Traumjob: Blumengießerin im Verkehrsministerium

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„Möchtest du nicht Gärtnerin werden?“, fragte mich am Donnerstagmorgen ein Bekannter am Telefon. Den Sinn der Frage habe ich in dem Moment nicht begriffen. Denn unter meinen Freunden hat sich längst herumgesprochen, dass in meinem Haushalt nicht einmal die Wüstenpflanzen überleben. Mein Bekannter fuhr fort: „Die Gießkanne kannst du doch in der Hand halten. Guck dir die Zeitung an, wie lukrativ Blumengießerei sein kann.“ Wirklich, der Mann hatte Recht. Auf der Titelseite der Mladá fronta Dnes las ich die Schlagzeile: „Das Gießen einer Blume kostete 460 Kronen monatlich, also etwa 18,50 Euro.“

Wo wurden die Gärtner so großzügig belohnt? Nicht etwa in einem historischen Schlossgarten, sondern im Prager Verkehrsministerium! Da insgesamt 125 Pflanzen die Räumlichkeiten der Behörde schmücken, wurde das monatliche Blumengießen mit mehr als 57.000 Kronen, also fast drei tschechischen Durchschnittslöhnen, bezahlt.

Auf diese Summen sowie auf weitere, manchmal fast amüsante Aufträge stieß man bei der Abschlussprüfung, die der neue Verkehrsminister durchführen ließ. Das Verkehrsministerium schien beispielsweise ausreichende Vorräte an recht ausgefallenen Souvenirs gehabt zu haben: Hunderte von Teddybären, die einen Schal mit dem Logo des Verkehrsressorts tragen, drängen sich im Magazin des Ministeriums neben Briefbeschwerern in Form eines Steuerknüppels, die gleichzeitig als Uhr dienen können. Natürlich war das alles keine Billigware! Das Verkehrsministerium schien eine richtige Goldgrube für Souvenirhersteller, aber auch für Wartungsfirmen und Floristen gewesen zu sein.

Die lukrativen Aufträge gehören nun aber der Vergangenheit an. Jetzt heißt es sparen. Der neue Chef des Ressorts hat sich von den verschwenderischen Beamten verabschiedet. Schade eigentlich, denn ein Job als gut bezahlte Blumengießerin würde bestimmt nicht nur mir gefallen.

Ja, antwortete ich schließlich auf die Frage meines Bekannten. Ich wäre dann aber nicht die „Gärtnerin aus Liebe“ wie in der Mozarts Oper „La finta giardiniera“, sondern eher eine plumpe Gärtnerin aus Profit. Einen Opus „La giardiniera utilitaristica“ hat bislang übrigens noch keiner komponiert.