Willkommen bei Ulrike von Levetzow - Museum in Třebívlice / Trieblitz
Sie war die letzte große Liebe des Dichters Johann Wolfgang von Goethe: Ulrike von Levetzow. Den Heiratsantrag des berühmten Literaten wies die junge Adelige jedoch ab. Sie hat nie geheiratet. Fast ihr ganzes Leben verbrachte sie auf dem Schloss in der Gemeinde Třebívlice. Deutsch hieß der Ort Trziblitz oder Trieblitz. An Goethes letzte Liebe erinnert bis heute ein kleines Museum, das im ehemaligen Gartenhaus des Schlosses untergebracht ist.
„Das ist ein Grabstein vom Hundefriedhof. Baronin von Levetzow hat einen Friedhof für ihre Hunde eingerichtet. Ein Foto des Friedhofs ist hier auch zu sehen. Den Hundefriedhof gibt es aber nicht mehr, dort ist inzwischen ein Fußballplatz entstanden. Auf dem Stein ist der Name Trimm noch zu sehen. Ulrike von Levetzow schrieb in ihren Erinnerungen, dass Trimm ihr Lieblingshund war. Sie räumte aber ein, dass bei ihr eigentlich jeder dritte Hund Trimm hieß. Auf dem Grabstein sind einige Einschnitte zu erkennen. Dies zeugt davon, dass Ulrike wirkliche mehrere Hunde namens Trimm hatte.“
Die Begegnungen zwischen Ulrike von Levetzow und Johann Wolfgang von Goethe spielten sich in den Jahren 1821 bis 1823 ab – also lange bevor sich Ulrikes Familie in Třebívlice niederließ. Ulrike von Levetzow wurde 1804 in Löbnitz geboren. Ihre Mutter war Amalie von Brösigke und ihr Vater war der spätere Hofmarschall Joachim von Levetzow. Venuše Pazderová macht auf einige Fotos aufmerksam:
„Die Mutter war sehr jung, nur 16 Jahre alt, als Ulrike zur Welt kam. Ein Jahr später wurde Ulrikes Schwester Amalie geboren. Danach zerbrach jedoch die Ehe der Eltern. Ulrikes Mutter heiratete bald den Vetter ihres ersten Mannes, Friedrich von Levetzow. Mit ihm hatte sie die dritte Tochter, Bertha. Diese Ehe war den Erinnerungen zufolge sehr glücklich, aber kurz. Friedrich von Levetzow fiel 1815 in der Schlacht bei Waterloo. Für Ulrikes Mutter war das ein schwerer Schlag. Sie reiste viel und hielt sich oft im Palais ihrer Eltern in Marienbad auf. Ulrike wurde zuvor in eine Mädchenpension nach Strassburg geschickt. Goethe begegnete der 17-jährigen Ulrike zum ersten Mal 1821 in Marienbad. Als ihr Großvater sie dem Dichter vorstellte, ahnte Ulrike gar nicht, dass Goethe ein berühmter Dichter ist. Der 72-jährige Goethe hat sich in Ulrike verliebt.“
Goethe traf Ulrike von Levetzow erneut während seiner Kuraufenthalte in den Jahren 1822 und 1823. Der verliebte Dichter machte der 19-jährigen Ulrike 1823 einen Heiratsantrag. Erzherzog Karl August von Weimar persönlich war der offizielle Brautwerber. Der Erzherzog unterstützte den Heiratsantrag und versprach Ulrikes Familie ein sorgenloses Leben an seinem Hof. Der Heiratsantrag wurde aber höflich abgelehnt. Ulrike schrieb später in ihren „Erinnerungen an Goethe“, sie habe „gar keine Lust verspürt, zu heiraten“. Und sie blieb unverheiratet bis zu ihrem Tod. Sie überlebte Goethe um 62 Jahre, denn sie starb im Alter von 95 Jahren. Venuše Pazderová:
