Städte-Ranking: Prag trotz guter Platzierung noch weit hinter Wien zurück

Moldaumetropole Prag

Prag und Budapest sind touristische Perlen unter den Ländern, die erst seit sechs Jahren zur EU gehören. Aber kann die tschechische Hauptstadt beispielsweise auch beim Lebensstandard im EU-Vergleich mithalten? Und ist sie unternehmerfreundlich? Auf die letzte Frage hat jetzt eine Studie der Consulting-Firma Roland Berger Strategie Consultants eine erste Antwort gegeben.

Prag  (Foto: www.czechtourism.cz)
Prag ist die unternehmerfreundlichste Stadt in den postkommunistischen Ländern Mittel- und Osteuropas. Zu dieser Region wird aber auch Österreich gezählt, und das macht sich im Ranking auch sofort bemerkbar. Wien siegte deutlich mit knapp 90 Punkten. Prag folgt mit 70,8 Punkten auf Platz 2, dahinter kommt Budapest. Die Rangliste wurde auf der Grundlage von 27 Kriterien erstellt. Monika Lysá von der Consulting-Firma Roland Berger nennt die Vorzüge und Nachteile von Prag:

„Infrastruktur, Kultur, Freizeitangebote und die Bildungsabschlüsse der Gymnasiasten, auf die ein nachfolgender Arbeitgeber bauen kann, gehören zu den starken Seiten der Hauptstadt Prag. Demgegenüber kritisiert werden das Gesundheitswesen und die schlechten Umweltbedingungen im Stadtzentrum. Letztere sind auf den sehr starken Autoverkehr zurückzuführen.“

Prag
Bei vier Kriterien hat Prag den ersten Platz belegt. Spitze ist die Moldaumetropole vor allem in den Bereichen Kultur- und Freizeitangebote. Hier wurde vor allem die hohe Zahl an Theatern, Kinos und Museen hervorgehoben. Aber auch die Anzahl der Konzerte internationaler Musiker, die relativ hohe Besucherzahl in Museen und die vielen Touristen, die die Stadt besuchen, wurden als Pluspunkte herausgestrichen. Demgegenüber stehen jedoch auch gleich ein paar Kritikpunkte, die weitere Touristen eher von einem Prag-Besuch abhalten. Trotz der sehr großen Anzahl an Bars und Restaurants wird nämlich die niedrige Qualität der Bedienung und das ungerechtfertigte Preis-Leistungs-Verhältnis im Gastronomie- und Hotelgewerbe weiter bemängelt. Auch der anhaltend schlechte Ruf der Prager Taxifahrer hat ein noch besseres Ergebnis verhindert.

In den einzelnen Wertungen schaffte es Prag insgesamt 17 Mal auf die Plätze eins bis drei. Wien hat drei Podestplätze und sieben Topränge mehr als Prag auf dem Konto. Frappierend ist jedoch der Unterschied in der Gesamtpunktzahl. Während Wien es da mit jeder Stadt der Welt aufnehmen kann, liegt Prag in der Bewertung des Lebensstandards weltweit nur im Mittelfeld. Constantin Kinský, der Direktor des tschechischen Büros von Roland Berger Strategie Consultants, sieht hier besonderen Nachholbedarf für Prag:

„Um international konkurrenzfähig zu sein, muss Prag eine Strategie entwickeln, die sich an den besten europäischen Städten orientiert. Ein echter Gradmesser ist da besonders Wien. Prag muss es vor allem gelingen, internationale Firmen nach Tschechien zu locken, damit die Moldaustadt auf Dauer als ein vitales regionales Zentrum angesehen wird.“

Das Ergebnis der Studie habe klar gezeigt, dass Prag ein gutes Potenzial für eine unternehmerfreundliche Großstadt habe. Um aber international auf Dauer attraktiv zu sein, müssen auch neue Trends, wie beispielsweise behindertenfreundliche Einrichtungen und Verkehrsmittel, noch viel stärker berücksichtigt werden, betont Kinský.