Štěpánek feiert tolles Comeback – Kulhavý bestätigt seine Extraklasse

Radek Štěpánek (Foto: ČTK)

Die Schwimm-Weltmeisterschaften in Shanghai sind schon wieder Geschichte, die Leichtathletik-WM im südkoreanischen Daegu dagegen steht noch aus. Zwischen diesen beiden Höhepunkten der Sommersport-Saison aber schwingt „König Fußball“ wieder kräftig das Zepter. Aus tschechischer Sicht erfreulich, dass am vergangenen Wochenende zudem Erfolge aus den olympischen Sportarten Tennis und Mountainbiking vermeldet wurden.

Radek Štěpánek  (Foto: ČTK)
Radek Štěpánek ist ein Stehaufmännchen, ein Kämpfer vor dem Herrn. In seiner bereits langen Karriere hat der 32-jährige Tennisspieler schon etliche Nackenschläge einstecken müssen. Zunächst versagten ihm im Davis Cup ziemlich oft die Nerven, weshalb das tschechische Männerteam einige Vergleiche ziemlich unnötig verlor. Štěpánek traf daher eine Zeitlang auch der Bannstrahl der Fans und des Teamkapitäns. Zuletzt setzten ihm Verletzungen und Erkrankungen heftig zu. Im Vorjahr litt der ehemals Achte der ATP-Weltrangliste an Mononukleose und einem Ermüdungssyndrom. Seitdem gewann er bei vier Grand-Slam-Turnieren nur ein einziges Match und rutschte im Ranking zwischenzeitlich bis auf Platz 70 ab. In der vergangenen Woche aber meldete sich der Tennis-Oldie recht eindrucksvoll zurück. Beim mit 1,17 Millionen Dollar dotierten Turnier in Washington fand er zu alter Klasse, wurde Runde für Runde immer stärker und krönte seine hervorragende Wochenvorstellung mit einem Zwei-Satz-Sieg im Finale über den an Nummer eins gesetzten Franzosen Gaёl Monfils. Kein Wunder, dass Štěpánek diesen Erfolg sehr hoch einstufte:

Radek Štěpánek und Gaël Monfils  (Foto: ČTK)
„Für mich ist das ganz sicher der größte Sieg meiner Karriere, denn es ist auch das bedeutendste Turnier, das ich bisher gewonnen habe. Es gehört nach den Grand Slams zur zweithöchsten Kategorie des Tennisports, und es war auch hervorragend besetzt. Umso wertvoller ist dieser Erfolg für mich, über den ich unheimlich froh bin.“

Der Durchmarsch von Washington war Štěpáneks fünfter Turniersieg in seiner Profikarriere. Und er brachte ihn auch in der Weltrangliste wieder einen großen Schritt nach vorn – von Rang 54 auf den 27. Platz.

Cross-Country-EM: Kulhavý verteidigt Titel

Jaroslav Kulhavý  (Foto: ČTK)
Weltranglisten werden auch in anderen Sportarten geführt, zum Beispiel im Mountainbiking. Das diesjährige Ranking in der olympischen Disziplin Cross-Country wird dabei vom Tschechen Jaroslav Kulhavý angeführt. Ein Grund mehr, ihn vor der diesjährigen Europameisterschaft, die am vergangenen Wochenende im slowakischen Dohňany ausgetragen wurde, in die Favoritenrolle zu drängen. Diese Rolle aber teilte er sich mit dem zweifachen französischen Olympiasieger Julien Absalon, der beim vorjährigen EM-Gewinn von Kulhavý in Israel nicht am Start war. Die erhoffte Titelverteidigung wurde Kulhavý also wahrlich nicht in den Schoß gelegt. Umso größer war die Freude bei dem 26-Jährigen, als sie ihm nach einer taktischen Meisterleistung dann tatsächlich gelang:

