Rückrundenstart in Gambrinus Liga: Heißer Auftakt mit Toren, Fouls und Polizeieinsatz

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Noch vor einer Woche schien es so, als wenn der Start in die Rückrunde der tschechischen Fußballmeisterschaft gefährdet sei. Zumindest in den Stadien, die über keine Rasenheizung verfügen. Am vergangenen Wochenende, an dem es seit langem mal wieder frostfrei war, konnten dann aber alle acht Begegnungen ohne weiteres ausgetragen werden. Umso heißer ging es dann auf manchen Plätzen und auf den Rängen zu.

Pavel Horváth,  Radek Matějek und Petr Rada  (Foto: ČTK)
In den acht Partien des 17. Spieltags der höchsten tschechischen Fußball-Liga, der so genannten Gambrinus Liga, sahen die rund 32.000 Zuschauer 21 Tore. Allein ein Drittel der Tore fiel beim attraktivsten Spiel der Runde, dem 4:3-Auswärtssieg von Meister Viktoria Pilsen beim FK Teplice. Eine Begegnung, die aufgrund des von beiden Seiten gebotenen Offensivspektakels eigentlich keinen Verlierer verdient hatte. Das meinte wohl auch der Trainer der unterlegenen Heimmannschaft, Petr Rada, der gleich nach dem Abpfiff wutentbrannt auf Schiedsrichter Radek Matějek losstürmte. Offensichtlich kurz nach dem Spiel höchst unzufrieden mit manchen Entscheidungen des Referees, wollte Rada auf der Pressekonferenz davon aber schon nichts mehr wissen:

Viktoria Pilsen spielte gegen den FK Teplice  (Foto: ČTK)
„Das ist nicht das Parkett, auf dem ich mich bewege, meine Herren. Der Schiedsrichter ist für mich tabu. Wir haben verloren und zu Hause vier Tore kassiert. Dazu werden meine Spieler einiges zu hören bekommen. Aber fragen sie mich nicht nach dem Schiedsrichter.“

Tomáš Vondrášek, der Rechtsverteidiger des FK Teplice, schätzte die Gründe für die knappe Niederlage etwas nüchterner ein:

„In diesem Spiel haben Kleinigkeiten entschieden. Die Pilsener waren in mehreren Situationen immer einen Schritt schneller als wir, und das hat, so denke ich, das Spiel entschieden. Ansonsten war die Partie ausgeglichen, es ging rauf und runter und die Pilsener haben uns dabei nicht dominiert. Von daher sage ich, ein Unentschieden das gerechtere Ergebnis gewesen.“

Daniel Křetínský  (Foto: Archiv Sparta Prag)
Am vergangenen Samstag richteten sich die Blicke der tschechischen Fußballfans aber ebenso gespannt auf das erste Auftreten des Spitzenreiters Sparta Prag nach der Winterpause. Der Grund: Noch im Dezember hatte Clubboss Daniel Křetínský die sportliche Leitung des Teams komplett umkrempeln lassen, indem er den hierzulande anerkannten Fußballtheoretiker Jaroslav Hřebík anstelle des ehemaligen Nationaltrainers Jozef Chovanec zum neuen Sportdirektor bestellte. Hřebík versprach dynamischen und attraktiven Offensivfußball, für den peu à peu der Einbau von talentierten jungen Kickern sorgen soll. Im Heimspiel gegen den 1. FC Slovácko schienen die Prager diese Vorgabe auch sofort umsetzen zu wollen, denn schon in der ersten Spielminute gingen sie in Führung. Und das nach einer Standardsituation, die man zuvor offenbar gut geübt hatte:



Josef Čtvrtníček  (1. FC Slovácko) und Léonard Kweuke  (Sparta Prag). Foto: ČTK
„Die langen Einwürfe haben wir im Trainingslager in Spanien etwas geübt. Heute haben wir das gleich zu Spielbeginn direkt nutzen wollen und, Gott sei Dank, ist uns das auch gelungen. Es geht darum, dass einige unserer Spieler in den weiten Flugball hineinlaufen und versuchen, das fallende Leder zu treffen. Heute ist es mir geglückt“, schilderte Torschütze Andrej Kerič die Szene, die zum 1:0 führte.

