Pressekommentare zur Aufhebung der Mietpreisbindung in Tschechien

Die tschechische Presse hat sich in ihren Kommentaren am Dienstag besonders auf das Ende regulierter Mietpreise eingeschossen. Für fast 85 Prozent der Wohnungen sind derzeit die Mieten noch reguliert. Mit Beginn kommenden Jahres fällt die Mietpreisbindung in den meisten Gebieten Tschechiens weg. Zuvor waren über Jahre die regulierten Mieten schrittweise an die Marktpreise herangeführt worden.

Werbung | Foto: Barbora Němcová,  Radio Prague International
Im September werden zum ersten Mal freie Mietverträge für vorher mietpreisgebundenen Wohnraum abgeschlossen – die Höhe der Miete bestimmt sich dann durch die Absprache zwischen Vermieter und Mieter. Viele der bisherigen Nutzer mietpreisgebundenen Wohnraums haben Angst, dass es nun sehr teuer für sie würde. Fachleute beruhigen indes. Auch Lenka Zlámalová kann in ihrem Kommentar in der Zeitung Lidové noviny die Angst nicht nachvollziehen. Sie schreibt vielmehr:

Foto: Archiv Radio Prag
„Viele Nutzer mietpreisgebundenen Wohnraums könnten im Gegenteil die Politiker verklagen, weil sie derzeit zu hohe Mieten zahlen. Die Mieten am freien Markt sind nämlich an einigen Orten unter die regulierten Mieten gesunken. Und der Abstand wird sich wohl noch weiter vergrößern. In der Phase des größten Wohlstands und der billigen Hypotheken wurden viele Wohnungen gebaut. Viele Leute haben sich diese dann als scheinbar billige Investition gekauft. Sie haben erwartet, dass die Mieten noch weiter steigen. Mittlerweile haben sie aber Probleme, Mieter zu finden, und gehen mit den Preisen nach unten.“

In der Mladá fronta Dnes teilt auch die Wirtschaftsredakteurin Milena Geussová diese Sicht. Sie verweist zudem darauf, dass in einigen Teilen Tschechiens wie Ústí nad Labem / Aussig in Nordböhmen und Ostrava / Ostrau in Nordmähren noch bis 2012 die Mietregulierung erhalten bleibt. Die dortigen Nutzer mietpreisgebundenen Wohnraums hätten am meisten zu fürchten:

„Am absurdesten ist wohl, dass diejenigen, die bisher gut geschützt wurden, bei der Deregulierung der Mieten am meisten draufzahlen. Zum Beispiel indem die Mieten um 140 Prozent angehoben werden. Und diese leben ausgerechnet in den ärmsten Gegenden der tschechischen Republik.“