Ausstellung dokumentiert „Zerstörte jüdische Denkmäler Nordböhmens 1938-1989“
Im Prager Klementinum sind gerade bisher nicht gezeigte Photos der Kristallnacht im November 1938 zu sehen sowie zum ersten Mal ausgestellte Synagogal-Textilien. Die Ausstellung heißt „Zerstörte jüdische Denkmäler Nordböhmens 1938-1989“ und ist noch bis zum März geöffnet.
„In der Nazi-Zeit wurden die Synagogen niedergebrannt oder sofort zerstört. In der Zeit des Kommunismus hat man sie zunächst einmal langsam verfallen lassen und letztendlich abgerissen.“
Die Suche nach Belegen der jüdischen Geschichte in Nordböhmen war recht schwierig, wie Hlaváček sagt:
„Die Forschung war komplizierter als beim vergangenen Projekt. Bei den christlichen Kirchen sind viele Photos und Dokumente erhalten geblieben. Dagegen hat der Holocaust die jüdische Besiedlung Nordböhmens ausgelöscht, ganze Familien und ganze Ghettos sind verschwunden. Und damit auch ihre Photodokumentationen und ihre Archive.“Für die Ausstellung wurden nur solche Orte ausgewählt, an denen die jüdischen Denkmäler ganz verschwunden sind und heute nur noch auf Grund von Dokumenten belegt werden können. Eine Ausnahme bildet Úštěk: die hiesige Synagoge war im Jahr 1989 als Ruine zum Abbruch bestimmt und wurde im letzten Augenblick, dank der politischen Wende, gerettet. Heute befindet sich dort ein Museum. Tomáš Hlaváček:
„Wir beschreiben auf den Ausstellungstafeln zunächst einmal die Entstehung der jüdischen Gemeinde in der jeweiligen Stadt und Anlegung des jüdischen Friedhofs. Dann seine Erweiterung und den Bau von Versammlungsräumen. Der zweite Teil zeigt dann den Aufbau von Gebetshäusern. Und der dritte Teil der Tafeln macht deutlich, wie schnell diese dann niedergegangen sind. Die dreihundertjährige Geschichte des jeweiligen Ortes endet sehr oft an einem einzigen Tag.“Die Ausstellung „Zerstörte jüdische Denkmäler Nordböhmens 1938-1989“ ist noch bis zum 3. März im Gebäude der Nationalbibliothek in der Prager Altstadt zu besichtigen. Zur Ausstellung ist auch eine zweisprachige Publikation auf Tschechisch und Deutsch erhältlich.