Hochwasser im Nordosten: erstes Todesopfer und viele Menschen evakuiert

Hochwasser in Petrovice u Karviné (Foto: ČTK)

Im nordöstlichen Landesteil Tschechiens regnet es seit mehreren Tagen fast ununterbrochen. Einige Flüsse sind mittlerweile über die Ufer getreten – es herrscht höchste Hochwasser-Alarmstufe. Mehrere Orte und Stadtteile wurden evakuiert und dennoch ist bereits ein Mensch ums Leben gekommen.

Betroffen sind die Gegenden Nordmähren und Schlesien. Am gefährlichsten entwickelte sich seit Sonntag die Lage an der Olše / Olsa, einem Zufluss zur Oder an der tschechisch-polnischen Grenze. Hier haben die Überschwemmungen bereits ein Menschenleben gefordert. Eine 69-jährige Frau ertrank in der Nacht in den Fluten eines Baches nahe ihrem Haus; das Unglück geschah wohl, als sie den Wasserstand kontrollieren wollte. Teile der Städte Český Těšín / Teschen, Karviná / Karwin und Bohumín / Oderberg standen am Montag unter Wasser, an einigen Orten an Olše und Oder mussten die Menschen in Notunterkünfte gebracht werden.

Hochwasser in Petrovice u Karviné  (Foto: ČTK)
„Die Lage ist sehr angespannt, der Fluss Olše hat den höchsten Pegelstand seit 1949 erreicht, also seit die Messungen begonnen haben. Der Pegel liegt sogar höher als 1970, als die Fluten eine Brücke mitrissen und mehrere Feuerwehrleute ertranken“, so eine Sprecherin der Stadt Český Těšín im Tschechischen Fernsehen.

An Olše und Oder mussten auch mehrere Straßen und Bahnlinien gesperrt werden. Weil zugleich starker Wind wehte, waren am Montagmittag rund 13.000 Haushalte ohne Strom.

Hochwasser an der Ostravice  (Foto: ČTK)
Zweite Krisengegend ist die Bečva, die in die Morava / March und damit in Richtung Donau fließt. Vor allem am Unterlauf der Bečva stiegen im Laufe des Montags die Pegelstände weiter an. In Lipník / Leipnik trat deswegen der Krisenstab stündlich zusammen. Krisenstabsleiter Miloslav Přikryl:

„Wir haben die Öffentlichkeit informiert und sie zu Vorsicht aufgerufen. Die Menschen sollen ihr Eigentum schützen und vor allem ihre Gesundheit.“

Hochwasser an der Bečva  (Foto: ČTK)
Doch die Menschen spüren Ohnmacht, sie erinnern sich noch an die verheerenden Überschwemmungen von 1997:

„Ich beobachte die Bečva, das Wasser ist schon wieder da, dagegen kann man nichts machen“, sagte diese Frau. Und ein Mann fügte hinzu:

„Die Erwartungen sind schlimm, seit dem Jahr 1997 haben wir Angst, wir wissen nicht, was wird.“



Hochwasser in Petrovice u Karviné  (Foto: ČTK)
Gegen Montagmittag bestand in Nordmähren und Schlesien bereits an 20 Orten die dritte Hochwasserwarnstufe. Für den Nachmittag hat die Regierung sogar eine Krisensitzung einberufen. Und vor Dienstag ist keine Beruhigung in den Hochwassergebieten in Sicht, wie ein Mitarbeiter der Wasserwirtschaftsbehörde für die Oder-Gegend informierte:

„Die Pegel der Flüsse werden nicht sinken, für Montag sind anhaltende Niederschläge bis zu 35 Millimeter vorhergesagt sind. Die Lage wird sich also nicht bessern.“