Kardinal Vlk: Havels geistige Größe wurde im Ausland hoch geschätzt
Kardinal Miloslav Vlk zelebrierte gemeinsam mit dem Erzbischof Dominik Duka und anderen kirchlichen Würdenträgern am Freitag den Trauergottesdienst für den verstorbenen Ex-Präsidenten Václav Havel. Radio Prag hat mit dem Kardinal kurz vor der Trauerfeier gesprochen.
„Ich habe den Präsidenten erst Ende der 1980er Jahre kennengelernt, weil ich früher auf dem Lande gelebt habe und nicht im Zentrum des Geschehens in Prag war. Als ich Bischof geworden war und er Staatspräsident, haben uns gegenseitig besser kennen gelernt. Ich habe schon früher seine Tätigkeit gekannt und seine Texte gelesen, aber besonders eng zusammen gearbeitet haben wir bei den Vorbereitungen des Papstbesuchs. Es war sehr wichtig, dass Václav Havel Papst Johannes Paul II. nach Prag eingeladen hatte, um die Resultate der Samtenen Revolution so zu sagen zu besiegeln. Denn Johannes Paul II. hatte große Verdienste um den Zusammenbruch des Kommunismus. Als ich Erzbischof von Prag war, waren wir mit Präsident Havel Nachbarn, und da trafen sehr oft zusammen.“
Kommen wir noch auf den Papstbesuch von 1990 zurück, den Präsident Havel damals als ein Wunder bezeichnete. Hat der Heilige Vater Havels Texte damals gekannt?
„Ich bin davon überzeugt, dass sich der Papst dafür interessiert hatte, wer Václav Havel ist. Er kannte seine Texte schon in der Zeit, als er noch Erzbischof von Krakau war. Václav Havel hatte eine sehr gute Beziehung zu Polen, wo er viele Freunde hatte. Es war sehr interessant, wie diese zwei Männer ´harmonisiert´ haben. Sie standen wirklich geistlich nahe zueinander. Sie hatten ähnliche Visionen über Mitteleuropa. Der Papst hat damals eine längere Zeit mit Präsident Havel nur unter vier Augen gesprochen. Man hat gesagt, dass Präsident Havel eine Beichte bei Johannes Paul II. abgelegt hatte.“
In den letzten Tagen wurde mehrmals in den Medien daran erinnert, dass Václav Havel im Ausland eigentlich mehr geschätzt wurde als hierzulande. Denn er imstande, sich oft sehr gnadenlos über die Situation zu äußern. Wie sehen Sie das, Herr Kardinal?
„Er war hierzulande als ein Oppositionsführer bekannt. Es war ganz natürlich, dass er Staatspräsident geworden war. Aber seine geistige Größe wurde im Ausland wahrscheinlich besser erkannt. Er war ein Mann, der gegen Ungerechtigkeit jeder Art gekämpft hatte. Darum wurde er so geschätzt. Unsere Republik hatte er im Ausland würdevoll repräsentiert. Dank ihm hatte man im Ausland von der Tschechoslowakei und von der Samtenen Revolution gehört.“