Aussicht auf Kälterekord lockt Extremtouristen in den Böhmerwald

Foto: ČT 24

Der Winter hat Tschechien auch weiterhin fest in Griff. Ungewöhnlich tiefe Temperaturen werden nicht nur in den Bergen, sondern praktisch im ganzen Land gemessen. Extremfrost soll es aber erst am Wochenende geben. Die Meteorologen rechnen dann sogar damit, dass die bestehenden Kälterekorde gebrochen werden. Die bisher niedrigsten Temperaturen wurden in der Nähe der kleinen Böhmerwaldgemeinde Kvilda / Außergefilde gemessen. Es gibt aber auch Touristen, die die arktischen Temperaturen anziehend finden und ihre Kräfte testen wollen. Der beste Ort für diese Kraftprobe scheint eben Kvilda zu sein.

Antonín Vojvodík  (Foto: ČT 24)
Wird der 1929 bei Budweis gemessene Kälterekord von minus 42,2 Grad Celsius fallen? Diese Frage stellen sich nicht nur die Liebhaber extremer Bedingungen, sondern auch Antonín Vojvodík. Der Mann aus der Böhmerwaldstadt Vimperk ist eigentlich nur Hobbymeteorologe, aber seine Messungen werden für die offizielle Statistik anerkannt. Er hat angeblich die kälteste Stelle von Kvilda entdeckt, sie liegt aber nicht im Ort selbst. Auf Langlaufskiern schreitet der Amateur-Meteorologe Vojvodík zu seiner weißen Mini-Messstation.

Kvilda
„Ich möchte mich bei allen bedanken, dass sich bislang niemand gefunden hat, der hier biwakiert hätte. Ich habe im Neuschnee keine Skispuren gesehen, die hierher führen würden. Dieser Ort liegt im Kerngebiet des Nationalparks. Es gibt durchaus Leute, die dabei sein und den ungewöhnlichen Frost erleben wollen. Alle fragen mich, wo diese Stelle liegt. Ich habe in den Internet-Diskussionsforen gelesen, dass inzwischen einige dies schon wissen und dass sie auf die richtige Nacht warten, um hierherzukommen. Ich werde ihnen aber keine Anleitung geben, wo sie erfrieren können.“

Foto: ČT 24
Dass Antonín Vojvodík den genauen Ort nur ungern verrät, ist kein Wunder. Der passionierte Meteorologe hat die kälteste Stelle erst nach jahrelangen Messungen und Forschungen gefunden. Die zahlreichen Langlauf-Touristen, die sich zwischen Kvilda und Horská Kvilda bewegen, ahnen oft nicht, dass sie nahe eines berühmten Ortes vorbeigleiten.

Eine Langläuferin aus Brno / Brünn verbringt derzeit mit ihrer Kollegin einen einwöchigen Urlaub in Kvilda:

„Ich muss zugeben, dass ich doch Befürchtungen hatte, als wir nach Kvilda reisten. Und meine Familie und meine Bekannten haben mir gesagt, wir seien verrückt, und dass wir hier erfrieren werden. Wir haben uns inzwischen schon an die Kälte gewöhnt. So schlimm kam es uns nicht vor. Die niedrigste Temperatur, die wir hier erlebt haben, war minus 28 Grad, das war gleich am Sonntag.“

Im Freien übernachten möchten die Urlauberinnen aber auf keinen Fall. Doch der Extremfrost hat auch einige weitere Touristen in den Böhmerwald gelockt. Der bärtige Bergliebhaber František Kotásek ist mit seinen Freunden ausgerechnet wegen der Kälte gekommen. In der Nacht vom vergangenen Sonntag auf Montag fiel das Thermometer bereits einmal in die Nähe eines neuen Rekordwertes:

Kvilda
„Diese minus 39,2 Grad Celsius, die in der Nacht gemessen wurden, haben uns ermuntert. So etwas haben wir noch nie erlebt. Das sind wirklich Extrembedingungen. Das kann man schon Winter nennen. Aber um offen zu sein, in der Nacht sind wir nicht viel draußen herumspaziert.“

Bleibt abzuwarten, ob Kvilda nach dem Wochenende wieder einmal in das Buch der Rekorde eingetragen wird.