Im Veitsdom fand die Trauerzeremonie für Ex-Präsident Havel statt

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Am Freitag herrschte in Tschechien bereits den dritten Tag Staatstrauer. Die Flaggen im ganzen Land wehten auf Halbmast. Die Aufmerksamkeit der Medien und der ganzen Bevölkerung war auf die Prager Burg gerichtet. Im Veitsdom fand die Trauerfeier statt, bei denen sich die Welt vom tschechischen Ex-Präsidenten Václav Havel verabschiedete.

Staatsbegräbnis des Václav Havel  (Foto: ČTK)

Im ganzen Land erklangen um 12 Uhr die Glocken. Damit begann das Staatsbegräbnis. Fünf Tage nach dem Tod von Ex-Präsident Havel haben sich im Prager Veitsdom mehrere Hundert Gäste zur zentralen Trauerfeier versammelt. 15 Staatsoberhäupter und viele weitere führende Politiker aus der ganzen Welt nahmen an der Trauerzeremonie im Veitsdom teil. Unter ihnen waren die US-Außenministerin Hillary Clinton mit ihrem Mann sowie die ehemalige US-Außenministerin Madeleine Albright. Aus Deutschland ist Bundespräsident Christian Wulff, aus Österreich Bundespräsident Heinz Fischer gekommen. Die französische Delegation leitete Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Unter den offiziellen Gästen waren auch viele Freunde Havels aus der Dissidentenzeit, wie beispielsweise der ehemalige polnische Präsident Lech Walesa. Die Europäische Union war durch Kommissionspräsident Manuel Barroso und dem Parlamentsvorsitzenden Jerzy Buzek vertreten.

Den Gottesdienst für den verstorbenen Präsidenten zelebrierte der Prager Erzbischof Dominik Duka gemeinsam mit Kardinal Giovanni Coppa, dem ehemaligen apostolischen Nuntius in Tschechien, Kardinal Miloslav Vlk und weiteren kirchlichen Würdenträgern. Während der Messe erklang das Requiem von Antonín Dvořák. Zum Abschluss wurde das Kirchenlied zum heiligen Wenzel gesungen.

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Zu Beginn der Messe las Kardinal Giovanni Coppa einen Brief vor, den Papst Benedikt XVI. zum Tod von Václav Havels an den tschechischen Präsidenten Václav Klaus geschickt hat. Coppa, der von 1990 bis 2001 Nuntius des Vatikans in der Tschechoslowakei und in der Tschechischen Republik war, wechselte beim Verlesen der päpstlichen Botschaft zwischen der englischen und der tschechischen Sprache:

„In diesem Augenblick der Staatstrauer möchte ich mein aufrichtiges Beileid zum Ausdruck bringen. Ich schließe mich denjenigen an, die sich zur Trauerzeremonie im Veitsdom versammelt haben. Ich erinnere mich daran, wie Herr Havel die Menschenrechte mutig verteidigte in einer Zeit, in der sie in Ihrem Land systematisch unterdrückt wurden. Ich würdige seine Art eines Visionärs, mit der er das demokratische System im Land aufbaute. Ich danke dem Gott für die Freiheit, die die Bevölkerung Tschechiens heutzutage genießt. Ich erteile mein apostolisches Segen allen denjenigen, die um den Verstorbenen in der Hoffnung an die Auferstehung trauern.“

Dominik Duka  (2. von rechts). Foto: ČTK
Der Prager Erzbischof Dominik Duka kannte den Ex-Präsidenten gut, denn er saß ein Jahr lang mit ihm im kommunistischen Gefängnis. In der Predigt wandte sich Duka an die Trauernden:

„Wenn jemand von uns weggegangen ist, erinnert man sich an die Augenblicke, die man mit ihm verbracht hat. Ich höre, Václav, noch heute klar deine Worte, mit denen du Papst Johannes Paul II. 1990 in Prag begrüßt hast: Ich weiß nicht, was ein Wunder ist, aber die Tatsache, dass Sie da sind, ist ein Wunder. Die ganze Lebensgeschichte von Václav Havel war eigentlich ein Wunder. Alle seine Träume wurden erfüllt: der Fall des von der sowjetischen Armee geschützten kommunistischen Regimes. Es waren aber nicht Träume, es waren deine Sehnsüchte. Wenn ich an deine Worte denke, dass die Wahrheit und Liebe über Lüge und Hass siegen werden, ist mir klar, dass du kein Agnostiker warst, wie es bestimmten Menschen schien. Du hast an diese Worte geglaubt, und sie verliehen dir den Mut und Hoffnung. Das Wertvollste, was du für uns gemacht hast, war, dass du das müde Volk geeinigt hattest. Es ist kein Zufall, dass du in den letzten Tagen deines Lebens davon gesprochen hast, dass wir keine Krise zu fürchten brauchen, wenn wir zusammenstehen.“

Václav Klaus  (Foto: ČTK)
Im Laufe der Feier, die mehr als zwei Stunden dauerte, verabschiedeten sich vom Dichterpräsidenten offiziell auch Staatspräsident Václav Klaus sowie einige von denjenigen, die ihm nahe standen. Präsident Klaus sagte, er spreche im Namen der Tschechischen Republik und ihrer Bürger:

„Es kommt mir vor, dass während der fünf Tage, die seit seinem Tod vergangen sind, über ihn wahrscheinlich schon alles gesagt wurde. Oft erklangen dabei die Worte ´er ist gegangen´. Vielen von uns fielen dabei Havels letzte Theaterstück und Film ´Der Abgang´ ein. Mit Václav Havel ist einiges abgegangen, aber dank seiner konsequenten Haltung wird vieles auch weiterhin leben. Wie beispielsweise der Gedanke, dass die Freiheit einen Wert darstellt, für den es sich lohnt, Opfer zu bringen. Genauso hat es Sinn, für die Wahrheit, von der der Mensch überzeugt ist, ein Risiko einzugehen.“

Madeleine Albright  (Foto: ČTK)
Das Wort ergriffen danach einige Menschen, die Havel nahe standen, unter ihnen auch die US-Außenministerin Madeleine Albright:

„In den vergangenen 20 Jahren war Václav Havel einer der am meisten respektierten Männer auf diesem Planeten…. Diejenigen, die gemeint haben, dass er naiv, haben sich sehr geirrt. … Er achtete die Freiheit nicht als ein Ziel, sondern als ein Mittel, mit dem man erreicht, dass die Wahrheit siegt. Ich hatte die Ehre, zu seinem Freundeskreis zu gehören. Er wird uns sehr fehlen, nie werden wir ihn vergessen.“