Nacht von Belgrad: Panenka und Maier trafen 35 Jahre nach EM-Finale in Prag zusammen

Antonín Panenka (Mitte) und Sepp Maier (rechts) in der Deutschen Botschaft (Foto: Marc Bader)

Die Elf des Deutschen Fußballbundes hat viele Titel gewonnen. Einer aber entging ihr, obwohl sie der Favorit war. Am 20. Juni 1976 wurde die Mannschaft um Franz Beckenbauer und Dieter Müller im EM-Finale von Belgrad vom Außenseiter Tschechoslowakei auf denkwürdige Weise geschlagen: im ersten Elfmeterschießen in einem großen Finale und durch den frechsten Elfmeter der EM-Geschichte. Die Mannschaft der damaligen ČSSR gewann damals ihren einzigen Europameistertitel. Held des Abends war Antonín Panenka. Beim letzten Elfmeter besaß er die Dreistigkeit, den Ball nicht zu schießen, sondern in die Mitte des Tores zu lupfen. Bereits am Boden liegend konnte der deutsche Torwart Sepp Maier nur noch verdutzt zuschauen. Am Montag, genau 35 Jahre später, sind Antonín Panenka und Sepp Maier in Prag erneut zusammengetroffen.

Antonín Panenka  (Mitte) und Sepp Maier  (rechts) in der Deutschen Botschaft  (Foto: Marc Bader)
Bei einer Talkshow in der Deutschen Botschaft gedachten Panenka, Maier und weitere Akteure der Nacht von Belgrad. Am Rande der Veranstaltung, die von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert wurde, antworteten sie auch auf die Fragen von Radio Prag. Gerne erzählt Antonín Panenka noch heute, warum er damals den Lupfer wählte, obwohl auf dem Mittelfeldspieler von Bohemians Prag die Last der Entscheidung lag. Zuvor hatte Uli Hoeneß seinen Elfmeter in den Belgrader Nachthimmel geschossen. Panenka hatte damit den EM-Titel auf dem Fuß:

„Ich war schon zwei Monate vor der Europameisterschaft überzeugt, dass ich – wenn ein Elfmeterschießen kommt – so schießen werde. Ich habe in dieser Situation gesehen, dass es die leichteste Art ist, ein Tor zu erzielen. Ich hatte einen Vorteil, weil bis dahin niemand wusste, dass ich den Elfmeter auf diese spektakuläre Art schieße. Und Sepp Maier war niemals im Bohemians-Stadion, er hat also nicht sehen können, dass ich auf diese Art schieße.“

Knapp 40 Mal hat Panenka im Laufe seiner Karriere per Lupfer vom Elfmeterpunkt eingenetzt. Er sagt: Nimmt der Elfmeterschütze mindestens fünf Schritte Anlauf, dann bleibt kein Torhüter stehen:

„Ich war nicht 200 Prozent, sondern 1000 Prozent überzeugt, dass ich das Tor schieße. Ich habe das gewusst“, so Panenka.

Während das tschechoslowakische Team und insbesondere Panenka auf ein Elfmeterschießen bestens vorbereitet waren, haben die deutschen Spieler bis kurz vor dem Finale noch nicht einmal geahnt, dass es zu einem Elfmeterschießen kommen könnte. Der damalige Nationaltorhüter Sepp Maier:

„Bei uns ist DFB-Präsident Neuberger in die Kabine gekommen und hat gesagt: ´Jungs, passt auf, heute wird das Spiel entschieden.´ Da haben wir gesagt: ´Wieso entschieden?´ Da hat Neuberger gesagt: `Wenn es unentschieden auch nach der Verlängerung steht, dann gibt es heute zum ersten Mal in der Geschichte des Fußballs ein Elfmeterschießen.´ Aber wir haben entgegnet: ´Herr Präsident, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen, es gibt kein Elfmeterschießen, die putzen wir sowieso weg.´ Das haben wir dann ja gesehen, wie es gelaufen ist. Wir waren uns schon so sicher eigentlich...“

Bis dahin war bei Gleichstand nach Verlängerung zwei Tage später immer ein Wiederholungsspiel ausgetragen worden. Im Finale von Belgrad stand es nach 120 Spielminuten 2:2 unentschieden zwischen der Bundesrepublik und der Tschechoslowakei. Also Elfmeterschießen mit der letzten Überraschung ganz am Ende. Torhüter Maier wird nachgesagt, er sei viele Jahre lang schlecht auf Antonín Panenka und seinen Lupfer zu sprechen gewesen. Heute behauptet Sepp Maier, seinem damaligen tschechischen Gegenspieler schon längst vergeben zu haben:

„Als Torwart ist man da voll konzentriert und alles. Und da schießt er so einen Elfmeter. Und wenn er sagt, er hat in seiner Karriere 35 oder 40 Elfmeter so geschossen, dann ist das seine Sache. Sicher schaut man ein bisschen blöd aus, aber wenn er so abgebrüht ist und riskiert das immer, aber es hat 35 Mal geklappt: Da kann man nur gratulieren. Das nächste Mal weiß ich´s, da bleibe ich stehen.“

Am Montagabend konnten Panenka und Maier jedenfalls ohne Probleme miteinander über die Bilder von damals schmunzeln.

Autor: Till Janzer
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