällen wurden sie in Polizeiwagen nach außerhalb von Prag gebracht und dort mitten in der Nacht ohne Geld und Dokumente ausgesetzt.“Zahlreiche Quellen stehen heute zur Erforschung zur Verfügung. Dokumente aus der Sitzung des Zentralkomitees der kommunistischen Partei zeigen, dass praktisch alle Vorstandsmitglieder das Vorgehen billigten. Historiker Blažek:
„Sowohl die konservativen als auch die als reformorientiert geltenden Parteispitzen betrachteten die Demonstrationen als äußerst feindliche Aktionen, auf die man sehr scharf reagieren müsse. Das belegen auch die Maßnahmen, die folgten: Gesetze wurden so verschärft, dass die Teilnahme an Demonstrationen härter bestraft werden konnte. Auch fanden Gerichtsverfahren gegen die festgenommenen Oppositionellen sowie zahlreiche Verfahren der Ordnungswidrigkeitskommissionen gegen weitere Menschen statt.“Die Palach-Woche vom 15. bis 21. Januar 1989 bedeutete trotzdem einen Durchbruch im Widerstand gegen das kommunistische Regime. Zum ersten Mal seit 1969 beteiligten sich nicht nur Dissidenten, sondern in hohem Maß auch normale Bürger an den Protestaktionen.