Wie sich später zeigen sollte, war es auch schon die Spiel entscheidende Aktion, denn danach gelang beiden Mannschaften nicht mehr viel. Der einzige große Aufreger war das grobe Foul von Václav Ondřejka am jungen Sparta-Talent Ladislav Krejčí, für die der Mittelfeldspieler der Gäste nach gut einer Stunde zu Recht die Rote Karte sah. Für Ondřejka spricht, dass er sein Fehlverhalten nach der Partie reumütig zugab:

„Ich kann mir das nicht erklären, ich wollte eigentlich nur im Zweikampf voll dagegen halten. Vor allem wollte ich Krejčís Beine überhaupt nicht treffen, sondern nur den Ball spielen. Dann aber ist es anders gekommen. Ich bin mir bewusst, was ich getan habe, und das ist schlecht.“

Eine Selbstkritik, wie man sie im Fußball nicht alle Tage hört. Eine ähnliche Sichtweise würde man sich aber auch bei so manchem Zuschauer wünschen. Vor allem aber unter den Problemfans, die einige Traditionsvereine der Gambrinus Liga haben. Zu ihnen gehört der schlesische Club Baník Ostrava, zu dem sich auch junge Fans aus dem grenznahen Polen bekennen. Leider aber nicht selten ohne das ernsthafte Interesse, die Spiele ihres Lieblingsvereins auch 90 Minuten lang in sportlich fairer Weise auf der Tribüne zu verfolgen. Beim Gastspiel der Ostrauer in Mladá Boleslav sind die Hooligans von Baník nämlich wieder einmal unrühmlich aufgefallen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit ist ein polnischer Fan zunächst auf das Spielfeld gerannt, wurde aber sofort von den Ordnungskräften in Gewahrsam genommen. Nach Meinung vieler Gästefans allerdings in brutaler Art, weshalb sie daraufhin eine Schlägerei mit weiteren Ordnungskräften anzettelten, die erst von der Polizei beendet werden konnte. Das dauerte jedoch gut eine Viertelstunde – in dieser Zeit war das Spiel durch den Referee unterbrochen worden. Für das Verhalten der Baník-Anhänger hatte Offensivspieler Martin Fillo vom Gastgeberteam jedoch kein Verständnis:

Martin Fillo  (Foto: Archiv FK Mladá Boleslav)
„Es ist nicht angenehm, wenn sich auf einmal auf den Rängen Leute prügeln, das gehört einfach nicht ins Stadion. Die Fans sollten ihre Probleme woanders ausdiskutieren, aber nicht im Stadion.“

Die Begegnung endete übrigens mit einem 2:1-Sieg für die Autostädter. Durch die Niederlage bleiben die Ostrauer weiter im Tabellenkeller, mit nur zehn Punkten liegen sie auf Platz 15, der den Abstieg zur Folge hätte. Aber das ist nicht das einzige Problem, das der Club aus der mährischen Industriestadt derzeit hat. Auf einer Pressekonferenz am Montag hatte nämlich der langjährige Nationalspieler Marek Jankulovski auch keine frohe Botschaft zu verkünden:

„Es war an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen. In den letzten drei Monaten, in denen ich zum Zuschauen verurteilt war, bin ich zu dem Entschluss gekommen, meine Karriere offiziell zu beenden. Der Hauptgrund dafür ist natürlich meine Verletzung.“

