Präsident Klaus: letzte Ehre für Kaczyński, Kritik an Europas Regierungsspitzen
Zwei Tage lang trauerte Tschechien am Wochenende um die Opfer des Absturzes der polnischen Präsidentenmaschine. Staatspräsident Václav Klaus, Premierminister Jan Fischer und der neue Prager Erzbischof Dominik Duka nahmen am Sonntag am Begräbnis des polnischen Präsidentenpaares in Krakau / Kraków teil. Wegen des europaweiten Flugverbotes reiste die tschechische Delegation mit der Bahn an.
Sonntagfrüh am Prager Hauptbahnhof: Pünktlich um 6 Uhr und 11 Minuten setzt sich der Eurocity „Kysuca“ in Bewegung. In der ersten Klasse sitzen der tschechische Präsident Václav Klaus, Premierminister Jan Fischer und der Prager Erzbischof Dominik Duka. Sie sind unterwegs zum Begräbnis des polnischen Präsidentenpaares in Krakau. Die Aschewolke, die den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt hat, stoppte auch die tschechische Regierungsmaschine.
„Ich fahre gerne mit der Bahn. In meiner ganzen Jugend bin ich ausschließlich mit dem Zug gefahren. Ich reise viel lieber mit der Bahn als mit dem Flugzeug. Das ist das beste Verkehrsmittel, das man bisher erfunden hat“, so Premier Fischer.Während der rund vierstündigen Reise nach Bohumín an der polnisch-tschechischen Grenze sei auch genug Zeit für die eine oder andere Erörterung mit dem Staatspräsidenten und dem Erzbischof geblieben, so Fischer. Von Bohumín musste die tschechische Delegation mit dem Auto nach Krakau weiterfahren. Den direkten Zug von Prag nach Krakau hatten die polnischen Bahnen (PKP) im vergangenen Winter eingestellt. Für Präsident Klaus hatte die ungewöhnliche Anreise sogar Vorteile:
„Es war eine wertvolle Erfahrung zu sehen, dass man so eine Reise auch mit der Bahn machen kann. In weniger als sechs Stunden waren wir in Krakau, wirklich sehr angenehm. Ich fand es interessant, die Landschaft zu beobachten. Gerade in Polen war es sehr spannend zu sehen, wie sich das Land verändert hat, was in der Ära von Präsident Kaczyński erreicht worden ist. Es sind wirklich große Fortschritte zu bemerken.“Die Bahnfahrt habe in ihm aber auch schmerzvolle Erinnerungen an seinen verunglückten Freund Lech Kaczyński geweckt. Vor wenigen Jahren seien sie nach einem Besuch in der Grenzstadt Český Těšín / Cieszyn / Teschen gemeinsam mit dem Zug von Bohumín nach Warschau gereist, so Václav Klaus im Gespräch mit dem Tschechischen Rundfunk. Verärgert zeigte sich Klaus darüber, dass viele Staatsgäste ihren Besuch wegen des Flugverbotes in letzter Minute abgesagt hatten:
„Wenn der kanadische Premier oder der australische Generalgouverneur nicht kommen, dann verstehe ich das. Die haben keine Alternative. Dass aber zahlreiche europäische Regierungschefs nicht kommen und niemand aus Brüssel, das erscheint mir unentschuldbar. Und es zeigt, dass alle diese Phrasen über die europäische Einigung wirklich nur Phrasen sind.“