Festival „Rundfunkherbst“ im Zeichen polnischer Musik
Der Prager Frühling ist zweifelsohne das bekannteste internationale Musikfestival, dessen Gastgeber die tschechische Hauptstadt ist. Mit der Zeit sind in der Moldaumetropole weitere internationale Festspiele entstanden. Ein Neuling unter den Prager Musikfestivals ist der „Rozhlasový podzim“ – zu Deutsch etwa der „Rundfunkherbst“. Er wurde vom öffentlich-rechtlichen Tschechischen Rundfunk ins Leben gerufen. Nach einem „Testlauf“ im vergangenen Jahr wird der erste Rundfunkherbst am 12. Oktober im Prager Rudolfinum eröffnet. Radio Prag sprach mit dem Festivaldramaturgen Jan Simon, der auch Intendant des Rundfunksinfonieorchesters ist:
Herr Simon, wodurch unterscheidet sich der „Rundfunkherbst“ von anderen internationalen Musikfestivals in Prag?
„Die Idee ist dadurch entstanden, dass seit Jahren ausländische Rundfunkorchester in Prag gespielt haben. Aber nie wurden diese Konzerte systematisch organisiert. Letztes Jahr, als das Musikfestival ´Prager Herbst´ Pleite gegangen ist, entschieden wir uns mit dem Management des Tschechischen Rundfunks die Idee mit der Präsentation der Rundfunkorchester in Prag in die Tat umzusetzen. Wir haben damals ausschließlich Orchester, die mit öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten verbunden sind, nach Prag eingeladen. In diesem Jahr ist der Schwerpunkt des Festivals die polnische Musik, denn vor 200 Jahren wurde Fryderyk Chopin geboren. Da sich aber fast alle Festivals in diesem Jahr mit Chopins Musik befassen, haben wir gedacht, dass es besser wäre, die Konzerte auf Chopin, seine Zeitgenossen und Nachfolger zu konzentrieren.“
Ursprünglich sollte der polnische Komponist Wojciech Kilar persönlich am Festival teilnehmen. Dies ist aber wegen seiner Krankheit nicht mehr möglich.„Es hat uns sehr gefreut, dass er kommen wollte. Wenn man Wojciech Kilar erwähnt, weiß ich nicht genau, in wie weit es dem breiteren Publikum klar ist, um welche Persönlichkeit es sich handelt. Aber wenn man hinzufügt, dass Kilar Filmmusik für Filme von berühmten Filmregisseuren schrieb wie Roman Polanski, Francis Ford Coppola oder Andrzej Wajda, dann werden die Leute schon wissen, um welchen Komponisten es geht. Und es kann uns gelingen, auch diejenigen, die sich nicht gerade für die Gegenwartsmusik interessieren, für den Besuch der Festivalkonzerte zu gewinnen.“
Wie groß ist das Interesse für die Festivalkonzerte? Ein Konzert ist angeblich schon ausverkauft oder?„Inzwischen sind schon zwei Konzerte ausverkauft: das Abschlusskonzert mit dem Nationalen Sinfonieorchester des polnischen Rundfunks aus Katowice mit dem Dirigenten Tadeusz Strugała und dem Pianisten Ian Fountain. Zu unserer Überraschung ist auch das Konzert der Preisträger des Rundfunkwettbewerbs Concertino Praga ausverkauft. Es freut uns sehr, dass das Interesse für junge Virtuosen so stark ist.“
Die ausländischen Musikliebhaber haben aber auch die Chance, die Mehrheit der Konzerte zu Hause zu hören. Gilt es auch für das Publikum in Deutschland?„Dies ist der Vorteil des Tschechischen Rundfunks. Er ist Mitglied der Europäischen Rundfunkunion (EBU) und im Rahmen des Angebots unter den einzelnen Sendern werden alle Konzerte mitgeschnitten. Sie werden entweder in einer Live-Übertragung oder später zur Sendung angeboten. Soviel ich weiß, werden viele deutsche Sender dieses Angebot nutzen.“
Das Festival findet vom 12.–16. Oktober in Prag statt. Mehr über das Festival finden Sie unter www.rozhlasovypodzim.cz.