Marek Jankulovski  (Foto: ČTK)
Der Linksverteidiger, der noch im vergangenen Jahr für den AC Mailand spielte, war in letzter Zeit wirklich vom Verletzungspech verfolgt. Vor knapp einem Jahr hatte er sich beim Pokalspiel von Mailand gegen Palermo das linke Knie verdreht. Die bittere Diagnose damals: Riss des vorderen Kreuzbands, mehrere Monate Spielpause. Sieben Monate später gab Jankulovski dann sein Comeback in der Heimat. Das war aber nur von kurzer Dauer, denn beim Spiel von Baník Ostrava gegen Hradec Králové passierte ihm schon nach sieben Minuten das gleiche Missgeschick. Wieder riss das Kreuzband. Mittlerweile ist Jankulovski wieder auf dem Weg der Besserung, doch die Ärzte rieten ihm grundsätzlich von einer hohen Belastung des lädierten Knies ab. Denn ein dritter Abriss des Kreuzbandes könne irreparable Schäden haben, sagte Jankulovski.

Deshalb traf Jankulovski jetzt diese Entscheidung, die ihm sicher nicht leicht gefallen ist. Der 34-Jährige bestritt für Tschechien 78 Spiele im Nationaltrikot, in denen er 11 Tore erzielte. Er stand in der Mannschaft, die 2004 EM-Dritter wurde und spielte zwei Jahre später auch bei der WM in Deutschland. Mit dem AC Mailand gewann Jankulovski 2007 die Champions League, den Supercup und die Club-WM.


Eishockey: Slavia Prag spielt nach elf Jahren nur die Platzierungsrunde

Petr Nedvěd  (Liberec) und Michal Vondrka  (Slavia). Foto: ČTK
Ist die Gambrinus Liga also am vergangenen Wochenende erst in die Rückrunde ihrer diesjährigen Saison gestartet, so hat die tschechische Eishockey-Elite in diesen Tagen ihr erstes Etappenziel bereits erreicht. Am Sonntag schließen die 14 Mannschaften der Tipsport-Extraliga die Punktspiele der Hauptrunde ab. Danach spielen die besten zehn Teams in den Play offs um die Meisterschaft, die vier Letztplatzierten aber müssen in die Platzierungsrunde. Zu den Verlierern der Saison gehört schon jetzt der HC Slavia Prag. Die Hauptstädter müssen nämlich nach elf ziemlich erfolgreichen Jahren erstmals in die ungeliebten Play outs. Gegenüber Radio Prag nannte Co-Trainer Jiří Čelanský dann auch ohne Umschweife die Gründe dafür, weshalb Slavia in dieser Saison nur im Tabellenkeller steht:

Jiří Čelanský  (Foto: Archiv HC Slavia Prag)
„Meiner Meinung nach sind das ganz eindeutig unsere schlechten Leistungen und Ergebnisse in den Heimspielen. Außer in ein, zwei Begegnungen waren wir nicht in der Lage, die Gegner auf unserer kleinen Eisfläche wie gewohnt unter Druck zu setzen. Das ist der Hauptgrund, weshalb wir die Play offs diesmal verfehlt haben.“

Nach zwei Titeln, dreimal Silber und einmal Bronze im zurückliegenden Jahrzehnt steht Slavia Prag also in dieser Saison vor der völlig ungewohnten Aufgabe, den Klassenerhalt zu sichern. Jiří Čelanský betreibt daher ein wenig Zweckoptimismus:

Foto: ČTK
„Natürlich sind wir zum ersten Mal in dieser Situation. Ich denke aber, dass es in der Abstiegsrunde diesmal sehr eng und ausgeglichen zugehen wird, denn momentan trennen den Elften und Vierzehnten der Tabelle ganze drei Punkte. Wir sind im Quartett der Play-out-Teilnehmer sicher die Mannschaft, die im Abstiegskampf die wenigsten Erfahrungen hat. Doch wir glauben, dass in diesen Spielen Kleinigkeiten entscheiden werden, die wir zu unseren Gunsten beeinflussen wollen. Also mehr Zweikämpfe gewinnen und die Torchancen besser nutzen.“

Spätestens am 8. April steht das Team fest, das als Letzter der Platzierungsrunde in der Relegation gegen den Sieger der zweiten Liga antreten muss. Der neue tschechische Eishockey-Meister wird bis zum 21. April ermittelt.

Autor: Lothar Martin
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