Tschechischer Filmemacher Elmar Klos wurde vor 100 Jahren geboren

Vor 100 Jahren, genau am 26. Januar 1910, ist der tschechische Filmregisseur Elmar Klos geboren. Spricht man aber von Klos, muss im selben Atemzug der Name Ján Kadár genannt werden. Beide Filmemacher sind nämlich mit ihrem Schaffen gemeinsam in die Geschichte des tschechoslowakischen Films eingegangen.

Elmar Klos
Elmar Klos studierte zunächst Jura in Prag, ohne Abschluss jedoch. Erfolgreich war er aber bei der Bewerbung um den Chefposten der neu gegründeten Filmateliers in Zlín. Dort eignete sich Klos das Filmhandwerk an, indem er Reklame - und Lehrfilme drehte. Seit 1946 begann seine langjährige Zusammenarbeit mit dem slowakischen Filmemacher Ján Kadár. Sie hätten sich die Arbeit aufgeteilt, sagt der Filmhistoriker Pavel Taussig:

Ján Kadár
„Klos war aktiv vor allem bei der Filmvorbereitung, beim Drehbuchschreiben, und dann in der Abschlussphase beim Filmschnitt. Ján Kádár, der ein impulsiver Mensch war und gut mit den Schauspielern arbeiten konnte, hat die Dreharbeiten geleitet.“

Der Großteil der Filmproduktionen von Kadár und Klos gehört zu den Höhepunkten der tschechoslowakischen Kinematographie in den 1960er Jahren. Ihre ersten Streifen waren allerdings noch anders. Zum Beispiel der Film „Únos“ (Entführung) aus den 1950er Jahren. Pavel Taussig:

„Der Film ist sehr stark vom Stalinismus geprägt. Es verwundert eigentlich, dass die beiden Regisseure schon wenige Jahre darauf Filme gedreht haben, die zunächst die Fundamente des Kinos hierzulande, später aber auch die der gesellschaftlichen Verhältnisse bei uns erschütterten.“

Aber sie machten auch international Eindruck. Streifen, in denen beide Künstler zu aktuellen gesellschaftlichen Themen Stellung nahmen, nannten sie „Filme schöpferischer Zivilunruhe“. Zu diesen gehört vor allem „Der Angeklagte“ - ein Film von 1964, in dem sie politische Gerichtsprozesse der 1950er Jahre reflektierten. Im Kriegsfilm „Der Tod heißt Engelchen“ von 1963 wird die allgemeine Hurra-Begeisterung für Partisanentätigkeit gedämpft. 1966 hat das Künstlerduo mit dem Streifen „Das Geschäft in der Hauptstrasse“ den absoluten Höhepunkt seines Schaffens erreicht:

„Das Geschäft in der Hauptstrasse“
Der Film erzählt über das Leben einer Kleinstadt im Slowakischen Marionettenstaat von Hitlers Gnaden nach 1939, als die so genannte Arisierung des jüdischen Eigentums begann. Zu ihren Opfern gehört auch die alte Rosalia Lautmann, Besitzerin einer fast leeren Kurzwarenhandlung. Vor dem Hindergrund des damaligen Kriegsgeschehens spielt sich im Laden eine hinreißende Geschichte ab: Der sanfte „Arisator“ Tono ist nicht in der Lage, der alten Frau den wahren Grund seiner Präsenz im Geschäft zu erklären.

Außer einer Reihe internationaler Auszeichnungen wurde der Film 1966 auch mit dem Oscar gekürt. Nach der sowjetischen Okkupation der Tschechoslowakei im Jahr 1968 haben sich die Wege von Elmar Klos und Ján Kádár getrennt. Ihre Filme landeten für 20 Jahre im Filmtresor. Kádár emigrierte in die USA und Klos wurde von der Partei wie auch von der Prager Filmakademie FAMU ausgeschlossen. 1993 starb er in Prag. In diesen Tagen wäre er 100 Jahre alt geworden.