Mit Vers und Sirene gegen Lohnkürzungen: Staatsbedienstete demonstrieren in Prag
Verglichen mit Frankreich sind die tschechischen Gewerkschafter eher zurückhaltend, was die Bereitschaft anbelangt, ihre Forderungen laut auf der Straße zum Ausdruck zu bringen. Die tschechische Hauptstadt erlebte größere Proteste unzufriedener Arbeitnehmer bislang nur selten. Am Dienstag haben jedoch die Staatsbediensteten die Geduld verloren und gegen die geplanten Lohnkürzungen im Prager Stadtzentrum demonstriert.
„Uns stört vor allem die Tatsache, dass die Ethik der Polizeiarbeit keine Rolle mehr spielt. Die Sicherheit ist wirklich gefährdet. Der Finanzminister, der über die Verteilung der Gelder entscheidet, ist meiner Meinung nach für die schlechte Entwicklung der öffentlichen Finanzen selbst mitverantwortlich. Daher soll er zurücktreten.“
Die Regierung Nečas will nächstes Jahr bei den Staatsbediensteten umgerechnet an die 400 Millionen Euro einsparen. Dies würde zu Lohnkürzungen um etwa zehn Prozent führen. Das Kabinett beabsichtigt zudem die Tarifstruktur zu ändern, was für die Gewerkschaften unannehmbar wäre.An der Protestkundgebung nahmen rund 35-40.000 Menschen von Gewerkschaftsverbänden und Bürgerinitiativen teil. Mit dabei waren auch Vertreter anderer Verbände aus Justiz- und Zollverwaltung, Schulwesen, Gesundheits- und Sozialwesen. Möglicherweise der Auftakt zu einer ganzen Reihe von Großdemonstrationen gegen das Sparpaket der Nečas-Regierung.