Projekt "Sieben Laboratorien" hilft praxisnahe Ausbildung zu sichern

Formel Student

Die Ausbildung an den Schulen und Universitäten der Tschechischen Republik hat immer noch zu wenig Praxisbezug – diese Kritik ist häufig von Unternehmensseite zu hören. Es gibt aber auch einige positive Beispiele, die den Anforderungen der Wirtschaft durchaus gerecht werden. Dazu gehört ein Projekt der TU in Prag.

Vor gut einem Monat hat die Technische Hochschule in Prag (ČVUT) über das wissenschaftliche Projekt von sieben Laboratorien informiert, die gegenwärtig unter ihrem Dach betrieben werden. Diese Laboratorien werden aus EU-Geldern, aus staatlichen Zuschüssen und durch Sponsorengelder finanziert. In die Ausstattung der Laboratorien wurden umgerechnet rund 20 Millionen Euro gesteckt. Was es mit diesem Projekt auf sich hat, erklärt der Rektor der Hochschule, Václav Havlíček:

Václav Havlíček
„Mit der Schaffung der Laboratorien können wir mehreren Teams von jungen Leuten, die von der Forschung begeistert sind, eine wissenschaftlich-experimentelle Arbeit mit Spitzentechnologie gewährleisten. Die sieben neu entstandenen Laboratorien sind allesamt Projekte der Fakultät für Maschinenbau. Sie ermöglichen den Studenten mit Technologien zu arbeiten, die von der Automobilindustrie über biomedizinische Anwendungen bis hin zu Anwendungen in der Informatik reichen.“

Gleich zwei der sieben Laboratorien sind Forschungsprojekte im Bereich der Automobilindustrie. Eines davon trägt den Namen CTU CarTech. Projekt-Manager Radek Tichánek stellt es vor:

„Bei diesem Projekt erhalten Studenten die Möglichkeit, ihre Ideen bei der Entwicklung und beim Bau eines Rennautos für die ´Formel Student´ einzubringen und umzusetzen. Mit ihrem selbst gebauten Einsitzer-Rennauto starten sie dann auch bei einem Studentenrennen in Deutschland.“

Formel Student, das ist eine Rennserie, bei der Maschinenbau-Studenten auf Rivalen von anderen, zum Teil renommierten internationalen Universitäten aus der ganzen Welt treffen. Um aber überhaupt konkurrenzfähig sein zu können, arbeiten die Studenten schon das dritte Jahr mit dem tschechischen Autokonzern Škoda zusammen. Im vergangenen Jahr feierten sie ihre Rennpremiere:

Formel Student  (Foto: www.ct24.cz)
„Ich würde sagen, wir haben bei unserer Feuertaufe wie ein typischer Neuling abgeschnitten. Unsere Gegner waren Teams, die schon zehn Jahre und länger dabei sind. Mit denen können wir uns momentan noch nicht messen. Mit den Neulingen aber konnten wir gut mithalten, denn unter ihnen sind wir meines Wissens nach Zweiter oder Dritter geworden.“

Ähnlich wie in der Formel 1 müssen auch die Teilnehmer der Formel Student zu jeder neuen Saison einen neuen Rennwagen präsentieren. Der soll natürlich schneller, sicherer, effizienter sein als sein Vorgänger. Die Prager Studenten wissen demnach ganz genau, was für diese Saison noch zu tun ist:

„Wir müssen vor allem die Konstruktion des Rennautos verbessern. Der Weg dorthin führt nur über eine Optimierung des Fahrzeuggewichts. Wir haben deshalb alle Bauteile des Wagens soweit überarbeitet, dass wir im Ergebnis an Material eingespart haben.“

Formel Student auf der Amper-Messe  (Foto: www.cartech.cvut.cz)
Den Studenten steht dafür an der Fakultät für Maschinenbau das Laboratorium mit mehreren Maschinen und einer Fahrzeugwerkstatt zur Verfügung. Außerdem arbeiten sie mit ihren Kommilitonen von der Elektrotechnischen Fakultät zusammen, die wiederum die Elektrik für den Wagen liefern. Erfindergeist gepaart mit der Anwendung neuester Materialien und Technologien – das ist es, was dieses Projekt auch für die Škoda Auto-Werke in Mladá Boleslav so interessant macht. Es wird deshalb von Škoda unterstützt. Škoda-Sprecher Jaroslav Černý:

„Škoda Auto unterstützt dieses Projekt, die Formel Student, aus zwei Gründen: Zum ersten ist es ein wichtiger Teil für unser Personal-Marketing, und zweitens ist es ebenso wichtig für unsere Entwicklung und Forschung. Bei diesem Projekt können die Studenten zeigen, was für ein Potenzial und welche neue Ideen sie haben. Ideen, die wir danach in unserer Entwicklung und Forschung nutzen können. Für uns ist wichtig, dass die Studenten auch während des Studiums eine praktische Ausbildung haben. Nur so können wir die Studenten anschließend sofort in unserer Firma nutzen. Ansonsten nimmt es noch viel Zeit in Anspruch, wenn wir die Studenten noch weiter ausbilden müssen. Und das kostet Geld.“

Projekt-Manager Tichánek stellt jedoch klar, dass das Rennauto immer noch von den Studenten selbst gebaut wird:

„Das Projekt ist weltweit nur für Studenten ausgeschrieben. Professionelle Ingenieure aus der Automobilbranche dürfen darin nicht direkt eingreifen. Das ist die Grundidee des Projektes: Alles entwickeln, erarbeiten und bauen die Studenten selbst. Mit den Fachleuten von Škoda dürfen wir daher nur auf der Ebene von Beratungen oder der Nutzung von Materialien zusammenarbeiten.“

Bei einem weiteren Laboratorium arbeiten die Studenten auch mit einer deutschen Firma zusammen. Es ist das Mess- und Schulungszentrum Carl Zeiss, das vom gleichnamigen Unternehmen aus Thüringen unterstützt wird. Warum sich die Zeiss-Werke engagieren, dazu sagte der Leiter der Firmenabteilung Industrielle Messungen, Karel Tillinger:

Formel Student  (Foto: www.cartech.cvut.cz)
„In jedem Fall haben wir Interesse an Ergebnissen, die aus der akademischen Welt kommen. Es ist so: Wir sind eine Firma, die wirklich sehr stark technologiegetrieben ist. Schon in der Vergangenheit haben wir in der Zusammenarbeit mit der Universität Diplomarbeiten geführt. Die Ergebnisse, die wir dabei erzielt haben, haben uns in der Vorbereitung auf unsere Marktbedürfnisse und teilweise auch in der Entwicklung weitergeholfen.“

Carl Zeiss ist eine weltbekannte Firma aus Deutschland. Warum setzt sie bei Forschung und Entwicklung gerade auf die gute Zusammenarbeit mit der TU in Prag?

„Auf dem hiesigen Markt waren wir zunächst vordergründig als eine Vertriebsgesellschaft tätig. Daraus ist aber sehr schnell eine gute Zusammenarbeit entstanden. Allein schon deswegen, weil wir wissen, dass wir unsere Präsenz auf dem Markt durch eine Zusammenarbeit mit Universitäten deutlicher machen können. Zum anderen hat uns das Potenzial, was hier auf den Universitäten zur Verfügung steht, sehr stark in unseren Entwicklungsaktivitäten geholfen. Und ich muss auch sagen: Das Niveau, war wir hier auf der Technischen Universität vorgefunden haben, hat uns angenehm überrascht. Unsere Zusammenarbeit gibt es sicherlich nun schon seit 20 Jahren.“