Porträt Kateřina Emmons: Bin reifer geworden und bringe eine Medaille mit
Vor den Wettkämpfen der Olympischen Spiele in London hegen viele Nationen in einigen oder mehreren Disziplinen berechtigte Medaillenhoffnungen - so auch Tschechien. In einer kleinen Serie wollen wir Ihnen ab heute ein Quintett der olympischen Hoffnungsträger aus Tschechien vorstellen. Den Anfang macht die Sportschützin Kateřina Emmons, die viele Jahre auch für die Schützengesellschaft Coburg in der deutschen Bundesliga angetreten ist.
„Ich bin reifer geworden. Zwei Olympiastarts habe ich bereits hinter mir, daher ist jetzt vieles anders. Die Spiele in Athen waren meine ersten, vor vier Jahren in Peking hatte ich dann schon etwas zu verteidigen. Ich bin also schon nicht mehr so nervös.“
Weshalb auch, schließlich hat Kateřina Emmons bei Olympischen Spielen bereits einen kompletten Medaillensatz erobert. Vor acht Jahren in Athen gewann sie Bronze im 10-Meter-Luftgewehrschießen, 2008 in Peking errang sie in dieser Disziplin sogar den Olympiasieg. Hinzu kam die Silbermedaille im Wettkampf mit dem Kleinkaliber-Sportgewehr. Auch in London zählt sie zu den Favoritinnen. Aber sie hat gelernt, mit dieser Bürde umzugehen. Die Frage nach ihrem sportlichen Ziel wischt sie deshalb mit einem schelmischen Lächeln gleich vom Tisch:
„Auf die obligatorische Medaillenfrage haben wir Sportler eine schöne Antwort: Wir ziehen aus, um eine Medaille zu holen, und bringen sie auch mit nach Hause – denn jeder Athlet erhält eine Teilnehmermedaille und hat sie nachher im Gepäck.“
Kateřina Emmons, geborene Kůrková, begann ihre sportliche Laufbahn zunächst als Schwimmerin. Erst 1997 kam sie zum Schießsport. Trainiert wurde sie von ihrem Vater Petr Kůrka, der selbst zweifacher Weltmeister ist. Schon sehr früh zeigte sich ihr Talent: Schon als 19-Jährige wurde sie 2002 Weltmeisterin und zur Nachwuchssportlerin des Jahres in Tschechien gewählt. Aus dieser Zeit stammt auch ein Talisman, den sie zu Wettkämpfen immer bei sich hat:„Hier habe ich den Ring, den ich von meinen Eltern erhalten habe, als ich zum ersten Mal 400 Ringe im Wettkampf geschafft habe. In dem Ring ist auch das Datum eingraviert: Es war der 29. Juni 2001.“
Ihr größter Talisman aber ist ihre fast vierjährige Tochter Julinka. Sie gab ihr indirekt bereits in Peking Halt, als Kateřina mit ihr noch schwanger war. Dafür musste sie ihren Ehemann, den US-amerikanischen Sportschützen Matthew Emmons, erneut trösten. Wie bereits vier Jahre zuvor in Athen hatte er mit einem Fehlschuss beim letzten Anschlag eine sicher geglaubte Medaille noch verschenkt. Darüber aber werde im Hause Emmons schon lange nicht mehr gesprochen, sagt Kateřina:
„Das ist schließlich sehr unangenehm, besonders deshalb, weil sich die meisten nur an seine Misserfolge erinnern. Dabei ist auch Matthew zweifacher olympischer Medaillengewinner, doch das wird oft unterschlagen.“
Nach ihren zuletzt auch sehr guten Trainingsleistungen hofft Kateřina Emmons, dass ihr ähnliche Fehlschüsse in London nicht widerfahren. Die 28-jährige gebürtige Pilsnerin will das bereits am Samstagmorgen unter Beweis stellen.