Drogensucht in Tschechien: weniger Marihuana, mehr synthetische Drogen
In Tschechien sinkt die Zahl der Marihuana-Raucher. Dagegen erhöht sich die Zahl der Süchtigen, die zu harten Drogen, besonders zu Pervitin greifen. Pervitin ist in Deutschland als Crystal oder Crystal Speed bekannt. Heroin wird in Tschechien wiederum immer häufiger durch verschiedene andere Opiate ersetzt. Insgesamt ist zurzeit laut Experten etwa ein halbes Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Tschechien drogenabhängig. Dies geht aus den aktuellen tschechischen und europäischen Drogenberichten hervor.
„Bei Cannabis hat sich die Lage stabilisiert. Die Tschechische Republik zählt allerdings immer noch zu den Staaten Europas, in denen es die höchste Zahl an Menschen gibt, die mindestens einmal Cannabis ausprobiert haben.“
Als Drogenparadies gilt seit den 1990er Jahren der Kreis Ústí nad Labem / Aussig an der Grenze zu Sachsen. Jakub Frydrych von der Antidrogen-Zentrale der tschechischen Polizei.„Zum Beispiel konzentrieren sich dort albanischsprachige Verbrecherbanden, aber auch aus Vietnam stammende Drogenhändler. Vietnamesische Banden haben 64 Prozent aller illegalen Hanf-Plantagen betrieben, die dieses Jahr in Tschechien entdeckt wurden.“
In Europa sinkt die Zahl der Heroin-Süchtigen. Allerdings wird diese Droge durch andere Rauschgifte ersetzt, vor allem durch synthetische Drogen. Tomáš Zábranský erläutert die Lage in Tschechien:
„Dasselbe gilt auch für die Tschechische Republik. Was die so genannten problematischen Drogen betrifft, bei uns vor allem den Methamphetamin, d.h. Pervitin, aber auch Heroin und Buprenorphin, ist die Zahl der Süchtigen stabilisiert beziehungsweise sie sinkt. Dies bezieht sich zumindest auf langfristige Tendenzen. Die betroffenen Leute werden älter und die Zahl der jungen Süchtigen geht zurück.“
Bei Heroin sinkt sowohl die Nachfrage als auch das Angebot. Die Polizei beschlagnahmt bei ihren Fahndungsaktionen immer weniger Mengen dieses Opiats. Der Leiter der tschechischen Beobachtungsstelle für Drogensucht, Viktor Mravčík, erklärt die Ursachen:„Erstens ist es die Substitutionsbehandlung, bei der regelmäßigen Konsumenten ein legales Opiat angeboten wird. 40 bis 50 Prozent der Süchtigen werden bereits auf diese Art behandelt, das ist ein gutes Ergebnis. Aber es gibt auch mittlerweile andere Opiate auf dem Schwarzmarkt.“
Nach mehr als 20 Jahren habe die Polizei wieder drei Küchen für so genannten Brown sugar entdeckt, sagt Mravčík. Brown ist ein Opiat, das aus Medikamenten auf Codein-Basis hergestellt wird.