Tschechische Volkszählung 2011: In der Bildung scheiden sich die Geister
Die tschechische Bevölkerung altert, immer mehr Menschen leben als Single, und der Anteil der in Tschechien lebenden Ausländer nimmt zu. Die Anzahl der Rentner ist größer geworden, die Zahl der Kinder hingegen ist rückläufig. Dafür kann zirka jeder Achter unter den Tschechen und Tschechinnen heute auf eine Hochschulausbildung verweisen. Diese und andere interessante Fakten förderte die Volkszählung vom Frühjahr dieses Jahres zu Tage, deren vorläufige Ergebnisse das Tschechische Statistikamt (ČSÚ) am Donnerstag veröffentlicht hat.
„Was die Männer betrifft, so lassen sich 48 Prozent von ihnen den Singles zuordnen, da sie entweder geschieden oder ledig sind. Bei den Frauen beträgt der Single-Anteil 43 Prozent. Mit anderen Worten: Es fehlt nicht mehr viel, und die Hälfte unserer Bevölkerung lebt für sich allein.“
Vielleicht aber ist das gestiegene Single-Dasein auch darauf zurückzuführen, dass die Zahl der Menschen im Rentenalter im vergangenen Jahrzehnt weiter zugenommen hat. Und zwar um fast 20 Prozent, während die Zahl der Kinder in dieser Zeit um rund ein Zehntel zurückgegangen ist. Drápal zufolge aber gibt es auch viele jüngere Singles. Das komme daher, dass sie der Karriere wegen viel Zeit in der Arbeit verbringen. Sie hätten daher aber auch mehr Geld, sodass sie sich es leisten können, allein zu wohnen.Die positive Seite des Single-Daseins von jüngeren Menschen aber ist, dass sich die Zahl der Bürger mit abgeschlossener Hochschulbildung erhöht hat:
„In den zurückliegenden 50 Jahren ist der Anteil der Bürger, die einen Hochschulabschluss haben, um nahezu das Sechsfache gestiegen. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Die Zahl der Einwohner mit abgeschlossener Hochschulbildung hat sich von 156.000 auf über 1,1 Millionen erhöht. Auf der anderen Seite ist es sehr beunruhigend, dass in unserer Gesellschaft zugleich die Zahl der Leute zunimmt, die keinen Schulabschluss haben“, sagte die Vorsitzende des Statistikamtes, Iva Ritschelová.Also auch bei der Bildung gibt es Licht und Schatten. Die gestiegene Zahl von Menschen ohne Schulabschluss gehe vor allem darauf zurück, dass in sozial schwachen Familien nicht mehr mit Nachdruck für die Teilnahme der Kinder am Schulunterricht gesorgt werde. Das habe im Erwachsenenalter dann oft Folgen, erklärt Stanislav Drápal:
„Es handelt sich um junge Leute sowie um Menschen mittleren Alters. Die fehlende Bildung stellt für diese Personen ein großes Handicap dar, denn sie haben auf dem Arbeitsmarkt so gut wie keine Chancen. Sie geraten immer mehr an den Rand der Gesellschaft und vergrößern die Gruppe derjenigen, die sozial ausgeschlossen sind.“Viel weniger Einwohner Tschechiens als 2001 bekennen sich heutzutage zu einer Nationalität oder zu einer Religion. Die Beantwortung dieser Fragen war bei der Volkszählung in diesem Jahr aber nicht obligatorisch. Die Mehrheit der Menschen – über 6,7 Millionen – bekannte sich bei der Volkszählung 2011 zur tschechischen Nationalität. Über 2,7 Millionen Menschen gaben keine Nationalität an. 13.500 Personen bekannten sich zur Nationalität der Roma.