„Als ob die Deutschen uns aufkaufen würden“ – vor 20 Jahren stieg VW bei Škoda ein
Über 70.000 Besucher und die politische Prominenz des Landes trafen sich am Freitag und Samstag im mittelböhmischen Mladá Boleslav / Jungbunzlau zu einer besonderen Feier: Just vor 20 Jahren war der Volkswagen-Konzern beim Autobauer Škoda eingestiegen. Auf diese Weise konnte das daniederliegende tschechische Unternehmen gerettet werden. Es war der Start einer außerordentlichen Erfolgstory. Denn schon seit Jahren ist Škoda die Vorzeigefirma aus Tschechien und der unternehmerische Stolz des Landes.
„Ich muss sagen, die Versuchung, sich mit Renault zu einigen, war groß. Denn damals verzeichneten fast nur Deutsche Erfolge als Investoren. Ich habe jede Woche die Statistiken auf den Tisch bekommen. Zu 80 Prozent hatten die deutschen Unternehmer Erfolg, weil sie das hier relativ gut kannten, sie hatten Erfahrung aus der früheren DDR, sie kannten die Abläufe in den Ministerien. Die Amerikaner fuhren am dritten Tag wieder ab, die Japaner schon am zweiten, weil sie nichts verstanden.“
Die tschechische Regierung wollte das große deutsche Übergewicht ausgleichen, aber das französische Angebot war deutlich schlechter, wie Pithart sagt:„Entscheidend war die Vorstellung der Franzosen über das Schicksal des Logos und der Marke Škoda. Wir wollten es behalten, für Renault war das unannehmbar. Volkswagen hatte damit keine Probleme. Das entschied damals, obwohl wir wussten, dass das sehr unpopulär sein wird. Es sah so aus, als ob uns allein die Deutschen aufkaufen würden.“
Im Dezember 1990 traf die tschechische Regierung ihre Entscheidung. Nachfolgend unterschrieb Pithart mit Volkswagen-Chef Carl Hahn einen Vertrag, der am 16. April 1991 in Kraft trat. Mit 31 Prozent stieg der Wolfsburger Konzern bei Škoda ein. Seit dem Jahr 2000 besitzt VW auch die restlichen 69 Prozent der Aktiengesellschaft, die damals entstand.
Heute gilt Škoda als Vorzeigeprojekt tschechisch-deutscher Zusammenarbeit. Selbst Staatspräsident Klaus, der damals als Minister vor einem Ausverkauf des Landes an Ausländer warnte, stand am Freitag einträchtig neben den VW-Bossen, die zur Feier nach Mladá Boleslav gekommen waren. Mit dem deutschen Kapital wurde Škoda in den vergangenen 20 Jahren zu einem vollwertigen Autohersteller ausgebaut. In diesem Jahr strebt die Firma einen Verkauf von 800.000 Autos an. Ein neuer Rekordwert, wie Martin Jahn sagt, einst bei Škoda und heute Leiter des internationalen Flottengeschäfts und des Mehrmarkenvertriebs im VW-Konzern:„Škoda hat seit dem Einstieg von Volkswagen seine Modellreihe deutlich ausgeweitet. Heute verkauft das Unternehmen fast viermal mehr Autos als damals. Anfang der 90er Jahre hatte Škoda nur eine einzige Modellreihe, heute sind es fünf und bald schon sieben. Zudem halte ich das Image von Škoda für wichtig. Das Unternehmen macht der ganzen Tschechischen Republik weltweit einen guten Namen.“Und Vratislav Kulhánek, lange Jahre Vorstandsvorsitzender bei Škoda, ergänzt:
„Der erste entscheidende Moment war der Felicia, das Auto mit unterschiedlichen Motoren im Angebot. Erst der Octavia führte aber zu einem wirklichen Bruch in der Geschichte von Škoda.“
Der erste Felicia lief 1994 vom Band, der erste Octavia zwei Jahre später. Seitdem hat Škoda begonnen, auch die Weltmärkte zu erobern.