Nicholas Winton erneut für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen
Die allgemeine Verwunderung über den Träger des vorjährigen Friedensnobelpreises, die Europäische Union, ist kaum gewichen, da laufen die Initiativen zur Nominierung der diesjährigen Kandidaten schon auf Hochtouren. Sehr intensiv wird dabei in Tschechien eine Unterstützerkampagne für einen britischen Kandidaten geführt – für Sir Nicholas Winton, der kurz vor dem Zweiten Weltkrieg hunderte meist jüdische Kinder aus der Tschechoslowakei vor dem Tod bewahrt hat. Abgeordnetenhauschefin Miroslava Němcová hat Winton Ende Januar bereits zum dritten Mal für den Nobelpreis vorgeschlagen. Dieses Mal stützt sich ihr Antrag auch auf eine Petition von Schülern eines Gymnasiums in Říčany bei Prag.
Gemeinsam mit ihren Mitschülern vom Gymnasium Open Gate in Říčany bei Prag hat sie daher die Initiative ergriffen: Mittels einer Petition wollen die Schüler dem tschechischen Nobelpreisvorschlag Nachdruck verleihen. Im Januar hätten sie auf der Straße schon rund 13.000 Unterschriften gesammelt, jetzt wolle man die Petition via Internet noch breiter anlegen, so Kouřilová:
„Wir bemühen uns nicht nur um Unterschriften zur Unterstützung des Vorschlags für Nicholas Winton, sondern wir wollen auch erreichen, dass seine Tat bekannter wird. Unserer Meinung nach wissen noch zu wenige davon, und wir denken, dass man eine solche Sache kennen sollte.“
Ähnlich denkt auch der Lehrer des Gymnasiums, Jiří Kostečka, darüber:„Die Unterstützung der Nominierung hat zum Ziel, dass sich die tolle Tat von Sir Winton in ganz Tschechien und auch in anderen Teilen der Welt in das Bewusstsein der Menschen einprägt. Wenn man ‚Wintons Liste’ sagt, dann sollte dieser Begriff denselben Widerhall haben wie Schindlers Liste. Beide Taten sind vergleichbar.“
Einer, der genau weiß, wie sehr ihm das einstige Engagement von Sir Winton geholfen hat, ist der 87-jährige Diplomat und Sonderbotschafter des Außenministeriums in Prag, Otto Pick. Damals, im Jahr 1939, saß Pick als 14-Jähriger in einem der so genannten Winton-Züge, die tschechische Juden wie ihn in das vor Hitler sichere Großbritannien brachten. Über die Stimmung, die in dem Zug herrschte, sagte er gegenüber Radio Prag:
„Wie ich mich erinnere, war die Stimmung sehr ruhig, ein bisschen bedrückt. Ich wusste, wohin ich fahre, aber die meisten meiner Mitfahrer hatten keine Idee, wo sie landen werden, und wer sich um sie kümmern wird.“Einige Jahre später trat Pick in die tschechoslowakische Auslandsarmee ein und kämpfte an der Seite der Briten gegen Hitlerdeutschland. Dem voran aber ging die große Tat von Nicholas Winton, ohne die das – und vieles andere – nicht möglich gewesen wäre.