Jaroslav Kulhavý  (Foto: ČTK)
„Das Rennen war alles andere als einfach, besonders die erste Rennhälfte, als ich mich noch etwas müde vom vorherigen Training gefühlt habe. Dennoch lässt sich sagen, dass es das Rennen eines Trios war, zu dem neben dem Schweizer Florian Vogel eben auch Julien Absalon gehörte. Ich habe das Rennen erst in der letzten Runde für mich entschieden, als ich mich von Julien lösen konnte und einen wertvollen Vorsprung herausfuhr.“

Fifa-Schiedsrichterin Damková beendet erfolgreiche Karriere

Dagmar Damková  (Foto: ČTK)
Am vergangenen Sonntag fand in Mladá Boleslav eigentlich ein ganz normales Fußball-Punktspiel der tschechischen Gambrinus Liga statt; die Gastgeber gingen nach dem Abpfiff als 1:0-Sieger über den 1. FC Slovácko vom Platz. Der Schlusspfiff aber wurde von einer Frau vollzogen, die damit gleichzeitig ihr eigenes Karriere-Ende einläutete. Die Rede ist von der tschechischen Schiedsrichterin Dagmar Damková, die nach der Partie ihre Fußballschuhe und die Pfeife quasi an den Nagel hing. Der Grund: Die 36-Jährige aus Plzeň / Pilsen ist als neues Mitglied in die Schiedsrichterkommission der Europäischen Fußball-Union (Uefa) aufgerückt. Weil diese Funktion weitere Einsätze als Referee nicht erlaubt, entschied sie sich für die neue Aufgabe:

„Ich musste eine Entscheidung treffen, und die lässt sich jetzt nicht mehr zurücknehmen. Die Türen für eine Rückkehr als Schiedsrichterin sind immer offen, aber ich frage mich bereits, ob ich das überhaupt will. Denken Sie zum Beispiel an Michael Schumacher, der in die Formel 1 zurückkam, aber nur noch hinterherfährt. Man soll bekanntlich auf dem Höhepunkt aufhören, dann aber noch einmal zurückzukehren, ist wohl nicht das Wahre. Wenn man erst einmal draußen ist, wird es danach umso schwerer.“

Dagmar Damková  (Foto: ČTK)
Im ansonsten ziemlich tristen tschechischen Fußball-Alltag hinterlässt die ausgebildete Englisch-Lehrerin nun allerdings eine große Lücke, meint ein Fan:

„Dagmar Damková war in der tschechischen Liga nach langer Zeit eine Akteurin, der man besonders gern zuschaute. Ich habe auch ihr erstes Spiel als Hauptschiedsrichterin in der ersten Männerliga gesehen, das war im Oktober 2003. Seit dieser Zeit war sie immer ein Lichtblick in den Punktspielen.“

Dagmar Damková  (Foto: ČTK)
Damková war 15 Jahre lang Schiedsrichterin, und in dieser Zeit hat sie fast alles erreicht, was möglich war. Im Frauen-Fußball leitete sie nacheinander das Endspiel der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking, das EM-Finale 2009 und das Finale der Champions League in diesem Jahr. Zuletzt war sie auch bei der Frauen-WM in Deutschland im Einsatz. Dass Sie in der Männerdomäne Fußball beliebt war und ist, brachten ihr nach dem letzten Pfiff ihrer Karriere auch die Spieler der beiden Mannschaften in Mladá Boleslav zum Ausdruck:

„Fast alle haben mir ein Küsschen gegeben und mir alles Gute für die neue Kariere gewünscht. Adrian Rolko war besonders witzig, er wollte mit mir das Trikot tauschen.“