„Die Abweisung des Heiratsantrags hatte Goethe tief getroffen. Seinen Schmerz drückte der Dichter in seiner berühmten Marienbader Elegie aus. Er reiste damals gleich ab und kehrte nie wieder nach Böhmen zurück. Über die Gründe für die Abweisung wird spekuliert. Es wird erzählt, dass Ulrikes Mutter von der Vorstellung nicht begeistert war, dass Goethe, der zuvor auch ihr Verehrer war, auf einmal ihr Schwiegersohn werden sollte. Ulrike äußerte sich in dem Sinne, sie habe Goethe lieb wie einen Vater. Aber er sei durch seinen Sohn August und dessen Frau in Weimar gut versorgt und brauche sie daher nicht. Viel später soll Ulrike erwähnt haben, sie sei dank Goethe bekannt geworden. Ich meine aber, dass Ulrike ihre Popularität nicht nur Goethe verdankt. Sie war nämlich eine sehr engagierte Frau, die vielen Menschen aus ihrer Umgebung geholfen hat.“Graf von Klebelsberg, dem das Herrschaftsgut von Třebívlice gehörte, heiratete 1843 seine langjährige Freundin, Ulrikes Mutter Amalie von Brösigke-Levetzow. Nach dem Tod des Stiefvaters und der Mutter hat Ulrike Třebívlice geerbt. In Třebívlice war Ulrike sehr beliebt, erzählt Venuše Pazderová:
„Sie gründete hier eine Art Kantine für arme Leute, für die jeden Tag im Schloss gekocht wurde. Wenn jemand im Dorf erkrankte, schickte die Baronin ihren Leibarzt zu ihm. Wenn jemand starb, besuchte sie die Familie des Verstorbenen, um sie zu trösten. In Třebívlice wurde damals auch eine Synagoge erbaut, denn die Baronin war sehr tolerant.“
Ulrike von Levetzow unterstützte zudem das spätere Prager Nationalmuseum und gründete ein Asylhaus in Prag. Die Bewohner von Třebívlice erinnern sich an die Baronin als eine passionierte Jägerin und Sammlerin von Gemälden und Graphiken. Nach Ulrikes Tod erbte ihr Neffe Adalbert Baron Rauch den Besitz. Er veräußerte das Schloss 1901 an die Stadt Most / Brüx. Aus dem Grund befindet sich bis heute ein Teil des Nachlasses der Ulrike von Levetzow im Stadtmuseum in Most. In der 1999 eröffneten Dauerausstellung in Třebívlice sind aber viele persönliche Sachen der Baronin zu sehen.„Wir stellen hier Gegenstände aus, die zuvor im Depot des Schlosses aufbewahrt wurden. Zudem sind hier viele persönliche Andenken an Ulrike zu sehen, und zwar Dinge, die Bewohner von Třebívlice dem Museum geschenkt haben. Denn wenn sich die Baronin von einem der Bediensteten verabschiedete, schenkte sie ihm in der Regel ein Andenken. Zu sehen sind ebenso mehrere Kleidungsstücke, Bilder und Bücher. Ulrike hob alle Andenken an Goethe auf. Es war aber ihr letzter Wunsch, dass die Korrespondenz mit Goethe nach ihrem Tod verbrannt wird. Die Asche sollte in einer Urne in ihr Grab gelegt werden. Sie wollte verhindern, dass die Briefe missbraucht werden.“ Erhalten geblieben ist der Umschlag, in dem das Schriftstück mit Ulrikes letztem Willen aufbewahrt wurde. Im Museum bewundern kann man zudem Ulrikes Zeichnungen und Stickereien. Diese erinnern an die Mädchenschule, die die Baronin im Dorf gründete und an der sie mit ihrer Schwester Handarbeiten unterrichtete. Kurios wirkt in der Dauerausstellung ein zierlicher und reich verzierter Schuh wie aus dem Märchen über Aschenbrödel. Der zweite Schuh von dem Paar ist nicht verloren gegangen, wie man annehmen könnte. Frau Pazderová zufolge kann man ihn im Museum in Most besichtigen. Auch noch über 100 Jahre nach ihrem Tod zieht Ulrike von Levetzow Verehrer aus der ganzen Welt an. Davon zeugen die Eintragungen im Gästebuch, das im Museum in Třebívlice ausgelegt ist. Ein indischer Literaturstudent zum Beispiel suchte in Třebívlice nach Material für eine Studie zum Thema „Goethe und Frauen“. Selbst ein japanischer Literaturliebhaber wanderte auf Ulrikes Spuren in Třebívlice. Das Museum ist jeden Samstag und Sonntag von 9 bis 11 und von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Nach Absprache kann man das Museum auch zu einem anderen Termin besuchen.