Staatspräsident Zeman in Österreich: Temelín, Vertreibung und Besetzung von Botschafterposten
Zu seinem zweiten Auslandsbesuch im Amt des tschechischen Staatsoberhauptes ist Miloš Zeman am Dienstag nach Österreich gereist. Dabei äußerte sich Zeman in Wien auch zum innertschechischen Streit über die Besetzung offener Botschafterposten. Mit seinen Aussagen spitzte er die Auseinandersetzung mit Außenminister Schwarzenberg noch zu.
Daneben äußerte sich der tschechische Präsident unmittelbar vor seinem Besuch im Gespräch für die Agentur Apa auch zur Vertreibung der Sudetendeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg. Zeman bemerkte, die so genannte „wilde Vertreibung“ habe er bereits zuvor öffentlich verurteilt. Allerdings hätten viele Sudetendeutsche Landesverrat begangen, weil sie mit einem Land kollaboriert haben, das den eigenen Staat okkupiert habe. Daher sei, so Zeman, die Vertreibung eine moderatere Bestrafung gewesen als zum Beispiel die Todesstrafe.
Auch zur tschechischen Innenpolitik äußerte sich Zeman. Er ging in Wien auf den Streit ein, der vor einiger Zeit über die Besetzung von Botschafterposten zwischen ihm und Außenminister Schwarzenberg ausgebrochen war. Zeman verkündete, er brauche den Außenminister zur Botschafterernennung eigentlich gar nicht:„Die Botschafter ernennt der Präsident, mit einer Gegenzeichnung des Premierministers. Es gibt hier also zwei Varianten: Entweder einige ich mich mit dem Außenminister oder einige ich mich mit dem Premierminister darauf.“
Den Streit zwischen dem Staatspräsidenten und dem Außenminister bezeichnete er als kindisch. Ausgelöst hatte den Streit der Staatspräsident. Er hatte Livia Klausová, die Frau von Ex-Präsident Klaus, als Botschafterin für den vakanten Posten in Bratislava vorgeschlagen. Auch in Wien ist der Botschafterposten seit Anfang des Jahres verwaist. Dort wünsche er sich jemanden, der Deutsch spreche, so Zeman.