Traditionsverein Dukla Prag will wieder feste Größe in erster Liga werden

Dukla Praga  (Foto: ČTK)
Neben dem Abschied von Dagmar Damková als Schiedsrichterin hat die höchste tschechische Fußball-Liga aber auch andere Neuheiten zu bieten. Für Prager sind es sehr erfreuliche, denn nach dem Aufstieg von Dukla Prag and Viktoria Žižkov sind jetzt gleich fünf Hauptstadtvereine im Oberhaus vertreten. Besonders bemerkenswert ist dabei die Rückkehr des einstigen Armeeclubs Dukla, der früher zur Créme de la Créme des tschechoslowakischen Fußballs gehörte. Dukla war elfmal Meister und neunmal Pokalsieger in der ehemaligen ČSSR. Darüber hinaus standen die Gelb-Roten in der Saison 1967/68 im Halbfinale des Europacups der Landesmeister und 1986 im Halbfinale des europäischen Wettbewerbs der Pokalsieger. Nach der Wende aber, als die alten Strukturen zusammenbrachen, fiel auch dieser Traditionsverein auseinander. Wegen finanzieller Probleme stürzte Dukla 1994 in die dritte Liga ab und wurde danach unter anderer Flagge weitergeführt – als Fußballklub der mittelböhmischen Stadt Příbram. Der völlige Neuanfang gelang den Pragern erst 2007 durch einen Zusammenschluss mit dem mährischen Verein aus Jakubčovice, der damals nach oben strebte. Diesen Schub übernahm der neue Dukla-Club, um binnen vier Jahren bis in die Gambrinus Liga durchzustarten. Nach 17 Jahren gehört Dukla Prag also wieder zu den Top 16 in Tschechien. Und das soll jetzt auch so bleiben, betont der Vorstandsvorsitzende des Clubs, Martin Lafek:

Martin Lafek  (Foto: Archiv Dukla Prag)
„Wir haben ein Ziel erreicht, und die erste Liga sehen wir als Herausforderung. Wir wissen, dass auf uns jede Menge Arbeit wartet, doch wenn ich nur die ehemaligen Spieler beobachte, die Dukla damals zum Ruhm verholfen haben, dann spüre ich: Sie sind alle froh, dass Dukla wieder zurück ist. Wir glauben fest daran, dass das nicht für kurze Zeit sein wird.“

Auch Verteidiger Pavel Hašek, der Sohn des erst vor kurzem zurückgetretenen tschechischen Verbandspräsidenten Ivan Hašek, ist optimistisch:

„Wir werden ganz gewiss nicht die Prügelknaben der ersten Liga sein. Wir denken von Spiel zu Spiel und wollen so oft gewinnen, wie es geht. Ich bin überzeugt, dass der Unterschied zwischen der ersten und zweiten Liga nicht so riesig ist.“

Luboš Kozel  (Foto: Archiv Dukla Prag)
Nun nach zwei Spieltagen, an denen Dukla jeweils zu Hause spielte, kann man festhalten: Der Aufsteiger ist nach einem Remis und einem Sieg gut in der Liga angekommen. Insbesondere das 4:2 über Budweis am letzten Wochenende machte auch Trainer Luboš Kozel sichtlich zufrieden:

„Jeder Sieg ist erfreulich, und für uns als Neuling nach 17 Jahren ganz besonders. Mich freut vor allem, wie wir uns heute aus der Affäre gezogen haben. Das Spiel lief für uns zunächst nicht sehr günstig, auch unser Spiel war nicht gut, die Mannschaft aber hat gezeigt, dass sie Charakter hat. Sie hat nach dem Rückstand Druck gemacht und nach dem Ausgleich das Ergebnis noch gedreht. Und dass wir vier Tore geschossen haben, ist für mich die positivste Erkenntnis.“

Und das freut ganz sicher auch die bereits erwähnten ehemaligen Top-Spieler des Vereins wie Torwart Ivo Viktor oder die Stürmer Zdeněk Nehoda und Ladislav Vízek, die auch heute noch eng mit dem Traditionsclub verbunden sind und so oft es geht kommen, um ihren Nachfolgern zuzuschauen. Für den wohl berühmtesten unter den alten Dukla-Stars aber ist bereits mit dem Aufstieg ein Herzenswunsch in Erfüllung gegangen. Die Rede ist von Europas Fußballer des Jahres 1962, Josef Masopust, der Radio Prag anlässlich seines 80. Geburtstages vor einem halben Jahr offenbarte:

„Wir haben die große Chance, in die erste Liga aufzusteigen. Wenn wir das schaffen, wäre ich sehr froh, denn das würde ich nur zu gern noch erleben!“

Autor: Lothar Martin
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