Hochwasser: Aufräumarbeiten und Bilanzen der Schäden
Das Wasser fließt aus Tschechien langsam ab. In der Nacht erreichte die Elbe in Ústí / Aussig und am Vormittag in Děčín / Tetschen den Kulminationspunkt. Rund 700 Gemeinden Tschechiens wurden von den Überflutungen getroffen. An den oberen Flussabschnitten wurde bereits mit den Aufräumarbeiten begonnen, es gibt auch erste Bilanzen der Schäden.
Jiří Velenský spricht über die Strategie der Organisation Člověk v tísni bei der Hochwasserhilfe:
„In der ersten Phase reagieren wir auf Forderungen einzelner Bürgermeister. Wir erfüllen ihre Wünsche bezüglich materieller Hilfe und der Bereitstellung von Freiwilligen. In längerer Sicht werden wir uns aber direkt um die Familien kümmern. Wir haben ein bewährtes System, nach dem wir jene Familien aussuchen, die am nötigsten Hilfe brauchen.“
In manchen Bereichen wurden die Schäden bereits beziffert. So schätzt der Leiter der tschechischen Agrarkammer, Jan Veleba, die Schäden in der Landwirtschaft auf bis zu eine Milliarde Kronen, umgerechnet 40 Millionen Euro:„Wir haben bisher keine Angaben aus dem Kreis Ústí. Zurzeit wissen wir von 36.000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, dass sie überschwemmt wurde. Ich schätze, dass es insgesamt 80.000 Hektar sein werden.“
Das sind etwa zwei Prozent des gesamten landwirtschaftlichen Bodens in Tschechien. Den betroffenen Bauern müsse man helfen, betont Veleba. Noch vor den Verhandlungen mit dem Staat wolle die Agrarkammer an die Solidarität unter ihren Mitgliedern appellieren:
„Diese Hilfe kann in zwei Formen erfolgen: erstens als materielle Hilfe, das heißt durch Futter-, Streu und Düngemittel. Und der zweite Teil ist eine finanzielle Spendensammlung.“
Die Bauern wollen zudem eine Diskussion entfachen, betont Veleba. Das Thema: Warum kommt es in den vergangenen Jahren so häufig zu Hochwasser:„Man muss ernsthaft darüber diskutieren, wie viel Boden in der Tschechischen Republik bebaut ist. Beton kann bekanntlicherweise kein Wasser aufsaugen. Seit Mitte der 1990er Jahre sind 600.000 Hektar grüne Flächen im Tiefland, wie etwa Klee- und Luzernenwiesen, aus der Landschaft verschwunden.“
Ob in diesem Rahmen auch über die Versiegelung des Bodens durch landwirtschaftliche Nutzung diskutiert werden soll, ließ Veleba aber offen.